Kommentar | Dienstag der 7. Osterwoche | Apg 20,17-27

MITTAGSGEBET | DIENSTAG | 26.05.20

Lesung aus der Apostelgeschichte (20,17-27)

In jenen Tagen 17schickte Paulus von Milet aus jemand nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen. 18Als sie bei ihm eingetroffen waren, sagte er: Ihr wisst, wie ich vom ersten Tag an, seit ich die Provinz Asien betreten habe, die ganze Zeit in eurer Mitte war 19und wie ich dem Herrn in aller Demut diente unter Tränen und vielen Prüfungen, die ich durch die Nachstellungen der Juden erlitten habe, 20wie ich nichts verschwiegen habe von dem, was heilsam ist. Ich habe es euch verkündigt und habe euch gelehrt, öffentlich und in den Häusern. 21Ich habe Juden und Griechen beschworen, sich zu Gott zu bekehren und an Jesus Christus, unseren Herrn, zu glauben. 22Nun ziehe ich, gebunden durch den Geist, nach Jerusalem, und ich weiß nicht, was dort mit mir geschehen wird. 23Nur das bezeugt mir der Heilige Geist von Stadt zu Stadt, dass Fesseln und Drangsale auf mich warten. 24Aber ich will mit keinem Wort mein Leben wichtig nehmen, wenn ich nur meinen Lauf vollende und den Dienst erfülle, der mir von Jesus, dem Herrn, übertragen wurde: das Evangelium von der Gnade Gottes zu bezeugen. 25Nun aber weiß ich, dass ihr mich nicht mehr von Angesicht sehen werdet, ihr alle, zu denen ich gekommen bin und denen ich das Reich verkündet habe. 26Darum bezeuge ich euch am heutigen Tag: Ich bin unschuldig, wenn einer von euch allen verloren geht. 27Denn ich habe mich der Pflicht nicht entzogen, euch den ganzen Willen Gottes zu verkünden.

Kommentar zur Lesung

Abschiedsworte. Wir alle kennen Sie. Vor allem dann, wenn sie verbunden sind mit der Gewissheit, dass man sich so schnell nicht mehr wieder sehen wird. Da hat ein jedes Wort, eine jede Geste seine Bedeutung und brennt sich ins Gedächtnis ein.

Und solche Abschiedsworte hören wir heute in der Lesung. Paulus steht kurz davor nach Jerusalem zu reisen, mit der inneren Klarheit, dass dort auf ihn „Fesseln und Drangsale“ warten werden. Und so hinterlässt er ein letztes Mal Worte an die Ältesten, der Gemeinde in Ephesus. Und wir? Wir dürfen Zeugen dieser Begegnung sein! Dürfen zuhören, was Paulus den Gemeindevorstehern mit auf den Weg gibt.

Da wäre zum einen das Wort: „Ich habe nichts von dem verschwiegen, was heilsam ist.“ Paulus war ein Mann des Wortes. Innerlich von der Botschaft Jesus Christi erfüllt, trieb es ihn durch die damalige Mittelmeerwelt bis zu den Heiden und schließlich nach Rom, ins damalige Zentrum der weltlichen Macht. Das Evangelium musste Juden wie Heiden verkündet werden, denn es war und ist Ursprung des Heiles. In Jesus Christus, dem Sohn Gottes, hat Gott die Welt mit sich versöhnt. Eine schönere und größere Botschaft konnte es nicht geben. Und dies lies Paulus nicht still stehen in seinem Reden und Reisen.

Zum anderen wäre dort das Wort: „Nun ziehe ich, gebunden durch den Geist, nach Jerusalem.“ Paulus war ein Mensch, der im und aus dem Heiligen Geist lebte. In ihm empfing er die Gaben Gottes: die Gabe der Weisheit und der Einsicht, des Rates und der Stärke, der Erkenntnis, der Gottesfurcht und der Frömmigkeit. Durch sie konnte Paulus ohne Furcht und mit einer inneren Freiheit sich mit dem Wort Gottes auf den Weg machen. Gerade die innere Freiheit ist immer wieder auf beeindruckende Weise bei ihm zu sehen. Wie oft wurde er misshandelt, verspottet und eingekerkert. Musste Niederschläge und Demütigungen erfahren. Trotz alledem zog er von Stadt zu Stadt und von Land zu Land und verbreitete, geführt vom Heiligen Geist, das Wort des Herrn.