Kommentar zum Buch Daniel 3,14...95

MITTAGSGEBET | MITTWOCH DER 5. FASTENWOCHE | 01.04.20

Lesung aus dem Buch Daniel (3,14...95)

In jenen Tagen 14sprach König Nebukadnezzar: Ist es wahr, Schadrach, Meschach und Abed-Nego: Ihr verehrt meine Götter nicht und betet das goldene Standbild nicht an, das ich errichtet habe?

15Nun, wenn ihr bereit seid, sobald ihr den Klang der Hörner, Pfeifen und Zithern, der Harfen, Lauten und Sackpfeifen und aller anderen Instrumente hört, sofort niederzufallen und das Standbild anzubeten, das ich habe machen lassen, ist es gut; betet ihr es aber nicht an, dann werdet ihr noch zur selben Stunde in den glühenden Feuerofen geworfen. Welcher Gott kann euch dann aus meiner Gewalt erretten?

16Schadrach, Meschach und Abed-Nego erwiderten dem König Nebukadnezzar: Wir haben es nicht nötig, dir darauf zu antworten:

17Wenn überhaupt jemand, so kann nur unser Gott, den wir verehren, uns erretten; auch aus dem glühenden Feuerofen und aus deiner Hand, König, kann er uns retten.

18Tut er es aber nicht, so sollst du, König, wissen: Auch dann verehren wir deine Götter nicht und beten das goldene Standbild nicht an, das du errichtet hast.

19Da wurde Nebukadnezzar wütend; sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn über Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Er ließ den Ofen siebenmal stärker heizen, als man ihn gewöhnlich heizte.

20Dann befahl er, einige der stärksten Männer aus seinem Heer sollten Schadrach, Meschach und Abed-Nego fesseln und in den glühenden Feuerofen werfen.

21Da wurden die Männer, wie sie waren - in ihren Mänteln, Röcken und Mützen und den übrigen Kleidungsstücken - gefesselt und in den glühenden Feuerofen geworfen.

49Aber der Engel des Herrn war zusammen mit Asarja und seinen Gefährten in den Ofen hinabgestiegen. Er trieb die Flammen des Feuers aus dem Ofen hinaus.

91Da erschrak der König Nebukadnezzar; er sprang auf und fragte seine Räte: Haben wir nicht drei Männer gefesselt ins Feuer geworfen? Sie gaben dem König zur Antwort: Gewiss, König!

92Er erwiderte: Ich sehe aber vier Männer frei im Feuer umhergehen. Sie sind unversehrt, und der vierte sieht aus wie ein Göttersohn.

95Da rief Nebukadnezzar aus: Gepriesen sei der Gott Schadrachs, Meschachs und Abed-Negos. Denn er hat seinen Engel gesandt und seine Diener gerettet. Im Vertrauen auf ihn haben sie lieber den Befehl des Königs missachtet und ihr Leben dahingegeben, als dass sie irgendeinen anderen als ihren eigenen Gott verehrten und anbeteten.

Kommentar zur Lesung

Wer schon einmal alles auf eine Karte gesetzt hat, weiß, was das bedeutet. Man ist sich seiner Sache sehr sicher und bereit, alle Begleitumstände in Kauf zu nehmen.

So haben es auch die drei jungen Männer gemacht.

Doch das erstaunliche daran ist, dass diese ihre eine Karte nicht heißt:

„Unser Gott wird uns gewiss retten“, sondern eher „Höre Israel, es gibt nur einen Gott, ihm allein sollst du dienen.“

Sein Name ist seine Zusage: „ich bin“, ich gehe mit, ich führe euren Weg in die Zukunft.

Die drei jungen Männer sind weit davon entfernt, Gott vorschreiben zu wollen, wie das aussehen könnte.

Sie hätten noch dazu ihren Kopf selbst leicht aus der Schlinge ziehen können,

es hätte ausgereicht, einfach niederzufallen und scheinheilig anzubeten, ohne innere Anteilnahme.

Doch sie tun es nicht, sondern bleiben von ihrer Seite her dem Bund treu, dem Bund mit diesem Gott, dessen Wege sie nicht in der Hand haben,

der der ganz andere ist, der Allmächtige – der die Macht hat zu retten, ja, doch dessen Ratschluss wir nicht ergründen werden.

Ihr Glaube an diesen Gott ist das Fundament, auf dem sie sicher stehen.

Und das ist alles andere als leicht und selbstverständlich, wie es bestimmt viele in diesen anderen, außerordentlichen Tagen selbst erfahren und spüren.

Der in der Lesung ausgesprochene Satz „Tut er es aber nicht“, errettet uns Gott nicht, so wisse:

es ändert nichts an unserem Glauben an ihn, kommt nicht zwingend leicht über die Lippen mit Blick auf diverse Tragödien,

ob in der Welt oder ganz nah im eigenen Umfeld, wo vielleicht auch erschreckend deutlich wird,

wie wenig wir im letzten alles in der Hand haben können.

Auch den eigenen Glauben müssen wir nicht fest in der Hand haben, doch gilt es, immer wieder neu in ihn hineinzufinden.

Das bleibt unser Weg, ein Leben lang.

Ein Weg, den auch Jesus selbst mit uns gegangen ist, denn ehe er am Ölberg sprach: Vater, wie du es willst –

rief er ebenso: lass diesen Kelch an mir vorübergehen.

Unser Glaube ruht auf Gottes Zusage: ich bin da, mit dir, immer.

Krisenzeiten fordern ihn heraus, was kann helfen?

Mit Blick auf die heutige Lesung vielleicht zweierlei: ein lebendiger Zusammenhalt, wie bei den drei jungen Männern.

Wir glauben nicht allein, trotz aller nötigen Distanz.

Und es gibt vielfältige Wege, diese Verbundenheit wach zu halten, einer ist das Glockengeläut unserer Kirchen an jedem Abend.

Das zweite ist der Blick auf das Wirken Gottes in der eigenen Geschichte, als sicherer Boden, wenn alles andere ins Wanken gerät.

Auch das Feuer im Ofen ist nicht einfach verschwunden durch den Engel, durch Gottes Mitgehen in der Not, doch es wurde erträglich durch seine Gegenwart.

So darf diese seine Gegenwart die eine Karte sein, auf die es sich zu setzen lohnt.

Und das nicht, weil wir Gottes Wege immer verstehen, sondern weil sein Ruf „Komm zum Leben!“ unabänderlich gilt:

Es will Ostern werden, mitten in unserem Leben, gerade so, wie es ist.