VENI CREATOR SPIRITUS
V. Die Macht des Bösen banne weit
Komm Heiliger Geist,
Halte den Feind von uns fern, schenke uns bald den Frieden. Mit dir als vorausgehendem Führer werden wir jedes Übel vermeiden.
Immer noch geht es um das Handeln des Geistes an jedem einzelnen Gläubigen. Aber jetzt wird weniger die Person als solche in ihrem Wesen betrachtet, als vielmehr wichtige Situationen ihres Lebens:
Es gibt den gute Kampf des Glaubens: Bedränge den Feind und treib ihn fort!
Es gibt die Unterscheidung der Geister: von deiner führenden Hand gehalten, können wir das Böse vermeiden!
Wir wissen nur zu gut, dass der Böse wie ein brüllender Löwe umher geht und alles zu verschlingen droht (1 Petr 5,8). Und indem er den Ps 144 auslegt, schreibt Augustinus, dass der Heilige Geist es ist, der unsere Hände für den Kampf gerüstet hat …
Der Geist kennt unsere inneren Kämpfe; er verzweifelt niemals an uns! Er zeigt uns, wo die Sünde ist, aber vor allem schenkt er uns Verzeihung und Frieden. Er ist das Feuer, das unsere Schuld verbrennt. Er ist der Wind, der sie fortweht. Er wäscht und reinigt uns. Er gießt Öl auf unsere Wunden.
„Alles, was er berührt, heiligt und verwandelt er“ (Cyrill von Jerusalem). „Dieser Kampf ist nicht dein Kampf, sondern meiner“ (2 Chr 20,15). Er ist nicht nur Schutz und Schild, er schenkt auch den wahren Frieden (die 3.Frucht, nach der Liebe und der Freude, Gal 5,22). Er ist selber unser Friede!
Und, er ist auch bei allen wichtigen Entscheidungen präsent. Er ist das Licht unseres Gewissens. Er schafft auch den Konsens, die Harmonie, die Einheit in der Kirche. Er ist der Geist des Rates, um den Zeitgeist zu erkennen … und uns zu helfen, Gottes Willen zu entdecken.
Der Text des VENI CREATOR SPIRITUS auf lateinisch und deutsch
| Rabanus Maurus zugeschrieben |
I. Veni creator Spiritus,
mentes tuorum visita,
imple superna gratia
quae tu creasti pectora.
II. Qui diceris Paraclitus,
altissimi donum Dei,
fons vivus, ignis, caritas
et spiritalis unctio.
III. Tu septiformis munere,
digitus paternae dexterae
tu rite promissum Patris
sermone ditans guttura.
IV. Accende lumen sensibus,
infunde amorem cordibus,
infirma nostri corporis
virtute firmans perpeti.
V. Hostem repellas longius,
pacemque dones protinus,
ductore sic te praevio
vitemus omne noxium.
VI. Per te sciamus da Patrem,
noscamus atque Filium,
teque utriusque Spiritum
credamus omni tempore.
VII. Deo Patri sit gloria,
et Filio qui a mortuis
surrexit, ac Paraclito,
in saeculorum saecula.
Amen.
| Übertragung von Friedrich Dörr 1972 |
I. Komm, heil’ger Geist, der Leben schafft,
erfülle uns mit deiner Kraft!
Dein Schöpferwort rief uns zum Sein,
nun hauch uns Gottes Odem ein.
II. Komm, Tröster, der die Herzen lenkt,
du Beistand, den der Vater schenkt!
Aus dir strömt Leben, Licht und Glut,
du gibst uns Schwachen Kraft und Mut.
III. Dich sendet Gottes Allmacht aus
im Feuer und in Sturmes Braus;
du öffnest uns den stummen Mund,
und machst der Welt die Wahrheit kund.
IV. Entflamme Sinne und Gemüt,
dass Liebe unser Herz durchglüht
und unser schwaches Fleisch und Blut
in deiner Kraft das Gute tut.
V. Die Macht des Bösen banne weit,
schenk deinen Frieden allezeit.
Erhalte uns auf rechter Bahn,
dass Unheil uns nicht schaden kann.
VI. Lass gläubig uns den Vater sehn,
sein Ebenbild, den Sohn, verstehn
und dir vertraun, der uns durchdringt
und uns das Leben Gottes bringt.
VII. Den Vater auf dem ew´gen Thron
und seinen auferstandnen Sohn,
dich, Odem Gottes Heil´ger Geist,
auf ewig Erd´ und Himmel preist.
Amen.
| Wolfgang Goethe |
I. Komm heil’ger Geist, du Schaffender,
komm, deine Seelen suche heim;
mit Gnadenfülle segne sie,
die Brust, die du geschaffen hast.
II. Du heißest Tröster, Paraklet,
Des höchsten Gottes Hoch-Geschenk,
Lebend'ger Quell und Liebes-Glut
Und Salbung heiliger Geistes-Kraft.
III. Du siebenfaltiger Gaben-Schatz,
Du Finger Gottes rechter Hand,
Von ihm versprochen und geschickt,
Der Kehle Stimm' und Rede gibst.
IV. Den Sinnen zünde Lichter an,
Dem Herzen frohe Mutigkeit,
Daß wir, im Körper Wandelnden,
Bereit zum Handeln sei'n, zum Kampf.
V. Den Feind bedränge, treib' ihn fort,
Dass uns des Friedens wir erfreun,
Und so an deiner Führer-Hand
Dem Schaden überall entgehn.
VI. Vom Vater uns Erkenntnis gib,
Erkenntnis auch vom Sohn zugleich,
Uns, die dem beiderseit'gen Geist
Zu allen Zeiten gläubig flehn.
VII. Darum sei Gott dem Vater Preis,
Dem Sohne, der vom Tod erstand,
Dem Paraklet, dem Wirkenden
Von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.