Kommentar zum Fest der Hl. Katharina von Siena |

1. Johannesbrief 1,5-2,2

MITTAGSGEBET | Donnerstag | 29.04.21

Lesung aus dem ersten Johannesbrief (1,5-2,2)

Schwestern und Brüder!

5Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden: Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm.

6Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis leben, lügen wir und tun nicht die Wahrheit.

7Wenn wir aber im Licht leben, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde.

8Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns.

9Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht.

10Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

1Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten.

2Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt.

Kommentar | Sr. Anne-Claire FMJ

Die Heilige Katherina von Siena, die die Kirche heute feiert, war selten da, wo man sie erwartet hat.

Sie war Dominikaner-Terziarin, obwohl ihre Umgebung sie eher als Ehefrau oder als klösterliche Ordensfrau gesehen hätte. Eine durchaus kontemplative Seele, die sich unermüdlich auf den Straßen Italiens und für die Kranken eingesetzt hat. Eine junge Frau , die sich als kostbare Ratgeberin für die kirchlichen Autoritäten ihrer Zeit offenbart hat. Und nicht zuletzt Kirchenlehrerin, obwohl sie nicht schreiben konnte. In ihrer Zeit, die von Pestepidemien, schweren politischen und kirchlichen Krisen geprägt war, ist sie zu einer Wegweiserin geworden. Vielleicht vor allem, weil sie eine „Reisende“ war.

Zuerst hat sie sich in Richtung der Tiefen ihres Herzens auf den Weg gemacht, um die Größe des Abgrunds Gottes zu erkunden. Dabei erfuhr sie die Überwältigende Macht seiner Liebe, die Grenzenlosigkeit seiner Barmherzigkeit. Und in ihren eigenen Abgründen, in ihrer eigenen Dunkelheit, Grenze und Bedürftigkeit ist sie nicht auf Hoffnungslosigkeit gestoßen, sondert auf das Licht Christi. Sie hat in Ehrlichkeit ihre eigene Wirklichkeit angeschaut und das Licht Gottes entdeckt. Wie die Flamme der Osterkerze, die in der Osternacht entzündet wird und weiter brennt.

Was wir wirklich sind, entdecken wir nur im Licht Christi. Christus, der sich als „Gott mit uns“ geoffenbart hat und alle unsere Wege begleiten möchte, so steil und abschüssig sie auch sein können.

Diese innere Reise hat zur Kenntnis Gottes geführt und gleichzeitig zur Kenntnis ihres Selbst, die Kenntnis der Welt geworden ist, in der sie lebte. Die Reise hat aus ihr „eine sanfte Ruferin Gottes“, wie sie genannt wurde, gemacht und hat sie gedrängt, sich mit den Herausforderungen ihrer Zeit auseinanderzusetzen, weil Gott diese Welt ernst genommen hat. Von daher verkündet sie das Wort Gottes und schenkt das Leben Christi den Kranken und den Päpsten und allen, die sie trifft. Im Lauf der Geschichte hat man vielleicht den Beitrag Katharinas für die Einheit der Kirche übertrieben dargestellt, aber eines ist sicher. Sie konnte vielen die richtige Richtung zeigen, den Horizont: Christus, den wahren Beistand.

Wenn wir uns in unserer Zeit verloren fühlen, so als ob wir die Richtung verloren hätten und das Elend und die Herausforderungen groß geworden sind, können wir dafür beten, dass uns solche Menschen geschenkt werden, Rufer und Ruferinnen Gottes, wahre Diener und Dienerinnen der Einheit.