Kommentar zum Buch der Weisheit 2,1a-12-22

MITTAGSGEBET | FREITAG DER 4. FASTENWOCHE | 27.03.20

Lesung aus dem Buch der Weisheit

1aDie Frevler tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen:

12Lasst uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung. 13Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, und nennt sich einen Knecht des Herrn. 14Er ist unserer Gesinnung ein lebendiger Vorwurf, schon sein Anblick ist uns lästig; 15denn er führt ein Leben, das dem der andern nicht gleicht, und seine Wege sind grundverschieden. 16Als falsche Münze gelten wir ihm; von unseren Wegen hält er sich fern wie von Unrat. Das Ende der Gerechten preist er glücklich und prahlt, Gott sei sein Vater. 17Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, und prüfen, wie es mit ihm ausgeht. 18Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreißt ihn der Hand seiner Gegner. 19Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, um seine Sanftmut kennen zu lernen, seine Geduld zu erproben. 20Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.

21So denken sie, aber sie irren sich; denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind. 22Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, sie hoffen nicht auf Lohn für die Frömmigkeit und erwarten keine Auszeichnung für untadelige Seelen.

Kommentar zur Lesung

Wie können wir bei diesen Worten aus dem Buch der Weisheit nicht an Jesus denken… den leidenden Gerechten, der genau solche Schmach und Spott auf sich genommen hat.

Sicher hat der Verfasser des Weisheitbuches beim Schreiben dieser Verse im 1. Jh. v. Chr. noch nicht konkret an Jesus gedacht. Doch er ist nicht der einzige in der Bibel der diesen seinen Leidensweg vorgezeichnet hat.

Jesus hat das Leiden all derer getragen, die vor ihm und nach ihm aufgrund ihres Glaubens und ihrer Treue verfolgt werden. Jesus kennt echte Solidarität und hat sie vielleicht wie kein anderer gelebt.

Raues, rachsüchtiges Kalkül spricht aus den Worten derer, die auf den Gerechten einstürmen.

„So denken sie, aber sie irren sich, denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind.“ (Weisheit 2,21)

So sehr ist Jesus hinabgestiegen in die tiefste Nacht und Blindheit, um sie mit SEINER Liebe zu erhellen und heil zu machen.

DAS ist JESU GEHEIMNIS, welches man als Blinder nicht versteht.

Aus diesem Geheimnis schöpft Jesus diese echte und tiefe Solidarität.

Ahnen wir etwas von dem Geheimnis zwischen Jesus und Seinem Vater?

Inwieweit lassen wir dieses Geheimnis an uns heran? Es ist und bleibt ein unbegreifliches aber nahbares Geheimnis.

Und diesem Geheimnis können wir lauschen wenn wir uns Jesus Christus nähern, wenn wir ihn immer mehr kennenlernen, von innen kennenlernen.

Die Fastenzeit ist so anders in diesen Wochen, das Zugehen auf die Kar- und Ostertage wird für alle Christen in diesem Jahr anders… aber – wenn auch Gottesdienste nicht gemeinsam gefeiert werden können,… Solidarität und Verbundenheit gibt es nicht desto weniger. Und vielleicht laden uns diese Erfahrungen, dieses Zusammenrücken in der Distanz - aber im Miteinander ein, Jesu Leidensweg noch einmal neu zu betrachten.

Aus welcher Quelle schöpft er diese Liebe, die ihn leiden macht FÜR die Menschen. Es ist die Liebe selbst. Die Liebe des Vaters.

Die gegenseitige Liebe, die exponentiell steigt und überfließt.

"Wie ein unschuldiges Lamm, führte er ihn in den Tod." Ja diese Solidarität geht durch den Tod.

Wenn man in diesen Tagen um 21.00 Uhr klatschende Menschen aus den Nachbarfenstern hört und dieser Klatschruf durch die Straßen und Gassen der Stadt geht, man das Fenster aufreißt und mitklatscht, dann ist das nicht ein WM-Fieber à la Sommermärchen 2006, das uns da als Menschen und Gesellschaft zusammenschweißt. Da geht es um Leben und Tod, um Zusammenhalt und das gemeinsame Einstehen und das tatkräftige Handeln aller Hilfe-Leistenden.

In diesen PARADOXA dieser Tage rücken uns Leben und Tod auf neue nahbare und geheimnisvolle Weise auf den eigenen Leib. Sie waren immer schon da, aber vielleicht laden uns die Evangelien, und Lesungen die Texte und Gesänge der kommenden Tage auf Ostern hin, noch einmal auf neue Weise ein, weil – alleine – und auf andere Weise gemeinsam – diesem Geheimnis von Leben und Tod, von Solidarität im Leiden auf und in den Spuren Jesu nahe zu kommen.