Kommentar | Aschermittwoch | 2 Kor 5,20-6,2

MITTAGSGEBET | Mittwoch | 17.02.21

Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth (5,20-6,2)

Schwestern und Brüder!

5, 20 Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt.

Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! 21Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.

6, 1 Als Mitarbeiter Gottes ermahnen wir euch, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt.

2Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade habe ich dich erhört, am Tag der Rettung habe ich dir geholfen. Siehe, jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.

KOMMENTAR (Sr. Edith FMJ)

Unsere Sprache hat mitunter seltsame Wendungen. Wenn ein Mensch in die Jahre gekommen ist und so manche Schicksalsschläge durchgestanden hat, sagen wir : „Da ist jemand wirklich vom Leben gezeichnet.“ Da hat etwas tiefe Spuren in ihm hinterlassen, hat sich etwas eingeprägt - in seine Seele, aber auch noch bis hinein in seine Gesichtszüge.

Ein vom Leben Gezeichneter.

Jetzt mag es sein, dass wir noch nicht alle in die Jahre gekommen oder in existentielle Krisen geraten sind - doch wird uns ohne Unterschied heute, an Aschermittwoch, ein Zeichen auf die Stirn gelegt. Da prägt sich uns etwas ein. Da wird uns etwas sprichwörtlich „auf den Kopf zugesagt“. Ein Zweifaches:

· Ja, du bist endlich. Ja, du bist vergänglich. Darum dieses Zeichen der Asche. Aus dir selbst hast du kein Leben. Ohne das lebendige Feuer von oben bist du nur ein Stück verbrannte Erde.

Eine unbequeme Wahrheit in einer Zeit, die gerne die „Selbst-optimierung“ predigt und gleichzeitig so stark wie nie zuvor die eigene Ohnmacht erfährt.

Die Kirche mutet uns diese Wahrheit zu: Nein, erlösen kannst du dich nicht selbst.

Aber das mit der Asche ist nur die eine Seite. Denn wenn wir genauer in der Liturgie hinschauen, bemerken wir, dass die Asche gesegnet ist. Und dass sie uns in der Form eines Kreuzes auf die Stirn gelegt wird. Kein neutrales Zeichen also. Es sagt uns:

· Da hat eines Tages ein Anderer für dich den Kopf hingehalten, damit du leben kannst.

Da ist Gott selbst gekommen, Er, der dich gemacht hat - nicht, um deine Schwachheit zu verachten und noch mehr in den Staub zu treten, sondern um sie wirklich anzunehmen und am eigenen Leib auszuheilen. Um zu wärmen, was kalt und hart ist, zu lösen, was in sich erstarrt ist, zu lenken, was den Weg verfehlt hat (vgl. Veni Sancte Spiritus).

Erlöser ist Christus.

Sein Aschenkreuz auf unserer Stirn bedeutet:

Du bist ein erlöster Mensch!

So sollen doch getrost die Steine zu Staub und Asche zerbröseln, mit denen wir immer wieder die lebendige Quelle in uns zustopfen:

unsere Herzenssklerose und alle in sich verkrümmte Eigenliebe, unsere manchmal so hart missbrauchte Macht und scheinbar so felsenfesten, wasserdichten Urteile.

Christus ist gekommen, die Welt mit sich zu versöhnen,

uns untereinander zu versöhnen,

uns mit uns selbst zu versöhnen.

Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade.

Jetzt ist er da, der heilende Tag.

Er geht nicht spurlos an uns vorüber.

Wir sind vom Leben Gezeichnete.