Kommentar am zum Fest des hl. Apostels Thomas |

Eph 2,19-22

MITTAGSGEBET | SAMSTAG | 03.07.21

Lesung aus dem Brief an die Epheser

Schwestern und Brüder!

19Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.

20Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst.

21Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.

22Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut.

KOMMENTAR (Sr. Anne-Claire FMJ)

Dieser Text erwähnt unterschiedliche Bilder, die sogar fast widersprüchlich sein könnten:

Wir sind Mitbürger der Heiligen, Bauelement der Kirche, und Wohnung Gottes. Es könnte ein Zeichen dafür sein, wie verschieden die Erfahrungen von Gott sein dürfen. Durch die Gemeinschaft mit allen, die vor uns geglaubt haben, durch die heutige Gemeinschaft und alle, die für uns das Wort und den Leib Christi aktualisieren, durch das Gebet, das uns für die Gegenwart Gottes öffnet, sind wir mit Christus verbunden.

Der Apostel Thomas, den die Kirche heute feiert, hat sich eben nicht auf das Fundament des Zeugnisses der anderen Apostel gestützt.

Thomas hat erst einmal seine fehlende Erfahrung und seinen Zweifel am Wort der anderen zum Ausdruck gebracht, wie eine Zusammenfassung all unserer eigenen Zweifel und Unsicherheiten. Aber der Zweifel spricht auch von der Freiheit der Menschen, denen Gott sich nie aufdrängt.

Thomas war vor allem eine Suchender und ist nicht da stehengeblieben.

Der Ort, in dem er den Beweis für den Glauben entdecken konnte, ist allerdings nicht selbstverständlich. Die Wunden Christi sind für ihn zum Ort des Glaubens geworden. Orte der Finsternis, der Schmerzen und der scheinbaren Unfruchtbarkeit, aber gerade Orte, in denen das Licht, die Liebe und das Leben triumphiert haben. Da, wo das Herz am meisten verwundet war, konnte er Christus berühren. Und diese Erfahrung hat er nicht bei einer persönlichen Erscheinung Christi erlebt, sondern in der Gemeinschaft der Gläubigen.

Der Heilige Thomas begleite uns auf unseren Glaubenswegen. Er erlaube uns, unseren Zweifel, unsere Mangel an Glauben, die Finsternis ehrlich anzuschauen, um sie hellsichtig unter den Blick Christi zu stellen. Es kann sein, dass wir dabei den Keim einer Heilung und die Verheißung einer Auferstehung entdecken. Er ermutige uns immer wieder, die Freundschaft der Heiligen und Hausgenossen Gottes, und die Gemeinschaft der Gläubigen zu suchen, wenn sie auch unvollkommen sein mögen, weil sie für uns Zeichen der Gegenwart Christi sein können, wenn wir drohen zu verzweifeln.