Kommentar | Do. der 1. Fastenwoche | Est 4,17

MITTAGSGEBET | Donnerstag | 25.02.21

Lesung aus dem Buch Ester

In jenen Tagen 17kwurde die Königin Ester von Todesangst ergriffen und suchte Zuflucht beim Herrn, und sie betete zum Herrn, dem Gott Israels:

17lHerr, unser König, du bist der Einzige. Hilf mir! Denn ich bin allein und habe keinen Helfer außer dir; die Gefahr steht greifbar vor mir.

17mVon Kindheit an habe ich in meiner Familie und meinem Stamm gehört, dass du, Herr, Israel aus allen Völkern erwählt hast; du hast dir unsere Väter aus allen ihren Vorfahren als deinen ewigen Erbbesitz ausgesucht und hast an ihnen gehandelt, wie du es versprochen hattest.

17rDenk an uns, Herr! Offenbare dich in der Zeit unserer Not, und gib mir Mut, König der Götter und Herrscher über alle Mächte!

17sLeg mir in Gegenwart des Löwen die passenden Worte in den Mund, und stimm sein Herz um, damit er unseren Feind hasst und ihn und seine Gesinnungsgenossen vernichtet.

17tUns aber rette mit deiner Hand! Hilf mir, denn ich bin allein und habe niemand außer dir, o Herr!

Fasten – Gebet – Almosen

Kennen Sie das auch: manchmal fällt es uns etwas schwer richtig anzufangen. Natürlich kennen wir diesen traditionellen Dreiklang zu Beginn der Fastenzeit und doch frage zumindest ich mich jedes Jahr aufs Neue: Wie lebe ich das jetzt konkret?

Wie gut ist es da, dass uns die Liturgie heute eine Begleiterin zur Seite stellt.

Ester, jüdischer Herkunft, ist die Gattin des Perserkönigs Ahasveros. Aufgrund der Verweigerung ihres Cousins Mordechais Haman, dem zweiten Mann im Staat, zu huldigen, erwirkt dieser beim König die Erlaubnis alle Juden im persischen Großreich auszurotten. Als Mordechai davon erfährt, versucht er Ester davon zu überzeugen zum König zu gehen und bei ihm für ihr Volk um Gnade zu bitten. Dies ist für Ester ein durchaus gefährliches Unterfangen, denn bei Todesstrafe ist es verboten sich dem König unerlaubt zu nähern. Genau in diese Situation hinein ist der heutige Text gestellt.

Bevor Ester ihr Gebet beginnt, die Liturgie enthält es uns heute vor, „legte sie ihre prächtigen Gewänder ab und zog die Kleider der Notzeit und Trauer an. Statt der kostbaren Salben tat sie Asche und Staub auf ihr Haupt“ (Est 4,17k). Sie macht also Platz und schafft Raum in sich – für GOTT und für die Not ihres Volkes. Sie fastet.

Dann beginnt sie in großer Angst zu beten: Vor GOTT braucht sie nichts zu verstecken, sie ist ganz da, als die, die sie ist. Sie erinnert sich an GOTT, der Einzig ist, an den Bund, den ER mit SENEM Volk Israel geschlossen hat, und daran, wie Er immer wieder gehandelt hat. Sie schließt mit der Bitte um Hilfe, um Hilfe zur Selbsthilfe. GOTT möge ihr die richtigen Worte in den Mund legen: sie hält sich also bereit.

Es ist als sage sie: „Ich vertraue DIR“ und dann bricht sie auf – zwar nicht um Almosen zu geben, aber voller Mitleid für Ihr Volk, zum Handeln gedrängt und bereit. Das griechische Wort, das hinter den Almosen steckt, die uns an Aschermittwoch aufgetragen wurden, bedeutet sowohl Erbarmen, als auch Wohltätigkeit. Ihr Engagement, mit dem sie dann letztendlich die Vernichtung ihres Volkes verhindern wird, ist von beidem geprägt.

Ester lehrt uns heute also das Beten, vorbereitet durch Fasten, das sie dann dazu befähigt ganz konkret für ihr Volk einzustehen. Im Evangelium spricht Jesus uns zu: „Bittet, dann wird Euch gegeben“ (Mt 7,7). Vertrauen wir also auf SEIN Wort und beten wir in der Schule Esters, üben, wir mit unseren je eigenen Worten, und finden dann den Mut das Empfangene für unsere Nächsten fruchtbar werden zu lassen.

HERR JESUS CHRISTUS, DU unser HERR und GOTT,

immer wieder hast Du die Menschen liebend angenommen und tust es bis heute.

Du bist bei uns, alle Tage bis zum Ende der Welt, so hast Du uns versprochen.

Befähige uns in diesen 40 Tagen das Leid um uns zu sehen und die Not zu lindern:

in dieser Krise, auch in unserer Kirche,

selbst wenn es uns schwer fällt, wir oft nicht wissen wie und selbst Angst haben.

Aber wir vertrauen Dir, dass Du das alles in uns wirken kannst.

Amen.