Kommentar zu Gründonnsertag | 1 Kor, 11,23-26
MITTAGSGEBET | GRÜNDONNERSTAG | 09.04.20
Lesung aus dem 1. Korintherbrief (11, 23-26)
Schwestern und Brüder!
23Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe:
Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, 24sprach das Dankgebet,
brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch.
Tut dies zu meinem Gedächtnis!
25Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!
26Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt,
verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Kommentar zur Lesung
Jesus ist an diesem Abend mit seinen Jüngern im Abendmahlssaal.
Was hat er da gemacht? Er hat – wie alle Juden – das Pascha gefeiert, das Gedenken an den Bund Gottes. Dieser Bund, der ein Bund der Freundschaft war brauchte von beiden Seiten ein freies JA.
„Im Vertrauen auf Gott wagt das Volk Israel den Ausbruch aus der Sklaverei
und die Flucht durch die Wüste.“ (Andreas Knapp)
Die absolute Befreiungstat beginnt. Gott hat sie an einem Tag von der Sklaverei der Ägypter befreit, aber die Israeliten haben 40 Jahre gebraucht, um die Fleischtöpfe Ägyptens loszulassen. Durch diese lange Zeit der Wüste hat Gott sie herangezogen in die immer größere Freiheit.
In der Wüste lernt das Volk Israel, dass alle wirklich wichtigen Dinge im Leben Geschenk sind, das wir nicht selber machen können. „Das Manna das man unverhofft findet, ist ein Zeichen der göttlichen Fürsorge.“ Doch einige hatten viel zu viel Manna gehortet… - mit dem Vertrauen ist das so eine Sache. Andreas Knapp hat dies in einem Gedicht mit dem Titel „Manna“ auf den Punkt gebracht:
Manna
erst das fressen
dann die religion
irgendwann jedoch wird man
selbst des mannas überdrüssig
die gebratenen wachteln
bleiben im halse stecken
der stab der einst
im felsenmeer das wasser fand
schlägt als wünschelrute
sehnsuchtsvoll nach oben aus
in allen wüsten
nährt auf dauer
nur der hunger nach Gott
WIE gehen wir heute in dieser weltweiten Wüstenzeit in diesen Gründonnerstag?
Viele von Ihnen bekommen diesen Hunger leibhaftig zu spüren, weil die Wünschelroute sehnsuchtsvoll nach oben ausschlägt. Wochen sind es schon, dass viele eine echte Dürrezeit und Durststrecke erleben. Und die Frage „was macht mich wirklich satt?“ buchstabiert sich doch ehrlich gesagt in dieser Wüste ganz neu?
Was und wieviel hat uns bisher satt gemacht und angefüllt oder hat Ersatz gefunden. Noch tut es nicht weh vor einem leeren Mehlregal zu stehen, aber sie sind überhaupt seit 75 Jahren hierzulande wieder leer.
Es tut aber weh zu hören und zu sehen, wie unzählig viele Ärzte und das Pflegepersonal mit ihrem Leben für das Leben kämpfen und vor dem Menschlichen kapitulieren, wenn sie dem Leiden und Sterben ins Gesicht sehen müssen oder gar sterben lassen müssen.
In dieser Wüste hatten die Israeliten damals erfahren,
dass alle wichtigen Dinge im Leben Geschenk sind.
HEUTE ist der Tag, an dem wir feiern, dass Jesus uns ein unfassbares Geschenk gemacht hat. Gehen wir wieder zurück in den Abendmahlssaal.
Während des Paschamahls, der Feier dieser großen Freiheits- und Liebestat Gottes, schenkt Jesus den Jüngern und uns DAS Geschenk schlechthin.
DAS, was in der Wüste satt machen kann.
DAS, was überhaupt erst diesen unstillbaren Hunger in uns zu stillen vermag.
ER verschenkt sich ganz und gar selbst.
Er bricht diesen Bund auf und schenkt uns einen NEUEN – EWIGEN BUND.
Wie damals – wartet Gott auf unser freies JA! ER fragt uns heute: Hast Du Hunger? Möchtest Du satt werden an der Liebe? ICH GEBE MICH DIR. Dafür aber hat er das Zeichen gewählt, das es schon vorher gab… das Brot und den Wein… aber ER hat sich selbst mit hineingelegt.
Seitdem ist es nicht mehr nur eine Gedächtnisfeier an das große Geschenk der Befreiung aus der Sklaverei, was schon unendlich viel ist. Seit diesem Abend ist dieser Bissen Brot, Leib Christi geworden. „Wer von diesem Brot ist, wird auf ewig nicht sterben.“
Wenn nun unzählig viele Menschen heute nicht an diesem MAHL teilnehmen können… dann dürfen wir darauf vertrauen, dass ER unseren Hunger kennt, dass er die Sehnsucht sieht und den Schmerz. Gott ist erfinderisch genug, um unseren Hunger zu stillen – lernen wir es, wie damals in der Wüste - ER stillt - anders, im Verborgenen… aber nicht weniger ewig, denn die Liebe ist ewig und weiß sich über irdisch-menschliche Grenzen hinweg zu schenken.
Werden wir satt an dieser Liebe und nur an dieser. AMEN