Kommentar | Hl. Bonifatius| Apg 26,19-23

MITTAGSGEBET | FREITAG | 05.06.20

Lesung aus der Apostelgeschichte (26,19-23)

In jenen Tagen sagte Paulus: 19König Agrippa, ich habe mich der himmlischen Erscheinung nicht widersetzt, 20sondern zuerst denen in Damaskus und in Jerusalem, dann im ganzen Land Judäa und bei den Heiden verkündet, sie sollten umkehren, sich Gott zuwenden und der Umkehr entsprechend handeln. 21Aus diesem Grund haben mich einige Juden im Tempel ergriffen und versucht, mich umzubringen. 22Doch ich habe Gottes Hilfe erfahren bis zum heutigen Tag; so stehe ich da als Zeuge für Groß und Klein und sage nichts anderes als das, was nach dem Wort der Propheten und des Mose geschehen soll: 23dass der Christus leiden müsse und dass er, als Erster von den Toten auferstanden, dem Volk und den Heiden ein Licht verkünden werde.

Kommentar zur Lesung

Es gibt Heilige, mit denen - obwohl doch ihr Gedenktag in schöner Regelmäßigkeit jedes Jahr wiederkehrt - es uns schwerfällt, innerlich in Beziehung zu treten. Bei allem Respekt, wenn nicht sogar Ehrfurcht vor der wirklich heiligmäßigen Hingabe ihres Lebens im Dienst der Frohen Botschaft, gelingt es uns wohl kaum spontan, mit unserer Realität heute bei ihnen anzudocken. Ich würde einmal behaupten, dass der Hl. Bonifatius, den wir heute feiern, zu dieser Sorte Heiliger gehört!

„Apostel Deutschlands“, lautet der Ehrentitel, der ihm schon im 12. Jh. zuerkannt wurde - ihm, der zunächst Winfrid hieß, im 7. Jh. im Südwesten Englands geboren wurde und sich für das Mönchsleben entschied. Umfassend gebildet - Zeit seines Lebens war er ein großer Bücherfreund! - gab Winfrid im Alter von 40 Jahren seinem Leben eine entscheidende Wende: wie zahlreiche iroschottische und angelsächsische Mönche vor ihm ging er aufs Festland, um den Germanen das Evangelium zu verkünden.

Seine jahrzehntelange Missionstätigkeit begann zunächst bei den heidnischen Friesen an der Nordseeküste ... und scheiterte. Dreimal nahm er daraufhin in den folgenden Jahren den Weg über den Großen St. Bernhard bis nach Rom, um sich dort vom Papst die Vollmacht zur Predigt zu erbitten. Dieser gab ihm nicht nur den offiziellen Auftrag zur Heidenmission, sondern auch einen neuen Namen: Bonifatius - der Gutes Tuende -, erhob ihn zum Missionsbischof und später zu seinem persönlichen Legaten.

Mit ungeheurem Mut und Unternehmungsgeist machte sich Bonifatius so erneut auf den Weg, predigte und taufte in Thüringen und Hessen, fällte heidnische Göttereichen und pflanzte durch viele Klostergründungen das monastische Leben ein, reformierte die zerfallenen kirchlichen Strukturen und gründete die Bistümer Salzburg, Regensburg, Passau, Würzburg und Erfurt.

Als bereits 80jähriger Bischof von Mainz machte er sich noch einmal - nicht ohne seine Bücherkiste - auf nach Friesland, jenseits des fränkischen Machtbereichs. Dort wurde er am 5. Juni 754 mit 51 Gefährten von Räubern erschlagen. Sein Leichnam wurde, wie er es selbst gewünscht hatte, in sein Lieblingskloster Fulda überführt, wo er bis heute ruht.

*

Was können wir heute von einem so reichen und doch fernen Heiligenleben mitnehmen? Vielleicht genügen uns heute Mittag zwei Gedanken:

· Bonifatius war nie ein Einzelkämpfer, sondern hat Zeit seines Lebens zusammen mit Mitarbeitern und ... Mitarbeiterinnen (!) das Evangelium verkündet.

Um fruchtbar zu sein, verortet sich geistliches Leben immer in Gemeinschaft und in gegenseitiger Ergänzung.

· Bonifatius war nicht nur ein leidenschaftlicher Prediger, der das Evangelium mit einfachen Worten erklären konnte, sondern auch ein Organisator und Reformer der Kirche seiner Zeit.

Je vertrauter wir selbst mit dem Wort Gottes werden, desto klarer können wir auch auf unser eigenes Leben schauen und unsere Tage in seinem Frieden ordnen (vgl. 1. Hochgebet).

Und so, an unserem Platz, Gutes tun

und vielleicht der Kirche unserer Zeit ... guttun.