Kommentar am Hochfest der Geburt des hl. Johanens des Täufers

Jes 49,1-6

MITTAGSGEBET | DONNERSTAG | 24.06.21

Lesung aus dem Buch Jesaja (49,1-6)

1Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker in der Ferne! Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt. 2Er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert, er verbarg mich im Schatten seiner Hand. Er machte mich zu einem spitzen Pfeil und steckte mich in seinen Köcher. 3Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. 4Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan. Aber mein Recht liegt beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott. 5Jetzt aber hat der Herr gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht geformt hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammelt werde. So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt und mein Gott war meine Stärke. 6Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht der Nationen; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.

KOMMENTAR ZUR LESUNG (Sr. Katharina FMJ)

Heute feiern wir Geburtstag. Die Geburt des hl. Johannes des Täufers.

„Viele werden sich über ihn freuen“, heißt es von ihm im Lukasevangelium. Aber warum?

Ja, vielleicht ist es kein Zufall, dass seine Geburt am 24. Juni…

auf eine natürliche Wende fiel. Jedes Jahr um den 24. Juni herum erleben wir den längsten Tag, die Sommer-Sonnenwende.

Es ist Wende-Zeit! Und für genau eine solche Wende steht Johannes der Täufer mit seiner ganzen Person. „Ich mache dich zum Licht für die Völker; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.“ (Jes 49,6)

Gott hatte mit ihm einen Plan und wollte ihn zum Platzhalter, zur Orientierungshilfe, zum Wegweiser und Vorläufer des Heils machen. „Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen.“ (Jer 1,5)

Es ist Wende-Zeit… Gottes Zeit ist aber immer schon Heilszeit, eine Zeit in der Gutsein ist, d.h. von Beginn der Schöpfung an, ist Gott in der Geschichte der Menschen gegenwärtig. Ja ohne seinen Lebensatem existierte der Mensch ja gar nicht.

Doch wie oft passiert es, dass in dieser Gottesgeschichte mit dem Menschen, der Mensch sich abwendet von dieser liebenden Gegenwart. Sich selbst umwindet und nur noch in sich gekehrt ist… Gottes Zeit wurde zur Wende-Zeit. Ja immer und immer wieder hat Gott sich von Bund zu Bund dem in sich gekehrten Menschen zugwendet, um ihn hineinzurufen in die wunderbare Heilsgeschichte Gottes mit einem jeden Menschen.

So begleitete Gott das Volk Israel im Alten Bund…. und Propheten standen auf, die in Unheilszeiten wieder und wieder Leben, Zukunft, Gemeinschaft, Freude und Lebensfülle hineinriefen. Ja und es sollte einer kommen, der Messias, der ein für alle Mal dieses Leben in Fülle schenken wird.

Auch er, Johannes der Täufer, war ein Prophet der diese Wendezeit,

als sie zu ihrem Höhepunkt gekommen war, erkannte.

Er war ein Aussteiger, so ganz anders, ging in die Wüste, ernährte sich von wildem Honig und Heuschrecken… doch dieses andere Leben – abseits – ließ ihn zum Hörenden, zum Sehnenden werden.

Er war spürsinnig für Gottes Heilszeit, denn von Geburt an, wurde er von Gottes Gegenwart wach gerüttelt. „Schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein.“ (Lk 1,15)

UND SO hat er selbst zuerst das erlebt, was Gottes WENDE-ZEIT ausmacht:

Überwältigt werden von Gottes Größe: Schon im Mutterleib wurde er vom Heiligen Geist erfüllt. Freude… brach da auf, als Elisabeth, seine Mutter und Maria, die Mutter Jesu sich als Schwangere begegneten. UND diese überspringende Freude ist immer ein Zeichen dafür, dass Gott am Werk ist.

Dann gehört zur Wende-Zeit das

Sich-herausreißen-lassen: Johannes der Täufer ging in die Wüste… heraus aus dem Klein-Klein des Allerlei, heraus aus dem Krisenmodus :

Ja, auch als Christen sind wir herausgerufen, ausgesondert, aus der anonymen Menge… Wir sind beim Namen gerufen! Da ergeht ein Ruf, an jede und jeden von uns! Und so passierte es… Johannes war der Erste, der die Stimme Jesu, des Heilands, in der Öffentlichkeit vernahm. Dieses Herausgerufen sein, diese Stimme machte ihn zum Freund Jesu, zum Freund des Bräutigams. Für Johannes war dies eine unheimliche Erfüllung. Und wieder ist die Freude am Werk, wenn Johannes selber sagt: „Diese Freude ist nun für mich Wirklichkeit geworden.

Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“ (Joh 3,30)

Und so ist der dritte Schritt der Wende-Zeit das

Hineintreten in die Verheißung: „Seht das Lamm Gottes, dass hinweg nimmt, die Sünde der Welt.“ Johannes der Täufer trat ganz in diese Verheißung ein, ja er taufte Jesus, und wieder ist die Freude da: Die Freude des Vaters an seinem Sohn. „Dies ist mein geliebter Sohn, an dir habe ich meine Freude.“ (Mk 1,9.11) Die Freude in diese liebende Beziehung einzugehen, und in ihr und aus ihr zu leben.

Wir leben heute in Gottes Heilszeit – Jesus, der, den die Menschen als Retter und Erlöser ersehnten, als den Heil bringenden Messias, er lebt, er geht an unserer Seite und schenkt uns Freude in Fülle!

Wichtig ist so sehr gar nicht, wie oft wir täglich hineintauchen in diese Wende-Zeit… wichtig ist nur, dass wir die Freude nicht verpassen, die uns in jedem Moment entgegenkommt! Amen!