Kommentar | Hl. Maria Magdalena | Hld 3,1-4a

MITTAGSGEBET | MITTWOCH | 22.07.20

Lesung aus Hohenlied

So spricht die Braut: 1Des Nachts auf meinem Lager suchte ich ihn, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. 2Aufstehen will ich, die Stadt durchstreifen, die Gassen und Plätze, ihn suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte ihn und fand ihn nicht. 3Mich fanden die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt. Habt ihr ihn gesehen, den meine Seele liebt? 4aKaum war ich an ihnen vorüber, fand ich ihn, den meine Seele liebt.

Kommentar zur Lesung

Von Suchen und Finden ist die Rede, von der Liebe – einer Liebe, die so tief ist, dass sie sich mit dem offenkundigen Verlust nicht zufrieden gibt, sondern alles in Bewegung setzt, was ihr möglich ist – ja, bewegend und bewegt sind diese Verse, bis sie schließlich im Ruf des Herzens zur Ruhe kommen: „da fand ich den, den meine Seele liebt.“

Am heutigen Festtag dürfen wir diese Worte Maria von Magdala ins Herz legen. Sie wird uns - als einfache Frau aus einer kleinen Stadt in Galiläa am See - als apostola apostolorum an die Hand gegeben, als diejenige, die als Erste die Botschaft der Auferstehung empfing und sie zu den Aposteln trug. So wurde sie zur ersten Botin für das neue Leben des Ostermorgens.

Warum gerade sie? Es mag einfach klingen: weil sie so sehr geliebt hat. Mit der Unruhe eines liebenden Herzens, wie es das Hohelied so eindringlich schön zeichnet. Sie war bis zum Kreuz mitgegangen, sie hatte ihren Herrn und Meister sterben sehen, sie wollte ihm auch am Grab nahe sein, stand auf, noch bevor der Tag anbrach, und musste erleben: „ich suchte ihn, doch ich fand ihn nicht.“ In diesem Moment tritt ihre Liebe noch strahlender hervor: sie bleibt in der Trauer nicht stehen, fragt weiter, sucht weiter, und erlebt so, dass er, den ihre Seele liebt, sich finden lässt, der Tod ist tot, das Leben lebt, die Liebe hört niemals auf.

Doch bleibt es nicht beim Finden stehen: ihre liebende Suche findet Antwort in der Sendung. Gesandt, die gefundene Freude zu den Aposteln zu tragen, die noch im Finstern sitzen. Mit ihrem Aufbruch nahm der Sieg der Osterfreude seinen Anfang.

Folgen wir darum am heutigen Fest den Spuren Maria Magdalenas: halten wir fest an unserer eigenen Suche nach dem, den unsere Seele liebt. Diese Suche schöpft ihre Kraft aus dem vertrauenden Wissen, unendlich geliebt zu sein und auf diese Liebe antworten zu wollen. So werden auch wir zur für uns rechten Zeit die barmherzige Liebe unseres Gottes finden, der unserer suchenden Seele längst entgegenkommt. Brechen wir dann aber nach dieser Begegnung auch auf, um die Freude über seine Gegenwart in unserem Leben erfahrbar werden zu lassen und weiterzugeben. Werden wir in den Spuren der Heiligen Maria Magdalena unsererseits zu frohmachenden Boten, zu Aposteln für alle, die mit uns unterwegs sind auf den Wegen dieser Welt.

Heilige Maria Magdalena, steck uns mit deiner Freude an und gib uns den Mut, wie du zu lieben, mit einer Liebe, die erst in Gott ihre Ruhe findet und uns so den Weg zum Leben und zur Freude in Fülle weist.

Amen.