Kommentar | Freitag der 31. Wo im JK | Phil 3,17-4,1

MITTAGSGEBET | Freitag | 06.11.20

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper (3,17-4,1)

Schwestern und Brüder!

17Ahmt auch ihr mich nach, Brüder, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt.

18Denn viele - von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche - leben als Feinde des Kreuzes Christi.

19Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr Ruhm besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn.

20Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter,

21der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherrlichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.

1Darum, meine geliebten Brüder, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn, liebe Brüder.

Kommentar (Sr. Edith FMJ)

Wenn man in diesen Novembertagen über unsere Friedhöfe geht, wenn an diesen ruhigen Orten der Vergänglichkeit bei Einbruch der Dämmerung einen die vielen roten, flackernden Kerzen seltsam warm berühren, wenn man wortlos vor einer solchen kleinen Kerze an einem Kindergrab steht, wenn man Fragen stellt, auf die, so scheint es, Gott nicht antwortet,

dann kann es passieren, dass Gott uns etwas so Einfaches fragt, dass wir nicht darauf antworten können.

Wo ist deine Heimat?

*

In Zeiten wie diesen, Zeiten des größeren Abstands, rückt uns eine Ahnung auf den Leib, die uns manchmal Furcht einflößen kann:

Die Technik hat vielleicht alle Entfernung überwunden, doch dadurch noch keine Nähe geschaffen! Unsere Heimat aber liegt in dieser Nähe, in dieser tragenden Vertrautheit, in dieser spürbaren und berührbaren Verlässlichkeit der Beziehungen, die aus der Liebe erwachsen sind.

Macht uns jetzt die Erfahrung von Einschränkung, Ohnmacht und Brüchigkeit zu Heimatlosen?

Paulus, dem Apostel der großen Himmelshoffnung, ist diese Erfahrung auch nicht erspart geblieben. Er hat nie für sich aus-geblendet, dass „die Gestalt dieser Welt vergeht“ (1Kor 7,31). Er hat die ganze Verwundbarkeit seines eigenen „armseligen Leibes“ (Phil 3,21) erfahren. Er hat sich danach gesehnt, endlich „aufzubrechen, um für immer bei Christus zu sein“ (Phil 1,23).

Wo ist deine Heimat?

Die Antwort, die er vor 2000 Jahren an stark verunsicherte Menschen geschrieben hat, an die kleine, angefochtene Gemeinde in Philippi, ist für uns heute immer noch ein warm leuchtendes, unauslöschbares Licht in der Dämmerung dieser Zeit:

„Unsere Heimat ist im Himmel.“

Nichts und niemand von allen, die wir lieben, die uns auf Erden Leben und Heimat geschenkt haben, nicht die kleinste schöne Geste, nicht das geringste gute Wort, nicht die unscheinbarste helfende Hand wird verloren sein;

alles ist getragen, aufgehoben, verwandelt und verewigt in Gottes allumfassender Liebe. So wie die Wunden Jesu, Zeichen seiner unüberbietbaren Liebe, ihm auf ewig in seinen verklärten Leib eingeschrieben sind.

Wo ist deine Heimat?

Seine Menschenfreundlichkeit ist unsere Heimat, in der Er uns Wohnung nehmen lässt.

Und die kleine Kerze unserer Hoffnung wird für immer zum frohen Licht seiner Freude, die uns umgibt und die nie altern wird.