Kommentar zum Buch Numeri 21,4-9

MITTAGSGEBET | DIENSTAG DER 5. FASTENWOCHE | 31.03.20

Lesung aus dem Buch Numeri (21,4-9)

In jenen Tagen 4brachen die Israeliten vom Berg Hor auf und schlugen die Richtung zum Schilfmeer ein, um Edom zu umgehen. Unterwegs aber verlor das Volk den Mut,

5es lehnte sich gegen Gott und gegen Mose auf und sagte: Warum habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt? Etwa damit wir in der Wüste sterben? Es gibt weder Brot noch Wasser. Dieser elenden Nahrung sind wir überdrüssig.

6Da schickte der Herr Giftschlangen unter das Volk. Sie bissen die Menschen, und viele Israeliten starben.

7Die Leute kamen zu Mose und sagten: Wir haben gesündigt, denn wir haben uns gegen den Herrn und gegen dich aufgelehnt. Bete zum Herrn, dass er uns von den Schlangen befreit. Da betete Mose für das Volk.

8Der Herr antwortete Mose: Mach dir eine Schlange, und häng sie an einer Fahnenstange auf! Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht.

9Mose machte also eine Schlange aus Kupfer und hängte sie an einer Fahnenstange auf. Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben.

Kommentar zur Lesung

Wüste und Giftschlange. Zwei Realitäten, die wir vielleicht nicht aus dem eigenen Leben kennen, aber wir verbinden doch mit ihnen Bilder oder auch Gefühle.

Wüste: Sie steht für die so schweren Abschnitte in unserem Leben. Abschnitte, die erfüllt sind von innerer Trockenheit, Orientierungslosigkeit, Einsamkeit und Traurigkeit. Abschnitte, die wir uns nicht selbst gewählt haben, die wir aber trotz alledem gehen müssen und aus denen wir meist doch gestärkt wieder hinaus gehen dürfen.

Giftschlangen: Mit ihnen verbinden wir Tod, Angst und die Bedrohung unseres Lebens.

Die Israeliten erleben beide Realitäten. Die Wüste müssen sie durchqueren, wobei sie diesen Weg nicht freiwillig gewählt haben. Sie müssen ihn gehen, da die Edomiter ihnen den direkten Weg ins gelobte Land verweigert haben.

Und dieser Weg durch die Wüste ist steinig, gefährlich, hart. Hinzu kommt das immer gleiche Essen und die Ungewissheit über die Zukunft. Da sinkt der Lebensmut, und Ängste, Sorgen, Hoffnungslosigkeit und Unzufriedenheit machen sich wie das Gift einer Schlange in den Adern der Israeliten breit. Die Folge ist ein Auflehnen gegen Gott und somit ein Abschneiden von dem, der das Leben und die Hoffnung selbst ist.

Liebe Schwestern und Brüder,

auch wir befinden uns in einer kollektiven von außen verhängter Wüste und müssen darauf aufpassen, dass nicht Giftschlangen unsere eigenen vier Wände befallen und unser alltägliches Leben und unsere Beziehungen mit ihrem Gift bedrohen. Ängste, Sorgen, Überforderung, ungelöste Konflikte, Gefühle von Einsamkeit und Existenznot. All dies sind verständliche Gefühl und Sorgen, die in uns aufsteigen können. Und doch dürfen sie unser Leben nicht beherrschen, dürfen uns und unsere Beziehungen untereinander und zu Gott nicht zerstören. Die Folge wäre ein Leben ohne Hoffnung, ohne Zuversicht, ohne innere Widerstandskraft in solch schwierigen Zeiten.

Doch was tun?

Gott schenkte den Israeliten damals in der Wüste ein Zeichen. Das Zeichen der erhöhten Schlange, wodurch das Wesen, dass so viel Unheil und Tod gebracht hatte, zum Zeichen des Heiles und des Lebens gewandelt wurde.

Auch unsere Sorgen, Nöte und Ängste können in Heil gewandelt werden, wenn wir sie zum einen annehmen und akzeptieren. Und wenn wir zum anderen in der Hoffnung bleiben, dass Gott uns die notwendige Kraft in allem gibt, ja letztlich alles zum Guten führen wird.

Tun wir dies, so bleiben wir in seiner Gegenwart. Tun wir dies, so dürfen wir im hier und jetzt schon die Erfahrung der Auferstehung machen.

Auferstehung, da die Sorgen und Nöte zwar noch da sind, sie mich aber nicht beherrschen.

Auferstehung, weil ich daran glauben darf, dass Gott alles zum Guten führen wird und ich in meiner Not nicht allein bin.

Auferstehung, weil ich darauf hoffe, dass der Tod nicht das letzte Wort haben wird.

Auferstehung: Das heißt letztlich die Schwermut meines Lebens an den Nagel zu hängen.

Die Kraft bekommen wir dazu. Wir müssen nur eines: Uns an dem festhalten, der hinab in das Reich des Todes gestiegen ist, um dann mit ihm wieder zum Leben auf zu erstehen.