Kommentar | Do. der 2. Wo. im Jahreskreis | Hebr. 7,25-8,6

MITTAGSGEBET | Donnerstag | 21.01.21

Lesung aus dem Hebräerbrief (7,25-8,6)

25Jesus kann die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten.

26Ein solcher Hoherpriester war für uns in der Tat notwendig: einer, der heilig ist, unschuldig, makellos, abgesondert von den Sündern und erhöht über die Himmel;

27einer, der es nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes; denn das hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst dargebracht hat.

28Das Gesetz nämlich macht Menschen zu Hohenpriestern, die der Schwachheit unterworfen sind; das Wort des Eides aber, der später als das Gesetz kam, setzt den Sohn ein, der auf ewig vollendet ist.

1Die Hauptsache dessen aber, was wir sagen wollen, ist: Wir haben einen Hohenpriester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel gesetzt hat,

2als Diener des Heiligtums und des wahren Zeltes, das der Herr selbst aufgeschlagen hat, nicht etwa ein Mensch.

3Denn jeder Hohepriester wird eingesetzt, um Gaben und Opfer darzubringen; deshalb muss auch unser Hoherpriester etwas haben, was er darbringen kann.

4Wäre er nun auf Erden, so wäre er nicht einmal Priester, da es hier schon Priester gibt, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen.

5Sie dienen einem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge, nach der Anweisung, die Mose erhielt, als er daranging, das Zelt zu errichten: Sieh zu, heißt es, dass du alles nach dem Urbild ausführst, das dir auf dem Berg gezeigt wurde.

6Jetzt aber ist ihm ein umso erhabenerer Priesterdienst übertragen worden, weil er auch Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist.

KOMMENTAR (Sr. Edith FMJ)

Hohepriester gibt es schon lange nicht mehr.

Doch auch ohne das „Hohe“-Präfix wäre der Gedanke, dass Priester zur Sündenvergebung Opfer darbringen müssten, ein äußerst obsoleter Gedanke. Mit einem recht fragwürdigen Gottesbild.

Ist uns, so könnte man fragen, mit unserer Taufe nicht eine wunderbare Gottunmittelbarkeit geschenkt? Brauchen wir da noch „Mittler der Gnade“, die uns Zugang zu Gott verschaffen müssten?

Die (zugegeben: schwierige) heutige Lesung aus dem Hebräerbrief gibt eine zweifache, aber klare Antwort:

Nein, in diesem Sinn gibt es keine Hohenpriester mehr.

Doch, ja, es gibt noch einen Hohenpriester, einen einzigen, einen bleibenden, einen, der sich selbst nie so genannt hat, aber dessen Leben und Sterben, dessen Reden und Handeln, dessen Beten und Heilen, dessen Liebe zum Vater und zu den Menschen so vollkommen und so hingegeben war, dass man in ihm Gott erkennen konnte, „der den Menschen leidenschaftlich liebt, in einem Menschen, der Gott leidenschaftlich liebt“ (Lebensbuch von Jerusalem): Jesus.

Und er ist der Einzige, der wirklich alle Wirklichkeit durchschritten, durchlitten und ausgelotet hat: den Himmel und die Höhe und Tiefe, die Breite und Weite der ewigen Liebe des Vaters, von dem er ausgegangen ist.

Aber auch die irdischen, so menschlichen Höhen und Tiefen, die Weiten der Schwächen und Breiten der Grenzen, die unser Dasein nun einmal ausmachen, und in das er doch wirklich eingegangen ist. Ein für alle Mal.

Nur durch Ihn, mit Ihm und in Ihm, eingetaucht in Sein Leben und getauft auf Sein auferstehendes Sterben, können wir ganz und gar zum Vater kommen.

Und können mitbringen und Ihm darbringen, damit Er verwandle, was Er uns selbst geschenkt hat: unser Leben, so, wie es ist.

Denn im Heiligtum Seines Leibes, sagten die Kirchenväter, macht Er jede und jeden zum „Priester seiner eigenen Existenz“ (Origenes).

Dort hat wirklich alles Platz: Lob und Dank, aber auch Unruhe und Langeweile, Schuld und Leid, aber auch Suche und Sehnsucht.

Unsere Gabe geht ein in Seine Hingabe.

Unser Leben kennt keine neutrale Zone mehr: alles ist auf Christus hingeordnet, wird von ihm umarmt, angenommen und erlöst.

Das aber ist letztlich unsere priesterliche Würde.

Mit unserer Taufe hat sie begonnen.

Und wir dürfen sicher sein, dass der Herr selbst in uns vollenden wird, was Er so wunderbar schon seit langem in uns begonnen hat.