Kommentar | Mittwoch der 13. Wo. im JK II | Am 5,14-15.21-24

MITTAGSGEBET | MITTWOCH | 01.07.20

Lesung aus dem Buch Amos

14Sucht das Gute, nicht das Böse; dann werdet ihr leben, und dann wird, wie ihr sagt, der Herr, der Gott der Heere, bei euch sein.

15Hasst das Böse, liebt das Gute, und bringt bei Gericht das Recht zur Geltung! Vielleicht ist der Herr, der Gott der Heere, dem Rest Josefs dann gnädig.

21Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen.

22Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben, und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.

23Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören,

24sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

Kommentar zur Lesung

Hart, diese Lesung, nach so vielen Wochen geschlossener Kirchen, und der Freude, die wir erfahren, unsere Lieder und Gaben, Feste und Feiern wiederzufinden.

War der Herr glücklicher mit einem leeren Kölner Dom und den hauptamtlich Tätigen beim Verteilen des Mittagsessens an Obdachlose im Priesterseminar?

Sucht das Gute und nicht das Böse, sagt uns Amos.

Was ist Gut, was ist Böse? In der Zeit des Amos schienen es weniger Gottesdienste, mehr der Dienst an den Menschen zu sein. In der Tat sprach Amos ein reiches Volk an, dessen Ehre opulente Gottesdienste und Feiern waren. Gilt das auch noch heute uns?

Es ist nicht das erste Mal, dass Gott, durch den Mund eines Propheten, gegen die Frömmigkeit seines Volkes angeht.

Das Buch des Propheten Jesaja beginnt mit den Worten: Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?

Ist die Lösung jedoch so einfach: Weg mit Gottesdiensten, die Kirche soll auf die Straße gehen?

Wir finden uns in der heutigen Lesung in einer widersprüchlichen Sprachweise, ohne dass die Begriffe schlechthin widersprüchlich sind.

Sucht das Gute, nicht das Böse, so beginnt der Prophet und führt es danach mit Begriffen aus der Welt der Justiz oder der Liturgie wieder aus.

Es ist jedoch ein Fehler, Gottesdienst oder pauschale Taten als Gut oder Böse zu verurteilen. „Fringsen“ in der Zeit nach dem Krieg bleibt immer Diebstahl und es war Gott selber, der seinem Volk geboten hat, ihm Opfer zu bringen und Lieder zu singen.

Was ist dann Gut oder Böse?

Statt zu versuchen, auf die philosophische Frage aller Zeiten zu antworten, können wir uns vielleicht fragen: wer ist gut?

Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem einen. sagt Jesus zum reichen Mann, der ihm nachfolgen wollte.

Sucht das Gute, sucht Gott.

Eine eher einfache Aussage, die oft schwierig umzusetzen ist.

Denn es gibt immer einen, der gerne den Platz von Gott einzunehmen versucht: mein Ich, meine Ideen, meine Bedürfnisse, meine Ängste, meine Erfahrungen und so fort.

Wenn ich zum Gottesdienst gehe, welchen Gott bete ich an? Welchem Gott diene ich in den Armen? Welchen Gott verteidige ich, wenn ich über ihn schreibe?

Gott ist immer größer als unsere Idee von ihm. Denn in dem, was ich schaffe, kommt immer so viel von mir vor. Nicht dass das, was von mir kommt, unbedingt schlecht wäre, aber es ist auch nicht unbedingt Gott.

Wenn er uns aufruft, ihm auf andere Weise zu folgen, so ungemütlich es auch sein mag, antworten wir ihm da nicht hartnäckig: ich bin eher dies oder das, beten ist nicht meins, die Armen sind nicht meins, Latein ist nicht meins, Volksprache ist nicht meins, ich bin rechts, ich bin Links. Gott übersteigt das alles.

Wir können Präferenzen haben, Vorlieben und geistliche Geschmäcker, aber Gott bleibt immer größer als das, was ich von ihm erkenne.

Unser Gott ist ein Lebendiger Gott. Lebendig heißt Bewegung, Wachstum, und manchmal auch Überraschung. Ich kann ein anderes lebendiges Wesen nicht völlig begreifen, ergreifen und festhalten, weil der Lebendige immer der ganz andere bleibt.

Bleiben wir auf der Suche nach diesem Gott, der sich uns immer etwas entzieht. Lassen wir Gott Gott sein in unserem Leben. Er allein ist gut, das heißt, er allein ist würdig, den ersten Platz einzunehmen, denn er allein kann die ganze Welt mit all ihrer Vielfalt und ihren Spannungen zusammen halten und sie zu ihrer Vollendung in der Einheit führen.