Kommentar am Fest der heiligen Erzengel |

Offb 12,7-12a

MITTAGSGEBET | Mittwoch | 29.09.21

Lesung aus der Offenbarung des Johannes 12, 7-12a

7Im Himmel entbrannte ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften,

8aber sie konnten sich nicht halten, und sie verloren ihren Platz im Himmel.

9Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.

10Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten; denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte.

11Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr Wort und Zeugnis; sie hielten ihr Leben nicht fest, bis hinein in den Tod.

12aDarum jubelt, ihr Himmel und alle, die darin wohnen.

KOMMENTAR | Sr. Edith FMJ

Es gibt Zeiten – und vielleicht gehört unsere dazu -, in denen man das Gefühl hat (und es vielleicht auch ein bisschen leid ist…), ständig irgendwie im Kampfmodus zu sein. In der Tat sind wir damit zurzeit gut bedient: Kampf gegen die Pandemie, Kampf um Dialog- und Reformprozesse innerhalb der Kirche, Kampf um den jetzigen Regierungsauftrag …

Dazu scheint die heutige Lesung aus dem Buch der Offenbarung zunächst einmal hervorragend zu passen: Wie auf einem großartigen Fresko werden hier nacheinander ein tödlicher Kampf, ein rettender Sieg und himmlischer Jubel in Szene gesetzt – dazwischen ein stürzender Drache (die alte Schlange, der Teufel, der Satan) und ein siegreicher Engel, Michael.

Bevor wir das jetzt alles gefühlt ganz schnell ins Reich der Mythologie, der Kunstgeschichte oder der Computerspiele verbannen, sind wir heute Mittag eingeladen, einen Moment innezuhalten. Denn was hier in so starken Bildern und wenigen Zeilen vor uns hingemalt wird, rührt an Tiefenschichten unseres eigenen Lebens: an unsere Intuition und unsere Sehnsucht, an unseren Glauben und an unsere Hoffnung.

Drei kurze Gedanken dazu.

· In dem Kampf, von dem hier erzählt wird, geht es nicht um irgendetwas, um Einfluss, Ansehen oder Prestige. Es geht um das Leben schlechthin, um das, was unser Leben gut sein lässt – und das, was es verführt, was es verhindert und zerstört.

In uns und um uns herum, durch unser Denken, Reden und Tun können wir beidem Raum geben. Vielleicht wird uns heute einfach nur gesagt: Achte auf dich – und, wenn du kämpfst, schau genau hin, wofür du kämpfst!

Ein Zweites:

· Bei allem Respekt – es ist nicht der Erzengel Michael und es sind auch nicht wir, die den großen Kampf gegen das Böse, gegen den Verführer, den Ankläger, den Menschenhasser und Kleinmacher führen. Es ist Jesus, der das schon für uns auf sich genommen hat, wie ein Lamm, das lieber verblutet ist als zurückzuhassen.

Und dieser Kampf ist schon vorüber. Dieser Sieg ist schon errungen. Ostern hat schon stattgefunden, und das gilt für die Welt und den ganzen Kosmos, und es gilt auch für uns, gemeinsam und ganz persönlich. Ja, Christus ist der Herr, und niemand sonst. Ja, das Leben hat das letzte Wort. Das ist unser starker Glaube.

Und ein Letztes:

· Für diesen Glaubensweg hat es Gott gefallen, uns Weggefährten mitzugeben, Ausgesandte, Engel, sichtbar oder unsichtbar, oft sehr diskret, aber immer entschiedene und handelnde Zeugen seiner Güte, Geschöpfe, aber erfüllt von einem unerschöpflichen Wohlwollen, mit dem sie sich über uns Menschen beugen, um uns zu behüten zu den Quellen des Heils (Hebr 1,14) zu führen.

Sie weisen in eine Zukunft hinein, die unendlich viel mehr ist als das, was wir uns selbst aufbauen können.

Wir können vertrauen, dass Gott größer ist als unsere kleine Welt, dass der Nicht-Ausbruch des Chaos nicht nur von uns abhängt und dass er alles umfängt und rettet.

So sind wir guter Hoffnung:

Von guten Mächten wunderbar geborgen,

erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist mit uns am Abend und am Morgen

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

(D. Bonhoeffer)