Kommentar am Freitag der 32. Woche im Jahreskreis |

Weisheit 13,1-9

MITTAGSGEBET | FREITAG | 12.11.21

Lesung aus dem Buch der Weisheit 13,1-9

1Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht,

2sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter.

3Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, als Götter ansahen, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen.

4Und wenn sie über ihre Macht und ihre Kraft in Staunen gerieten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat;

5denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen.

6Dennoch verdienen jene nur geringen Tadel. Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, gehen aber dabei in die Irre.

7Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen.

8Doch auch sie sind unentschuldbar:

9Wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, die Welt zu erforschen, warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt?

KOMMENTAR (Sr. Anne-Claire FMJ)


Es ist ein berühmter Abschnitt des Buches der Weisheit, den wir gerade gehört haben. In einer wunderbaren Sprache wird uns etwas Wesentliches wieder ins Gedächtnis gerufen: Das Universum ist ein Kunstwerk, das ein Spiegel seines Schöpfers ist und das Vergessen dieser Quelle kann nur zu vergeblichen Illusionen führen. „Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen“. „Warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt?“ Fragt der Weise.

Aber es mag sein, dass unsere Erfahrung eine andere ist als diejenige des Weisheitslehrers!

Oder eher das die Frage sich heute anders stellen könnte. Vor lauter Zerstörung der Schöpfung, vor den Missbrauchen aller Arten, die auch „im Namen Gottes“ begangen sind, hat Die Begeisterung nachgelassen und ernüchtert fragen viele: Welche Schönheit der Welt öffnet mich die Augen für Gott? Wo sind sie noch zu finden die Spuren der Schönheit? Jede, jeder hat dafür wahrscheinlich eigene Antworten.

Vielleicht Dort, wo Menschen an der Ungerechtigkeit der Welt leiden und mit ihren kleinen Kraft versuchen, diese zu lindern…. Dort, wo Menschen innere Freiheit und Respekt für die Rechten jeder fördern und andere wachsen lassen. Da, wo Menschen die Spirale vom „so du mir so ich dir“ und die Durchsetzung von eigenen Interessen stoppen. Dort, wo Menschen durch ihre Einfachheit und Sanftmut, Trostquelle für andere werden. Überall da, wo Menschen sich bewegen lassen, anfangen sich selber zu ändern, und lernen ehrlich zu lieben.

In den Heiligen Schriften auch ist die Schönheit zu finden, die die Gesichtszüge des Erlösers zeichnen, der uns ständig entgegen kommt. Auch in der Liturgie der Kirche, Wenn Sie Gott zur Sprache kommen lässt.

Und Auf den Gesichtern aller Heiligen und Zeugen sowieso, deren Leben vom Evangelium geformt wurde. Auf ihre Fürsprache hin bitten wir den Herrn, dass er uns einen Blick schenkt, der fähig ist, in unserer oft entstellten Welt die Spuren der Schönheit seines Sohnes und seines Reiches zu erkennen. Bitten wir sie auch, dass all unser Leben gemeinsam, jedes auf fragmentarische Weise mit seinen Schatten und Licht, irgendetwas vom Gesicht Jesus Christi widerspiegeln.