Kommentar | Donnerstag der 9. Wo. im JK II | 2 Tim 2,8-15

MITTAGSGEBET | DONNERSTAG | 04.06.20

Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Thimotheus

8Denk daran, dass Jesus Christus, der Nachkomme Davids, von den Toten auferstanden ist; so lautet mein Evangelium, 9für das ich zu leiden habe und sogar wie ein Verbrecher gefesselt bin; aber das Wort Gottes ist nicht gefesselt. 10Das alles erdulde ich um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil in Christus Jesus und die ewige Herrlichkeit erlangen. 11Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben; 12wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen; wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen. 13Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen. 14Ruf ihnen das ins Gedächtnis und beschwöre sie bei Gott, sich nicht um Worte zu streiten; das ist unnütz und führt die Zuhörer nur ins Verderben. 15Bemüh dich darum, dich vor Gott zu bewähren als ein Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, als ein Mann, der offen und klar die wahre Lehre vertritt.

Kommentar zur Lesung

Die Macht des Wortes wird hier heute beschworen, aber nicht irgendeines, sondern die des Evangeliums, wo Paulus ganz sicher weiß: es findet immer seinen Weg und lässt sich nicht fesseln, wie auch immer die Umstände sind. Und dieses Wort ist glaubwürdig, ja sogar treu: es verheißt uns das Leben und bleibt auch dann diesem Leben treu, wenn wir mit ihm hadern oder uns gar von ihm abwenden. Die Zusage ist über uns ausgesprochen, und wir sind eingeladen, es in unserem Leben wirken zu lassen. Gerade, ohne große Worte zu machen, sondern eher durch unsere Art es zu leben. Denn die Macht des Wortes ist groß, ein wahres, aufrichtiges Wort baut auf, wie ein falsches seine zerstörerische Kraft entfaltet - etwas, was wir immer wieder zu genüge erleben in unserer digital vernetzten Welt, wo unbedacht so vieles tot geredet wird. Offen und klar und einfach dürfen sie sein, unsere Worte, unsere Gesten, die von der Güte und Zuwendung Gottes zu unserem Leben erzählen, weil wir uns davon getragen wissen, gerade in stürmischen Zeiten. Das Wort Gottes richtet auf und stärkt, fragt auch an und darf uns Ruhe und Gelassenheit für das Hier und Jetzt vermitteln; So passt es gut, dass die Kirche von Köln heut heute des Hl. Johannes XXIII. gedenkt, der sich auch diese frohe Lebensgelassenheit zu eigen gemacht hat, wie wir in seinem geistlichen Tagebuch lesen dürfen. Ein Abschnitt, der sehr bekannt ist und wo jeder Satz beginnt mit: „nur für heute…“, lädt uns zu derselben Klarheit ein: es ist mir für heute gegeben, zu glauben, zu hoffen, das Gute zu tun,und das in allem Realismus: während 12 Stunden, schreibt Johannes der XXIII. Nicht über das gesunde Maß hinaus – wir müssen nicht alles auf einmal tun, doch festhalten an dem, was uns wichtig ist. Und das immer: „nur für heute.“ So ließe sich auch der Rat des Paulus an Timotheus in diese Linie einschreiben: „bemühe dich darum, nur für heute das Wort offen und klar zu verkünden, das der Grund deiner Hoffnung ist.“ Der Inhalt dieses nur für heute wird für jeden von uns seine eigene Farbe, seine eigene Herausforderung haben. Doch wenn es uns nur für heute immer mehr gelingt, wird es von selbst zur Beständigkeit, einer Beständigkeit, die uns in allem weiterträgt, so dass wir auch morgen sagen können: nur für heute, Herr, will ich alles so sagen und so tun, dass es dem Leben dient. Nur für heute!

Von Papst Johannes XXIII., aus seinem Geistlichen Tagebuch

Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

Nur für heute werde ich die größte Sorge für mein Auftreten pflegen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde niemanden kritisieren, ja, ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern... nur mich selbst.

Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin ... nicht nur für die andere, sondern auch für diese Welt.

Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.

Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist die gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.

Nur für heute werde ich etwas tun, das ich keine Lust habe, zu tun; sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt.

Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: Hetze und Unentschlossenheit.

Nur für heute werde ich fest glauben, selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemand auf der Welt.

Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist und an die Güte zu glauben. Mir ist es gegeben, das Gute während zwölf Stunden zu wirken; mich könnte es entmutigen, zu denken, dass ich das ganze Leben durchsetzen muss.