Kommentar | Hl. Josef |Röm 4,13...22

Ein Tag nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Köln

MITTAGSGEBET | Freitag | 19.03.21

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom

Schwestern und Brüder!

13Abraham und seine Nachkommen erhielten nicht aufgrund des Gesetzes die Verheißung, Erben der Welt zu sein, sondern aufgrund der Glaubensgerechtigkeit. 16Deshalb gilt: „aus Glauben“, damit auch gilt: „aus Gnade“. Nur so bleibt die Verheißung für die ganze Nachkommenschaft gültig, nicht nur für die, welche aus dem Gesetz, sondern auch für die, welche aus dem Glauben Abrahams leben. 17Er ist unser aller Vater, wie geschrieben steht: Ich habe dich zum Vater vieler Völker bestimmt – im Angesicht des Gottes, dem er geglaubt hat, des Gottes, der die Toten lebendig macht und das, was nicht ist, ins Dasein ruft. 18Gegen alle Hoffnung hat er voll Hoffnung geglaubt, dass er der Vater vieler Völker werde, nach dem Wort: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. 22Darum wurde es ihm auch als Gerechtigkeit angerechnet.

Auf der Wüstenwanderung durch die Fastenzeit gibt es immer wieder kleine Momente des Innehaltens und des Atemschöpfens. So ein Moment ist eigentlich das Hochfest des Hl. Josef, das wir heute feiern.

Josef, Bräutigam der Gottesmutter Maria, Ziehvater des jungen Jesus. Patron der Kirche auch, und zweiter Schutzpatron unseres Erzbistums. Da ist uns heute nicht sehr nach Feiern zumute.

Aber vielleicht ist gerade jetzt, wo einem das Herz der Kirche und auch das eigene so trocken erscheinen mag, wo einem die Durststrecke hin zum Land der Ruhe noch so unendlich lang vorkommt, vielleicht ist Josef gerade jetzt der Wegbegleiter, den wir gut an unserer Seite haben können.

In dieser Zeit, in der Reden nottut und Reden zugleich wehtut, können wir schauen, wie er das damals gemacht hat, als sein eigenes Leben und seine persönlichen Pläne und vielleicht auch seine Idee von Gott gründlich erschüttert wurden.

Von Josef ist uns kein einziges Wort aufgeschrieben.

Er schweigt. Was aber nicht heißt, dass er verschweigt, im Gegenteil, sein ganzes Leben spricht:

Ohne Glanz und Glorie ist Josef gerecht. Er richtet nicht, aber bleibt ausgerichtet, er rechnet immer irgendwie damit, dass es so etwas wie eine Alltagsgnade gibt, dass der Herr zu seinem unscheinbaren Leben spricht, und sei es durch einen Engel, dreimal im Traum …

So gibt Josef in seinem hörenden Herzen Gott Raum.

Und gerade da, wo ihm angst und bang wird, wo die Furcht groß wird, glaubt er der leisen, inneren Stimme und lässt sich führen.

Dreimal heißt es von Josef: „Er stand auf“.

Und so groß für ihn die Wolke des Nichtwissens auch sein mochte, so dunkel und mühsam sich die Flucht vor dem Bösen und der Weg ins Exil auch erweisen sollte, Josef glaubte voll Hoffnung gegen alle Hoffnung, und … auferstehend … brach er auf, nicht allein, nicht mit leerem Herzen, sondern mit dem Kind und seiner Mutter.

Als wacher, liebender, hoffender Hüter des Heiligen.

Schwestern und Brüder,

wenn uns die Fastenzeit in diesem Jahr in besonderer Weise wie eine Wüstenwanderung vorkommt, wie eine nicht enden wollende Durststrecke,

dann stehen wir auf - wie Josef,

hoffen auch wir, immer wieder neu, gegen alle Hoffnung - wie Josef.

Hüten wir in uns und unter uns das Heilige,

den Heiligen, inmitten seiner Kirche,

Christus, unseren Heiland und Erlöser.