Kommentar | Mittwoch - Heiliger Martin | Jes 61,1-3
MITTAGSGEBET | Mittwoch | 11.11.20
Lesung aus dem Buch Jesaja (61,1-3)
1Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Gefesselten die Befreiung,
2damit ich ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe, einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, damit ich alle Trauernden tröste,
3adie Trauernden Zions erfreue, ihnen Schmuck bringe anstelle von Schmutz, Freudenöl statt Trauergewand, Jubel statt der Verzweiflung.
Kommentar (Sr. Sarah-Marie FMJ)
Wir feiern heute hier, in unserer Kirche Groß Sankt Martin gefühlt das erste Mal richtig ihren Patron, den Heiligen Martin, ist in normalen Zeiten doch die Kölner Altstadt am 11. im 11. fest in den Händen der Karnevalisten.
Dieses Jahr ist alles anders, auch können die sonst ungezählten Laternenumzüge der Kinder nicht stattfinden – etwas, was auch junggebliebene Erwachsene durchaus bedauern;
das Fest des Heiligen Martin ist in unserem Jahr fest verankert,
es ist besetzt mit vielen guten Momenten, leuchtenden Kinderaugen, nicht nur beim Anblick eines Weckmanns nach dem Weg mit Laterne durch die dunkle Stadt.
Alles ist anders in diesem Jahr.
Doch auch, wenn der Heilige Martin wohl zu den bekanntesten und beliebtesten Heiligen zählt und viel mit Gefühl zu tun hat,
so bleibt seine Botschaft, die er durch seine Lebensart weitergegeben hat, ungebrochen aktuell. Er, der im 4. Jhd. sein Leben ganz in den Dienst Christi stellte. Bekannt seine gelebte Nächstenliebe durch seine Mantelteilung am Stadttor von Amiens, die eigentlich keine Teilung war, sondern viel mehr als das: er hat alles gegeben, was ihm gehörte.
Die andere Hälfte seines Mantels war nämlich modern gesprochen Staatsbesitz, der ihm als Soldat zustand. Martin hat also nicht nur geteilt, was schon viel gewesen wäre, sondern er hat sich ganz hineingegeben in die Not des Armen vor seinen Augen.
So zeigt uns die Geschichte Martin immer: als einen, der ganz da ist für die Sache Gottes. So sorgte er als Bischof von Tours für die ihm anvertraute Herde – und er ging noch weiter, gründete Klöster im noch weitgehend heidnischen Gallien, damit der Glaube richtig Fuß fassen könne und sich verbreite.
Mit Ruhe und stimmungsvollen Abenden hat dieses Leben wenig gemein, doch es lohnt sich wirklich, es froh zu feiern, weil uns dieses sein Fest von Kindesbeinen an fest ins Herz geschrieben hat: Die teilende Liebe ist ganz wichtig für das Menschsein!
Die Achtung, der Respekt vor dem anderen, die Mitsorge für sein Wohl.
Wie es uns die heutige Lesung sagt: die Verkündigung der frohen Botschaft will zerbrochene Herzen heilen, Trauer in Freude verwandeln, Not lindern, die Liebe Gottes zu uns wirklich erfahrbar und greifbar werden lassen.
Und auch die Kraftquelle Martins verschweigen uns die Berichte seines Lebens nicht, denn in allem, was er tat, soll er ohne Unterlass gebetet haben – offensichtlich pflegte er seine persönliche Gottesbeziehung und hielt sie unablässig lebendig. Grundlage dafür, dass er sein ganzes Leben eben diesem Dienst am Nächsten verschreiben konnte.
Dieses Licht, dieser bleibende Schatz seines Lebens passt, ob mit oder ohne Laterne, doch auch besonders in diese anderen Zeiten: Martin lädt uns auch dieses Jahr zum Teilen ein, mit offenen Augen und Herzen für die Nöte unserer Zeit, ausgesandt als herzensfrohe Boten mit leuchtenden Augen – ähnlich der Kinder beim Martinszug, die ganz genau wissen, wie wichtig diese ihre Botschaft ist, Licht in die Welt zu tragen, gerade dann, wenn es dunkel wird.
Feiern wir deshalb wie jedes Jahr sein Fest mit einer Freude im Herzen, die sich mitteilen will! Die Welt wird dadurch bestimmt ein wenig heller um uns her, auch ganz ohne Laterne in der Hand.