Kommentar | Mittwoch - Fest der hl. Katharina von Siena | 1 Joh 1,5-2,2

MITTAGSGEBET | MITTWOCH | 29.04.20

Sr. Edith FMJ

Lesung aus dem 1. Johannesbrief (1,5-2,2)

Schwestern und Brüder!

5Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden: Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm. 6Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und doch in der Finsternis leben, lügen wir und tun nicht die Wahrheit. 7Wenn wir aber im Licht leben, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut seines Sohnes Jesus reinigt uns von aller Sünde. 8Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, führen wir uns selbst in die Irre, und die Wahrheit ist nicht in uns. 9Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht; er vergibt uns die Sünden und reinigt uns von allem Unrecht. 10Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. 1Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Wenn aber einer sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten. 2Er ist die Sühne für unsere Sünden, aber nicht nur für unsere Sünden, sondern auch für die der ganzen Welt.

Kommentar zum Fest der hl. Katharina von Siena

Gott ist Licht, und alle, die ihm nahekommen, sind Kinder des Lichtes. Aber manchmal, vor allem in Zeiten der Dunkelheit und Angst, gefällt es ihm, einige von ihnen für die anderen zu Feuer zu machen. Aus einer brennenden Liebe heraus - zu den Vielen, die irgendwo in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes.

Die große und vielleicht etwas einschüchternde Heilige, die wir heute feiern, die Hl. Katherina von Siena, bekannte einmal von sich: „Meine Natur ist Feuer.“ Das war sie wirklich. Sie brannte für Christus. Und ihre umwerfende Liebe zu den Menschen und zur Kirche, all ihr Beten und Reden und Tun für die Kirche, ist nur von daher zu verstehen.

Als im Jahr 1347 in ganz Europa die Pest wütet, Söldnerheere den Kontinent verwüsten, die Kirche dringend der Reform bedarf, der Papst zum Spielball politischer Mächte geworden ist und überhaupt die Welt aus den Fugen geraten scheint, wird in der Toskana in der Stadt Siena ein Mädchen geboren, als 23. Kind ihrer Eltern. Ihr Name ist Katharina.

Am Anfang steht für sie eine Begegnung. Als sie sechs Jahre alt ist, begegnet ihr Christus in einer Vision. Keine Worte, kein Auftrag - nur ein Lächeln und eine Segensgeste.

Diese Erfahrung der leuchtenden Liebenswürdigkeit Christi legt den Grund für ihre Fähigkeit, den Menschen mit herzlicher und kraftvoller Liebe zugetan zu sein - selbst unter schwersten Umständen: im Kontakt mit den Seuchekranken, in der Auseinandersetzung mit den Großen ihrer Zeit, im absoluten Gott-vertrauen durch alle Widerstände und Begrenzungen hindurch.

Vielleicht können von ihrem unglaublich reichen, ausstrahlen-den Leben zwei kleine Funken auf uns heute und unsere aus den Fugen geratenen Welt überspringen … Zunächst ein Rat:

„Du musst deine Zelle im Innern, im Herzen tragen.“

Als Katharinas Familie ihre Sehnsucht nach Alleinsein und stillem Gebet nicht versteht und fast unmöglich macht, lernt sie etwas, das ihr ganzes späteres Leben in der Welt prägen wird: Sie macht sich eine „Zelle“, einen Raum im Inneren der eigenen Seele. Dort findet sie inmitten der größten Aktivität immer wieder das ihr zugewandte Angesicht Gottes. Sie betrachtet alle und alles im Licht Gottes, betet und wirkt in seiner Gegenwart. So kann sie auch die äußeren Härten in Geduld und Liebe überstehen. Ihr Bleiben in dieser Zelle wird fruchtbar.

Ein Zweites gibt sie uns heute mit in den Tag. Es ist ein Satz, den sie von Christus in einer Vision gehört hat:

Die Liebe für die Menschen wird dich noch fester an mich binden.“

Katharina, die Kontemplative mit dem klaren Blick, wie sie ihre Zeitgenossen beschreiben, verzehrt sich in einer dienenden Liebe zu allen. Eine glaubhafte Kirche will sie, glaubhaft in allen ihren Gliedern, vom Papst bis zum kleinsten Gläubigen.

In einer zerstrittenen Welt ist sie von einer unbedingten Geradlinigkeit, arbeitet für den Frieden, reist nach Avignon, um das große abendländische Schisma abzuwenden und den Papst zur Rückkehr nach Rom zu bewegen. Bei den Armen, den Pest-kranken und den Sündern finden wir sie wieder. Sie gerät in Feuer, sobald sie von Gott spricht.

Die Kirche ehrt sie als Heilige, Kirchenlehrerin und Patronin Europas. Uns sagt sie heute: Warte nicht auf die Zeit! Gott ist Feuer! Gib dich hin und vertraue auf sein Licht!

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