Kommentar | Sel. Charles de Foucauld | Weish 11,23-12,2

MITTAGSGEBET | Dienstag | 01.12.20

Lesung aus dem Buch der Weisheit (11,23-12,2)

23Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie sich bekehren.

24Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen.

25Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre?

26Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.

121Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist.

2Darum bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben, Herr.

KOMMENTAR (Sr. Katharina FMJ)

Heute, am 1. Dezember gedenken wir eines seligen Abenteurers: Charles de Foucauld.

1858 in Straßburg geboren, spannt sich sein Leben bis zu seinem Tod am 1.Dezember 1916 „in extremis“ aus. Jung verliert der junge Charles Mutter und Vater. Wissbegierig und intelligent vergräbt er sich in seine Bücher. Mit fünfzehn glaubt er nicht mehr an Gott.

Dann stürzt er sich während seiner Ausbildung an der Militärakademie und als Soldat in Nordafrika in die Welt, um sie bis aufs Letzte auszukosten.

Er scheitert und wird aus der Armee entlassen.

Forschungsreisen als Geograph nach Marokko sind seine nächste Etappe … „Doch es bleibt ein fader Nachgeschmack.“ (A. Knapp)

Eine ganz andere Entdeckung wird ihm wichtig: Durch die Begegnung mit gläubigen Muslimen steigt in ihm ganz neu die Gottesfrage auf:

So wird ihm ein Gebet während der Morgendämmerung seiner Umkehr zum Herzensgebet: „Herr, wenn es Dich gibt, dann lass mich dich erkennen.“

Hatte er sich zunächst in die Welt gestürzt, flüchtet er nun aus der Welt, um Gott zu finden am letzten Platz. Wieder „in extremis“ tritt er in den Trappistenorden ein, wo ihm aber bald die Klausur zur eng wird und er spürt, dass diese Lebensform nicht seiner Sehnsucht entspricht.

Verborgen in Gott – verborgen im kleinen Dorf Nazareth sucht und findet er den Menschen Jesus. Sein Suchen und Sehnen, sein Einswerden mit Jesus in der Verborgenheit und Radikalität wird immer konkreter… er wird Priester.

Doch… nun geht er „zu Fuß bis ans Ende der Welt zu einem gottverlassenen Volk“ (A. Knapp) – in die Wüste. In Beni Abbes baut er sich eine Einsiedelei inmitten der Sahara. Menschenleer und Gottes so voll. Doch es treibt ihn noch tiefer in die Wüste zum Volk der Tuareg, wo er sich schließlich „in extremis“ in Tamanrasset, im Hoggar, niederlässt, um allen „ein kleiner Bruder“ zu werden. Mitten unter den Tuaregs und allein im vis à vis der Eucharistie entdeckt er „den Gottesglanz der Welt und das Menschenantlitz Gottes“ (A. Knapp).

Charles de Foucauld – der Eremit – zeitlebens ein Einzelgänger steht so für uns am Anfang unseres Advents als erster Wegweiser auf unserem Adventsweg in die Wüste.

Lassen wir auf diesem Weg die Worte von Andreas Knapp zu uns sprechen:

Alle Wege führen

in die Wüste

dort verweht der Wind

das Äußere

nackt stehst du vor dir selber

fröstelnd in der zugigen Hütte

deines Herzens


bewohne deine innere Einöde

werde heimisch

in allen Verwerfungen

deiner Seelenlandschaft

bleibe bei dir

über die Angstschwelle hinaus

lass dich nieder

unter des Gebetes Obdach


jetzt bist du nur noch du

finde das Wort für deinen Hunger wieder

der dich menschlich macht

folge aus dem Allerlei

dem Weg ins Eine

nicht mehr fremdbewohnt

sondern zu dir selbst bekehrt

heimgefunden ins Daheimnis

und wenn du wieder auswanderst

in des lauten Lebens Lärm

bleibe innen eingesiedelt

in IHM


(aus: Andreas Knapp, Brennender als Feuer. Geistliche Gedichte)