Kommentar | Donnerstag | Hl. Teresa von Avila | Röm 8,22-27

MITTAGSGEBET | Donnerstag | 15.10.20

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer

Brüder und Schwestern!

22Wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.

23Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden.

24Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht?

25Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.

26So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können.

27Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist: Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein.

Kommentar (Sr. Anne-Claire FMJ)

Ausgerechnet dieser Text am Fest der großen Teresa „Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen“. Wenn eine uns den Eindruck vermittelt, dass sie weiß, worum und sogar wie es beim Beten geht, ist es wirklich diese Lehrmeisterin. Diejenigen, die vom Weg der Kontemplation, vom Weg des inneren Gebets angezogen sind, kennen wahrscheinlich ihre vielfältigen Bilder von Garten und Bewässerungsart, von Wohnungen, Palästen, von Bienen sogar, Bilder, die die sogenannten Stufen der Kontemplation beschreiben möchten. Und vielleicht sind wir dabei versucht, uns auf diesem Weg vergeblich selber zu verorten, um zu wissen, ob wir nicht doch ein bisschen vorangeschritten wären…

Doch Teresa würde selber sagen, dass es nicht darum geht. Das Entscheidende, der Schlüssel des Gebets, ist die Entdeckung, dass es sich um ein Beziehungsgeschehen handelt. Mit ihren berühmten Worten: „Inneres Beten ist Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher wissen, dass er uns liebt“. Nicht unbedingt ein Gespräch zu führen, nicht einmal über Christus nachzudenken, sondern zu verweilen, bei ihm zu bleiben, immer wieder Kontakt mit ihm zu knüpfen, regelmäßig mit dem, der uns vor allem sucht. Uns innerlich und in aller Freiheit den lebendigen Christus vorzustellen, hier und dort, wo wir gerade sind und heute.

Weil diese Freundschaft Sinn im Leben gibt, sogar Sinn des Lebens ist. Eine Freundschaft, die stärker ist als unsere Schwäche und Inkonsequenz. Das hat Teresa nicht erfunden, sie, die so kühn und einfach mit ihrem Gott und König umgeht, macht sich nichts vor: Die Einladung zu dieser Freundschaft geht durch die ganze Bibel hindurch.

Seien wir auch nicht versucht, nur die Fortgeschrittene zu sehen und dabei die Schwierigkeiten und Krisen, alle Trockenheit, Zerstreuungen, Lauheit, zu vergessen, die sie selber durchgemacht hat. Und wenn wir uns fragen: Bete ich noch oder führe ich nur Selbstgespräche? Da bleibt sie eine kostbare Weggefährtin, die uns sagt „Gib nicht auf, vertrau Dich dem Heiligen Geist an, sag dem Herrn deine Sehnsucht oder deine fehlende Sehnsucht. Er ist da“.

Diese große Heilige bitte für uns, dass wir immer mehr aus dieser Freundschaft leben.