Kommentar | Mittwoch der 1. Wo. im Jahreskreis | Hebr. 2,11...18

MITTAGSGEBET | Mittwoch | 13.01.21

Lesung aus dem Hebräerbrief (2,11...18)

11Er, der heiligt, und sie, die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab; darum scheut er sich nicht, sie Brüder zu nennen

12und zu sagen: Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen;

13cSeht, ich und die Kinder, die Gott mir geschenkt hat.

14Da nun die Kinder Menschen von Fleisch und Blut sind, hat auch er in gleicher Weise Fleisch und Blut angenommen, um durch seinen Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel,

15und um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Knechtschaft verfallen waren.

16Denn er nimmt sich keineswegs der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an.

17Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich sein, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester vor Gott zu sein und die Sünden des Volkes zu sühnen.

18Denn da er selbst in Versuchung geführt wurde und gelitten hat, kann er denen helfen, die in Versuchung geführt werden.

KOMMENTAR (Br. Christian FMJ)

Die Kirche macht uns den Übergang von der Weihnachtszeit in die Zeit des Jahreskreises, in die Zeit des Alltages mit dem heutigen Text ein wenig leichter, spricht er doch von der Menschwerdung Gottes. Dabei bleibt der Verfasser des Hebräerbriefes nicht an der Oberfläche kleben, sondern geht „in medias res“. Ja, er beschreibt das wie und die Folge der Menschwerdung Gottes für uns Menschen.

Durch die Menschwerdung Jesu brauchen wir nicht mehr zu sagen, dass Gott Gott ist und der Mensch nur sein Geschöpf. Es gibt keinen Graben mehr zwischen Himmel und Erde und wir müssen uns den Himmel auch nicht verdienen, denn Christus nimmt sich keineswegs der Engel an, sondern der Nachkommen Abrahams. Er wird Mensch, aber kein Supermensch, kein Gott in menschlicher Hülle, sondern ein Mensch wie Du und ich mit all unserer Gebrochenheit, mit all unserer Verlorenheit, mit all unseren Verwirrungen und Ängsten. All dies lebt und erfährt der Herr an seiner eigenen Haut, aber er durchlebt es auch bis hin zum Tod, um es mit seiner Göttlichkeit zu erfüllen und zu erlösen.

Ja, es gibt dadurch in unserem Menschsein nichts mehr, was uns von Gott trennt, hat doch der Herr alles durchlebt und auf Gott hin geöffnet. Und so können wir im Hebräerbrief lesen: „Er, der heiligt und sie, die geheiligt werden, stammen alle von Einem ab; darum scheut er sich nicht, sie Brüder zu nennen.“

Gott schämt sich nicht für uns, ganz im Gegenteil. Er kommt uns so nahe, ist so sehr Mensch mit uns, dass wir sagen dürfen, der Sohn Gottes und ich, wir sind Brüder, wir sind Geschwister. Ja, unser Gott, ist nicht nur ein Gott für die gefühlsvolle und liebliche Weihnachtszeit, der dann wieder mit den Christbaumkugeln in den Karton verfrachtet wird. Unser Gott ist ein Gott für den Alltag, krisensicher und allgegenwärtig, selbst in den dunkelsten Momenten unseres Lebens.

Liebe Schwestern, liebe Brüder, es gibt also nichts mehr, was uns von Gott trennt. Gott ist uns so nahegekommen, dass wir selbst in den schwersten Stunden voll Zuversicht und Hoffnung bleiben dürfen. Und oftmals braucht es hierzu nicht einmal viel. Ein einfaches Bitt- oder Stoßgebet zum Herrn genügt so manches Mal, sodass die Mauer der Dunkelheit einen Riss bekommt und sein Licht klein, aber kraftvoll in unser Leben hineinreicht.

Und so möchte ich mit einem Gedicht von Andreas Knapp enden:

Bittgebet

Beten ist das Dach der Welt

das bis in den Himmel reicht

denn Gott lässt mit sich reden

in der Erstickungsgefahr deines Innern

kannst du hörbar aufatmen

bis zu Gott hinauf

das Unerhörte deines Lebens

findet ein offenes Ohr

und dein Bittgebet ist schon Erhörung

denn bittend bist du doch bereits

mit deinem Gott

auf du und du

und ist nicht

ER dein alles