Kommentar zu Karsamstag| 1 Petrus 3,18-20

OFFIZIUM VOM ABSTIEG IN DAS REICH DES TODES | KARSAMSTAG | 11.04.20

Lesung aus dem 1. Petrusbrief (3,18-20)

18Christus ist der Sünden wegen ein einziges Mal gestorben, er, der Gerechte, für die Ungerechten, um euch zu Gott hinzuführen; dem Fleisch nach wurde er getötet, dem Geist nach lebendig gemacht. 19So ist er auch zu den Geistern gegangen, die im Gefängnis waren, und hat ihnen gepredigt. 20Diese waren einst ungehorsam, als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete, während die Arche gebaut wurde; in ihr wurden nur wenige, nämlich acht Menschen, durch das Wasser gerettet.


Kommentar zur Lesung

Großes Schweigen herrscht heute über der Erde, großes Schweigen und Einsamkeit“.

Sie stoßen dieses Jahr besonders auf Resonanz, die alten Texte von Epiphanius!

Als ob ein Schleier aus Stille sich seit ein paar Wochen über die Welt, über unsere Städte, Plätzen und Geschäfte. gelegt hätte. Kohelet hatte auch diesen stillen Frühling vorausgesehen: „Wenn das Tor zur Straße verschlossen wird; wenn das Geräusch der Mühle verstummt, steht man auf beim Zwitschern der Vögel, doch die Töne des Lieds verklingen;[5] (…) doch ein Mensch geht zu seinem ewigen Haus, und die Klagenden ziehen durch die Straßen“ Koh 12,4-5.

Die Stille schwebt über uns und unsere Gefühle schwanken: es gibt etwas Friedliches, das gleichzeitig eine Drohung ist. Der Tod ist am Werk und wir spüren das vielleicht stärker als je, und gleichzeitig gibt es eine Hoffnung: er wird nicht das letzte Wort haben. Als ob wir dieses Jahr beim Geheimnis des Karsamstags ein bisschen länger verweilen müssen als sonst. Davor und wahrscheinlich noch danach.

Heute verweilen wir in Gedanken am Grab des Herrn und betrachten, so gut es gehen kann, wie Er sich in die Arme des Vaters fallen lässt und die Tiefen besucht. Dabei kann uns auch die Ikone des Abstiegs Christi in die Unterwelt helfen. Christus ergreift die Hand Adams und zieht ihn aus seinem Grab heraus, um ihn in sein Licht mitzunehmen. Gottes Lebenskraft kann nicht in einem Grab eingesperrt werden. Gottes Lebenskraft, die gerade im Sterben ihre Stärke entfaltet, die sich in der Auferstehung Christi durchsetzen wird. Und unser Gott, die uns so oft so abwesend und still scheint, spricht zu uns vielleicht am lautesten in diesem Moment: „Ich bin alle Tag bei Euch bis zum Ende der Welt“. Versteckte Gegenwart aber wirkende Gegenwart allem Anschein zum Trotz. Der Tod, der Abstieg in die Hölle und die Auferstehung sind ein einziges Mysterium. Sieg Christi, den er in Stille gewinnt.

Die Gräber und die Tiefen dieser Tage sind wahrscheinlich die Isolation, die Depression, die Angst vor der Krankheit, die Angst vor einem einsamen Tod, einem ohne Möglichkeit zur Verabschiedung, es sind das Flehen, das aus unseren Krankenhäusern und Altenheimen kommt, die fehlende Arbeit und die Frage, wie alles weitergehen wird. Alle Dramen, die sich in diesen Tagen in so vielen Existenzen abspielen.

Es sind vielleicht die Psalmen, die uns in dieser Fastenzeit am einfachsten über die Lippen gekommen sind. Diese menschlichen Gebete, ohne Zensur, die alle Dimensionen der menschlichen Bestürzung und Niedergeschlagenheit zum Ausdruck bringen. „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir“ (Ps 129,1). Gebete, die auch von Vertrauen erzählen. „Herr, Du hast mich aus der Tiefe gezogen“ (Ps 30), Du bist der, der uns Raum und Luft schenken kann! Diese Psalmen sind auch voll von Halleluja, die diese vertrauensvolle Erwartung besingen, diese frohe Botschaft, die der Herr in der Unterwelt gepredigt hat, dass nämlich Gottes Gegenwart unsere Nöte, alles, was scheinbar dem Tod gewidmet ist, durchdringen und retten kann. So gewiss wie der Herr auferstanden ist.

Es sind Geschichten von wieder aufgerichteten Leben, von damals und heute, die uns in dieser Zeit guttun zu hören, und daran könnten wir heute Nacht denken, in dieser ungewöhnlichen Nacht, in der die Halleluja vielleicht leiser als sonst erklingen werden, aber von der Gewissheit erfüllt, dass wir uns eines Tages wieder versammeln werden, in den Kirchen, auf den Plätzen, aber vor allem beim Vater, da, wo es keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal mehr gibt (Offb 21,4).