Kommentar zum Buch Exodus 32,7-14

MITTAGSGEBET | DONNERSTAG DER 4. FASTENWOCHE | 26.03.20

Lesung aus dem Buch Exodus, 32, 7-17

In jenen Tagen 7sprach der Herr zu Mose: Geh, steig hinunter, denn dein Volk, das du aus Ägypten heraufgeführt hast, läuft ins Verderben. 8Schnell sind sie von dem Weg abgewichen, den ich ihnen vorgeschrieben habe. Sie haben sich ein Kalb aus Metall gegossen und werfen sich vor ihm zu Boden. Sie bringen ihm Schlachtopfer dar und sagen: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägypten heraufgeführt haben.

9Weiter sprach der Herr zu Mose: Ich habe dieses Volk durchschaut: Ein störrisches Volk ist es. 10Jetzt lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und sie verzehrt. Dich aber will ich zu einem großen Volk machen. 11Da versuchte Mose, den Herrn, seinen Gott, zu besänftigen, und sagte: Warum, Herr, ist dein Zorn gegen dein Volk entbrannt? Du hast es doch mit großer Macht und starker Hand aus Ägypten herausgeführt. 12Sollen etwa die Ägypter sagen können: In böser Absicht hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und sie vom Erdboden verschwinden zu lassen? Lass ab von deinem glühenden Zorn, und lass dich das Böse reuen, das du deinem Volk antun wolltest.

13Denk an deine Knechte, an Abraham, Isaak und Israel, denen du mit einem Eid bei deinem eigenen Namen zugesichert und gesagt hast: Ich will eure Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel, und: Dieses ganze Land, von dem ich gesprochen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es für immer besitzen.

14Da ließ sich der Herr das Böse reuen, das er seinem Volk angedroht hatte.

Kommentar zur Lesung

„Wir gehen durch diese Zeit wie bei einer Reise durch die Wüste“ sagte vor ein paar Tagen der Patriarch Bartholomäus.

Die Reise in der Wüste von der wir gerade gehört haben, hat 40 Jahre gedauert:

Durch die Hoffnung auf eine köstliche Erde getragen.

Von einem Gott geführt, der seinen Schutz versprochen hat.

Von Mose geleitet, der die Worte des Lebens seinem Volk vermitteln muss.

Aber das Tempo des Marsches hat sich nun verringert. Das Volk Israel ist müde geworden, nichts mehr zu sehen und nichts mehr zu hören: weder von Gott noch von Mose. Es hat sich getröstet, wie es konnte: armseliger Trost auf Menschenhöhe.

In der Sprache der Psalmen: „Gott fasste also einen Plan, und er sprach, er wolle sie vernichten, wäre nicht Mose, sein Erwählter, für ihn in die Bresche gesprungen“ (Ps 106,23).

Nach und nach, im Laufe der Offenbarung, durften wir entdecken, dass Gott kein Plädoyer braucht, um sich zu beruhigen, und dass der Zorn Gottes eine menschliche Art ist, die Ablehnung Gottes zum Ausdruck zu bringen, dass wir uns verlieren. Aber die Berufung eines Propheten hat nichts von seiner Aktualität verloren.

Hier Mose, von seiner eigenen Schwachheit überzeugt, deswegen solidarisch mit seinem Volk und zugleich Vertrauter Gottes, mit Ihm innig verbunden. Ein Fürsprecher, der die Einfachheit hat, seine Augen zu Gott zu erheben und ihm zu sagen: „wir brauchen Dich“. Wie Freunde miteinander reden. Ein Prophet ist auch einer, der die anderen als Brüder und Schwestern betrachtet und gegen die Todeskräfte kämpft, gegen die Trägheit und depressive Stimmung und alles, was zum Boden herunterzieht. Einer, der das Leben und sein Potenzial sieht. Einer, der daran erinnert, dass Gott mit uns unterwegs ist und dass neue Anfänge immer möglich waren.

Brüder und Schwestern, wir sind alle diejenigen, die mal in der Verunsicherung Ermutigung brauchen und diejenigen, die mal bei Gott eintreten können. In diesen Tagen erheben sich viele Stimmen von kleinen Propheten, die durch ihre Kreativität, ihre Hoffnung anderen wohltun. Versuchen wir diese Stimmen auch wahrzunehmen. Auf dem Weg geht es darum, uns gegenseitig zu tragen, einander Fürsprecher zu sein, wenn einige stolpern oder stehenbleiben möchten.

In der heutigen Karawane wie damals gehen wir einem Gott entgegen, der uns die Hand reicht und uns aus der Wüste ziehen kann, um die Fülle seines Lebens zu teilen. Christus, unser verheißenes Land.