Kommentar | Dienstag der 14. Wo. im JK II | Hos 8,4-7.11-13

MITTAGSGEBET | DIENSTAG | 07.07.20

Lesung aus dem Buch Hosea

So spricht der Herr: 4Sie setzen in Israel Könige ein, aber gegen meinen Willen; sie wählen Fürsten, doch ich erkenne sie nicht an. Sie machen sich Götzen aus ihrem Silber und Gold - wohl damit es vernichtet wird. 5Samaria, dein Kalb ist verworfen. Mein Zorn ist entbrannt gegen sie; wie lange noch sind sie unfähig, sich zu läutern? 6Denn wer sind Israel und das Kalb? Ein Handwerker hat das Kalb gemacht, und es ist kein Gott. Ja, zersplittert soll es am Boden liegen, das Kalb von Samaria. 7Denn sie säen Wind, und sie ernten Sturm. Halme ohne Ähren bringen kein Mehl. Und wenn sie es bringen, verschlingen es Fremde. 11Efraim hat viele Altäre gebaut, um sich zu entsündigen, doch die Altäre sind ihm zur Sünde geworden. 12Ich kann ihnen noch so viele Gesetze aufschreiben, sie gelten ihnen so wenig wie die eines Fremden. 13Schlachtopfer lieben sie, sie opfern Fleisch und essen davon; der Herr aber hat kein Gefallen an ihnen. Jetzt denkt er an ihre Schuld und straft sie für ihre Sünden: Sie müssen zurück nach Ägypten.

Kommentar zur Lesung

Betreff: Annullierung der Ehe Gottes mit seinem Volk im Jahr 722 v. Chr.

So könnte es als Überschrift in einem Ehe-Annullierungsverfahren zu lesen sein. Wer sich hier von wem eigentlich trennen möchte, ist klar. Es ist Gott selbst, und zwar von seinem treulosen Volk, genauer gesagt, vom damaligen Nordreich mit der Hauptstadt Samaria. Vertreten wird der Herr dabei von seinem Propheten Hosea.

Die Anklagepunkte durften wir soeben der heutigen Lesung entnehmen.

1. Einsetzung von Königen, ohne Absprache und Zustimmung des Herrn.

2. Götzenverehrung und Errichtung von heidnischen Heiligtümern durch die Könige.

3. Halbherzige Rückkehr zu Gott, wobei gemeinsame Absprachen in Form der 10 Gebote nicht mehr gehalten und Schlachtopfer nur noch lieblos, ohne innere Teilnahme, vollzogen werden.

4. Schutzsuche durch gewagte politische Bündnisse mit Ägypten und Assyrien.

Die Folgen, die aus diesem Fehlverhalten entstanden sind, sind:

1. Die Auflösung des Nordreiches und Exil in Assyrien, damit das Volk sich seiner Verfehlungen bewusst wird und seinen Gott und dessen Liebe von neuem erkennt.

2. Auf eine Aufhebung der Ehe wird verzichtet.

So könnte man im Wesentlichen das Buch des Propheten Hosea zusammenfassen. Was dabei allerdings nicht zum Vorschein kommt, ist letztlich, wie Gott selbst um sein Volk ringt. Im Buch des Propheten dürfen wir einen Gott erfahren, der auf Grund der Untreue seines Volkes in tiefstes Leid gestürzt wird.

„Was soll ich mit dir tun, Efraim? Was soll ich mit dir tun, Juda? Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht. Darum habe ich durch die Propheten zugeschlagen. […] Denn an Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern, an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.“ (Hos 6,4-6)

Gott leidet daran, dass sein Volk ihn nur mit den Lippen ehrt, sein Herz aber überall ist, nur nicht bei ihm. Er leidet, weil sein Volk das Wissen, die tiefe Erkenntnis seines Wesens verloren hat. Und letztlich leidet Gott an sich selbst, denn seine eigene Treue und Liebe steht im Widerspruch zu seinem aufwallenden Zorn.

„Wie könnte ich dich preisgeben, Efraim, wie dich ausliefern, Israel? […] Gegen mich selbst wendet sich mein Herz, heftig entbrannt ist mein Mitleid. Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken und Efraim nicht noch einmal vernichten. Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte. (Hosea 11,8-9)

Und so kommt Gott letztlich zur Erkenntnis, dass sein Volk nie von seiner Untreue ablassen wird, und er es allein ist, der die Treulosigkeit seines Volkes heilen kann.

Liebe Schwestern und Brüder,

wir haben einen leidenschaftlichen Gott. Einen Gott, der uns Menschen liebt und dafür alles aufs Spiel setzt, sogar sich selbst, um die Beziehung zwischen ihm und uns zu retten und zu heilen. Dafür gibt er alles, sogar seinen eingeborenen Sohn. In ihm werden die leidenschaftliche Liebe und sein Ringen um uns sichtbar, mit den Händen greifbar.

Betrachten wir diese Liebe und lassen uns so von dieser Liebe, dieser Sehnsucht nach uns Menschen berühren. Diese Liebe Gottes ist es, die uns von unserer eigenen Wankelmütigkeit und Untreue heilen kann. Öffnen wir ihm unser Herz und Er wird es berühren und heilen.