„An diesem Wochenende finden keine Gottesdienste in Groß St. Martin statt - unsere Gemeinschaft kommt zu einem internen Arbeitstreffen zusammen.“ Wer gemeinsam unterwegs ist, braucht auch immer wieder Zeiten, Rückschau zu halten, sich neu auszurichten, auf den Geist zu hören, was für heute wichtig und zu tun ist. Deshalb nehmen wir uns diese Zeit, um - so könnten wir mit Paulus sagen - „alles zu prüfen und das Gute zu behalten“ (vgl. 1 Thess 5,21). In jedem (gemeinschaftlichen) Leben braucht es immer wieder diesen Aufbruch, den Weg der Unterscheidung und Erneuerung.
Gleichzeitig gehen wir auch gemeinsam mit allen Schwestern und Brüdern unserer beiden Ordensinstitute und an den verschiedenen Orten unserer Gründungen einen solchen Weg der Reform und Erneuerung:
Die Kongregation für die Institute des geweihten Lebens in Rom hat im Jahr 2021 eine Apostolische Visitation unserer Monastischen Gemeinschaften von Jerusalem durchgeführt. Die Visitation schloss mit der Ernennung zweier Apostolischer Assistenten, Br. Bruno Cadoré, o.p. und Sr. Emmanuelle Maupomé, s.a.. Deren Aufgabe besteht darin, unseren beiden Instituten und jeweiligen Generalleitungen unterstützend und beratend zur Seite zu stehen, um unter Beachtung des Eigenrechts, des allgemeinen Rechts und entsprechend der vom Heiligen Stuhl gegebenen Richtlinien und Hinweise einen Unterscheidungs- und Reformprozess zu begleiten. Dieser Prozess setzte vier Schwerpunkte: unser eigenes Charisma besser zum Ausdruck zu bringen, unsere Konstitutionen zu überarbeiten, die Arbeit an der Fort- und Weiterbildung fortzusetzen, ein unserem Charisma gemäßes Ausbildungsprogramm (Ratio formationis) zu erstellen und schließlich eine Generalversammlung unserer beiden Institute, Schwestern und Brüder, mit gemeinsamen und getrennten Arbeitseinheiten abzuhalten, um so die notwendigen Entscheidungen zur Umsetzung dieses Reformprozesses zu treffen.
Seit Sommer 2022 haben sich mehrere Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit unterschiedlichen Aspekten unseres Lebens beschäftigen, damit wir auf der Grundlage dieser Überlegungen gemeinsam gute Wege in die Zukunft finden und Missstände oder Schieflagen beheben können. Diese neun Arbeitsgruppen beschäftigten sich vorrangig mit der Geschichte unserer Gemeinschaften und der Person ihres Gründers, mit Fragen der Leitung, der Liturgie und dem Gebetsleben, dem Verständnis von Gemeinschaft zwischen Brüdern und Schwestern, dem Lebensrhythmus, der Fort- und Weiterbildung, dem Lebensbuch, dem Verständnis unserer Arbeit sowie mit wirtschaftlichen Aspekten unseres Lebens.
Bei der Versammlung im Sommer 2023 wurden die Zwischenergebnisse präsentiert, auf die dann wieder konkrete neue Arbeitsschitte und Arbeitsgruppen folgten, um die fruchtbaren Ergebnisse weiter in konkrete Handlungstexte zu transformieren, die unserem Leben ihren Rahmen geben.
Im Sommer 2024 haben die Schwestern ihr reguläres Generalkapitel abgehalten und eine neue Leitung gewählt. In diesen Prozess sind bereits viele der neuen Handlungsweisen mit eingeflossen. Im Sommer 2025 war es an der Reihe der Brüder, ihre Generalleitung im gewohnten Turnus neu zu wählen.
Im Juli 2025 sodann, nach sehr arbeitsintensiven drei Jahren, war es soweit, dass wir, wie von der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens in Rom gewünscht, eine Generalversammlung abhalten konnten unter der Leitung unserer Apostolischen Assistenten. Für zwei Wochen sind alle Schwestern und Brüder in Frankreich zusammengekommen, um die zuletzt intensivierte Arbeit an den Konstitutionen in eine nächste Phase zu führen, so dass sie ad experimentum in Kraft treten können. Mit der feierlichen Abstimmung dieser Konstitutionen endete mit dieser Generalversammlung auch die Zeit unserer Apostolischen Assistenten, die wir mit großer Dankbarkeit und Herzlichkeit verabschiedet haben. Im Wissen, wie viel unbezahlbare Zeit und Energie sie in die geschwisterliche Begleitung unseres Prozesses gesteckt haben.
Damit ist der Reformprozess noch nicht abgeschlossen, aber ein großer Schritt ist getan. Es gilt auch für uns als Teil der Kirche: ecclesia semper reformanda. Wir bleiben unterwegs und sagen auch Ihnen und Euch ein herzliches Dankeschön für alle freundschaftliche Verbundenheit und Weggemeinschaft!
Ihre und Eure Schwestern von Jerusalem