Kommentar | Dienstag der 27. Wo im JK | Phil 3,8-14

MITTAGSGEBET | Dienstag | 06.10.20

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper

Schwestern und Brüder!

8Ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft. Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen

9und in ihm zu sein. Nicht meine eigene Gerechtigkeit suche ich, die aus dem Gesetz hervorgeht, sondern jene, die durch den Glauben an Christus kommt, die Gerechtigkeit, die Gott aufgrund des Glaubens schenkt.

10Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden; sein Tod soll mich prägen.

11So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen.

12Nicht dass ich es schon erreicht hätte oder dass ich schon vollendet wäre. Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin.

13Brüder, ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist.

14Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung, die Gott uns in Christus Jesus schenkt.

Kommentar (Sr. Sarah-Marie FMJ)

Einfach umwerfend! Es sind wirklich große Worte, die wir gerade gehört haben. Sie sprechen von der Leidenschaft eines Menschen zu Christus, dessen Namen er nicht weniger als 6 Mal in diesen Versen nennt. Und umwerfend im Wortsinn war ja auch die persönliche Begegnung dieses Menschen mit Christus auf dem Weg nach Damaskus, wo aus Saulus Paulus wurde, aus dem leidenschaftlichen Verfolger der jungen Kirche ein leidenschaftlicher Verkünder des Evangeliums.

Diese persönliche Erfahrung, diese Begegnung war offensichtlich so tief, so existentiell, dass er bereit war, sein ganzes Leben umkrempeln zu lassen, dieser lebendigen Beziehung nichts vorzuziehen und alles darauf auszurichten, um ganz in Christus zu sein, in ihm zu leben.

Paulus hat ein Ziel vor Augen, und das ist nicht Macht, Ehre und Reichtum in dieser Welt, sondern die himmlische Berufung, die Gott uns in Christus Jesus schenkt.

Unterwegs zu Gott sein zu dürfen, der immer größeren Liebe entgegen, die uns auch immer schon entgegenkommt, wo nicht das Straucheln oder Fallen auf dem Weg zählt, sondern das beständige Bemühen darum, das Ziel fest im Blick zu behalten, sich nach dem auszustrecken, was vor uns liegt, im Vertrauen, dass alles von Gottes Gnade und Barmherzigkeit umfangen ist, eben weil er uns zuerst ergriffen hat, und immer neu und tiefer in Beziehung mit uns treten will durch Christus, das ist umwerfend, umwerfend schön!

Und es braucht den Mut, sich von Gott ergreifen zu lassen, ihm wirklich begegnen zu wollen, damit dann unser Glaube, wie klein oder kleinmütig er uns auch vielleicht erscheint, seine Kraft in unserem Leben entfalten darf – eine Kraft, die immer auf ein Leben in Fülle zielt, da sie ganz auf das Leben setzt, das nicht vergeht, weil es in Gott geborgen ist.

Da wir nun aber auch wie Paulus wissen oder spüren, dass wir noch unterwegs sind, dürfen wir dankbar sein für alle, die uns wie er an ihrer umwerfenden Liebeserklärung an Gott teilhaben lassen.

Es tut uns einfach gut, solche Worte zu hören, die diese Beziehung zu Christus im anderen für uns lebendig werden lassen. Die uns daraus entgegenschlagende Freude und Leidenschaft kann ansteckend sein, um selbst wieder unsere eigene Christusbeziehung in den Blick zu nehmen und aus ihr unser Leben gestalten zu wollen.

Auf unsere ganz persönliche Art und Weise, die dann vielleicht auch wieder für jemand anderes sich als so umwerfend schön zeigt, dass er sich selbst auf die Suche macht nach dem Ursprung dessen, der die Kraft, der Halt und das Ziel seines Lebens sein will.