Kommentar | Donnerstag der 14. Wo. im JK II | Hos 11,1-4.8-9

MITTAGSGEBET | DONNERSTAG | 09.07.20

Lesung aus dem Buch Hosea

So spricht der Herr: 1Als Israel jung war, gewann ich ihn lieb, ich rief meinen Sohn aus Ägypten. 2Je mehr ich sie rief, desto mehr liefen sie von mir weg. Sie opferten den Baalen und brachten den Götterbildern Rauchopfer dar. 3Ich war es, der Efraim gehen lehrte, ich nahm ihn auf meine Arme. Sie aber haben nicht erkannt, dass ich sie heilen wollte. 4Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe. Ich war da für sie wie die Eltern, die den Säugling an ihre Wangen heben. Ich neigte mich ihm zu und gab ihm zu essen. 8aWie könnte ich dich preisgeben, Efraim, wie dich aufgeben, Israel? 8cMein Herz wendet sich gegen mich, mein Mitleid lodert auf. 9Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken und Efraim nicht noch einmal vernichten. Denn ich bin Gott, nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte. Darum komme ich nicht in der Hitze des Zorns.

Kommentar zur Lesung

Ziemlich menschlich diese Worte Gottes! So manch eine Mutter eines 14-jährigen, pubertierenden Jungen kann sich prima da hinein versetzen. Widerwillen, Hauptsache dagegen, eigene Wege gehen, was die Eltern machen ist doch sowieso uncool und altbacken und überhaupt… alle guten und wohlüberlegten Erziehungsmaßnahmen scheinen für die Katz gewesen zu sein.

Da kann man schon mal mit seinem Latein am Ende sein… da stehen auf der einen Seite die mütterlichen Gefühle und die absolute Fürsorge um das Kind und auf der anderen Seite das Unverständnis, das bis zur Wut aufkochen mag, weil der Kerl einfach nicht zur Besinnung kommt.

Ja, er muss halt seine eigenen Wege gehen lernen… und da bleibt einem wohl nichts übrig, als das Kind im trial und error freizulassen…

DIE Vertrauensübung schlechthin. Aber gerade das merkt das Kind, und gibt ihm so einen unsichtbaren Boden unter seinen Füßen… wenn das Vertrauen trotz allem trägt.

Nicht anders ist es Gott selbst ergangen, wie wir den heutigen Worten des Propheten Hosea entnehmen können.

Die Geschichte Gottes mit seinem Volk ist eine wunderbare Liebesgeschichte.

Eine Liebesgeschichte – das Ringen, des Lassens und Loslassens, des Suchen und Findens, der Nähe und der Distanz, des Vertrauens und des lauten Schreis, der Trauer des Verlassenseins und der Freude des Wiederfindens, der Geburt und des Todes – ALLES Liebe!

Gott lässt seinen Menschen nicht, aber er lässt ihm alle Freiheit. Das sind die Ketten der Liebe. Und dennoch ist die Liebe so weit, dass wir so manches Mal meinen, uns in ihr zu verlaufen.

Gott - der um seine Liebe Enttäuschte, wartet, mehr noch, ER schaut, ER ist gegenwärtig mit SEINER ganzen Treue – Gott ist treu, wenn er zwischen Liebe und Gerechtigkeit hin- und hergerissen wird!

Und Gottes Treue verweist immer auf den Liebesbund Gottes zu seinem Volk: Gott hat sein ganzes Herz in das Herz seines Volkes – ja in jedes Menschenherz – hineingelegt. „Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe.“ (Hos 11,4) Ein für alle Mal und soweit ging er, dass SEIN Herz im Menschenherzen Jesu Mensch wurde.

Gottes Herz ist dasselbe Herz damals wie heute.

Wie schnell verrennen wir uns in der falsch verstandenen Freiheit: alles zu tun, was ich will – würde frei machen.

Nein… frei macht uns der Gang über die Hängebrücke des Vertrauens, der Liebe, die uns bedingungslos und völlig gratis geschenkt wird. Man kann sie sich nicht nehmen oder muss sie sich nicht verdienen, um sie prahlen oder glänzen oder aufspielen. Gott sehnt sich danach, dass wir immer wieder diesen Weg über diese Hängebrücke suchen und finden und IHM anhangen.

Mit dieser Fessel der Liebe Gottes sprengen wir alle menschlichen Trampelpfade der Enge auf. „Ich bin Gott, der Heilige in deiner Mitte.“ (Hos 11,9)

Wie können wir da noch aus der Liebe herausfallen?