Kommentar | Donnerstag der 4. Osterwoche | Apg 13,13-25
MITTAGSGEBET | DONNERSTAG | 07.05.20
Lesung aus der Apostelgeschichte (13,13-25)
13Von Paphos fuhr Paulus mit seinen Begleitern ab und kam nach Perge in Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück. 14Sie selbst wanderten von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich.
15Nach der Lesung aus dem Gesetz und den Propheten schickten die Synagogenvorsteher zu ihnen und ließen ihnen sagen: Brüder, wenn ihr ein Wort des Trostes für das Volk habt, so redet.
16Da stand Paulus auf, gab mit der Hand ein Zeichen und sagte: Ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtigen, hört! 17Der Gott dieses Volkes Israel hat unsere Väter erwählt und das Volk in der Fremde erhöht, in Ägypten; er hat sie mit hoch erhobenem Arm von dort herausgeführt 18und fast vierzig Jahre durch die Wüste getragen. 19Sieben Völker hat er im Land Kanaan vernichtet und ihr Land ihnen zum Besitz gegeben, 20für etwa vierhundertfünfzig Jahre. Danach hat er ihnen Richter gegeben bis zum Propheten Samuel. 21Dann verlangten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kisch, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, für vierzig Jahre. 22Nachdem er ihn verworfen hatte, erhob er David zu ihrem König, von dem er bezeugte: Ich habe David, den Sohn des Isai, als einen Mann nach meinem Herzen gefunden, der alles, was ich will, vollbringen wird. 23Aus seinem Geschlecht hat Gott dem Volk Israel, der Verheißung gemäß, Jesus als Retter geschickt. 24Vor dessen Auftreten hat Johannes dem ganzen Volk Israel Umkehr und Taufe verkündigt. 25Als Johannes aber seinen Lauf vollendet hatte, sagte er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet; aber seht, nach mir kommt einer, dem die Sandalen von den Füßen zu lösen ich nicht wert bin.
Kommentar zur Lesung
Brüder, wenn ihr ein Wort des Trostes für das Volk habt, so redet. So sagt der Synagogenvorsteher zu Paulus und seinen Begleitern in Antiochien. Und was gibt Paulus als Antwort, als Wort des Trostes? Eine lange Erinnerung an die Geschichte Israels von der Befreiung aus Ägypten bis zum Zeugnis Johannes des Täufers.
Der Trost. Für manche scheint dieses Wort der Kindheit anzugehören, mit der Erfahrung, die wir alle eines Tages gemacht haben: Es wird wieder gut, mein Schatz, und einer Hand, die die Tränen auf der Wange abwischt. Aber wir Erwachsenen, brauchen wir Trost? Dürfen wir Trost erwarten? Ist es nicht besser, sicherer, sich unverletzbar und hart zu zeigen? Als ob sich die Erfahrung des Autors der Klagelieder immer bestätigt: keinen hat sie als Tröster.
Trotz allem ist dieses Thema des Trostes in der Bibel zentral. Simeon, der das Kind Jesus in seine Arme nahm, ging jeden Tag zum Tempel, weil er die Erlösung Israels, das heißt auf Griechisch, den Trost Israels erwartete. Das Trostbuch bei Jesaja fängt mit dem Ruf an: Tröstet, tröstet, mein Volk. Nirgendwo anders in der Heiligen Schrift können wir so ein zärtliches, liebendes Bild Gottes betrachten. Dieses Buch wurde nach der Heimkehr Israels in sein Land geschrieben. Im Exil schien alles verloren, Gott hatte vorher das Volk geführt, aber in Babylon fühlten sie sich völlig verlassen und hofften auf nichts mehr. Die Erfahrung der Heimkehr wurde so stark, entsprechend dem Maß der Verwüstung, dass ein neues Wort geschaffen wurde: der Trost. Es bedeutet ein zweiter Atem, oder die Möglichkeit, wieder zu Atmen.
In der Schöpfung blies Gott in Adams Nase den Lebensatem. Ebenso bekommen wir den Atem, das Leben passiv, ohne es zu wählen. Eines Tages machen wir die Erfahrung der Trostlosigkeit, der Sackgasse. Die Angst steigt und der Atem ist uns geraubt. Der Trost Gottes zeigt sich uns genau in dieser Zeit, aber nicht mehr als etwas Passives, sondern als Einladung zu einer Entscheidung: Willst du dich auf mich verlassen und wieder atmen?
Jetzt verstehen wir die lange Erinnerung von Paulus an die Geschichte Israels. Als ob er den Juden in Antiochien sagt: Ihr seht, dass Gott euch immer begleitet hat. Jetzt gibt es etwas radikal Neues: der Trost, den ihr immer schon erwartet habt, ist gekreuzigt worden und ist auferstanden. Wollt ihr diesen neuen Atem empfangen? Manchmal wurde in der Bibel Trost übersetzt mit Ermahnung. Es ist nicht immer leicht, sich von der Angst vor etwas Neuem zu lösen, wie der allererste Atemzug des Neugeborenen immer heftig ist. Und nur wir können uns dafür entscheiden, und diese Entscheidung engagiert uns mit Leib und Seele. Auch an uns heute ist dieser Ruf gerichtet, wie eine Ermahnung, die uns alle Freiheit gibt, zum Leben: Lasst euch vom Herrn trösten.