Kommentar | Donnerstag der 30. Wo im JK | Eph 6,10-20
MITTAGSGEBET | Donnerstag | 29.10.20
Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser (6,10-20)
Schwestern und Brüder!
10Werdet stark durch die Kraft und Macht des Herrn!
11Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt.
12Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs.
13Darum legt die Rüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils standhalten, alles vollbringen und den Kampf bestehen könnt.
14Seid also standhaft: Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an
15und als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen.
16Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen.
17Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes.
18Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen,
29auch für mich: dass Gott mir das rechte Wort schenkt, wenn es darauf ankommt, mit Freimut das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden,
20als dessen Gesandter ich im Gefängnis bin. Bittet, dass ich in seiner Kraft freimütig zu reden vermag, wie es meine Pflicht ist.
Kommentar (Sr. Sarah-Marie FMJ)
Eins ist in unserer aktuellen Lage überall spürbar: die Pandemie geht uns an die Nerven.
Und da ist nicht nur die Sorge, selbst zu erkranken oder andere anzustecken, sondern vielmehr das, was der aktuelle Zustand der Ungewissheit, Unplanbarkeit, der Einschränkungen und des Verzichts mit uns macht und an Schwere über die verschiedensten Nachrichtenkanäle in unser Leben hineinträgt.
All das macht das Herz eng, verdunkelt den Blick, lässt die Hoffnung sinken, führt den Verstand in eine Endlosschleife, aus der er nicht herausfindet – kurz: es nimmt uns die innere Freiheit, und da dürften wir sehr nah an dem sein, was Paulus unter den finsteren Mächten versteht.
Die Pandemie an sich ist ein Faktum, wie ich jedoch darauf reagiere, hängt an mir, und da erhält dieser alte Brief an die Epheser, der unter ganz anderen Vorzeichen geschrieben wurde, für mich neues Gewicht: denn es geht Paulus ja darum, in der Zeit mit der Kraft und der Macht des Herrn bestehen zu können, und sogar darüberhinaus die Botschaft des Evangeliums durch das eigene Leben und die je eigene Art weiterzutragen.
Und diese Botschaft spricht von Barmherzigkeit und Umkehr, von Heil, von Frieden, von Licht, von Freude. So vieles, was wir neben Geduld und Gelassenheit in der momentanen Lage brauchen.
Wozu also rät uns Paulus?
Sich gut auszurüsten: bewusst auf Wahrheit zu setzen, auf Gerechtigkeit, Frieden, Glaube; dem Geist und dem Wort Gottes zu erlauben, mit und durch uns tätig zu werden. Und dabei standhaft zu bleiben und auszuharren.
Kein locker-leichtes Programm!
Dabei geht es ihm in keinster Weise darum, uns von dieser Welt abzuschotten, sondern ganz im Gegenteil darin wachsam zu sein,
aufmerksam auch für ihre Sorgen und Nöte, in allem und vor allem aber in Verbindung zu bleiben mit Gott, mit der unerschöpflichen Quelle unserer Hoffnung, Kraft und Liebe.
Hört nicht auf zu beten! ruft uns Paulus zu. Schneidet euch nicht selbst ab von der Quelle allen Lebens. Haltet ihm am Tag Zeit und Raum frei, Zeit der Muße und Ruhe.
Und bittet ebenso für alle um euch her: denn gemeinsam durchleben wir diese Zeit, wie lange auch immer sie dauern wird. Stützen wir uns also auch gegenseitig durch sie hindurch.
Wie gut tun doch gerade jetzt wohlwollende Worte, eine Geste voller Aufmerksamkeit trotz notwendigem Abstand, all das, was dazu beiträgt, dass ein wenig Leichtigkeit hineinfließen darf in unseren Alltag.
Den Blick auf das zu richten, was gerade möglich ist, Kontakte neu und anders zu pflegen, das Herz weit und frei atmen zu lassen, gerade vielleicht auch durch das Dasein für andere in ihren Sorgen und Nöten.
Paulus bittet für sich um Freimut, um die rechten Worte, damit das Evangelium seinen Weg zu den Menschen finde. Sein Herz ist frei, mitten im Gefängnis.
Der Geist will uns in die Weite führen, da, wo wir sind, denn das Leben soll das letzte Wort haben. So gilt auch für uns: werdet stark durch die Kraft und Macht des Herrn!