Kommentar | Donnerstag | Hl. Ursula | Sir 51,1-8

MITTAGSGEBET | Mittwoch |21.10.20

Lesung aus dem Jesus Sirach (51,1-8)

1Ich will dich preisen, mein Herr und König, ich will dich loben, Gott meines Heils. Ich will deinen Namen verkünden, du Hort meines Lebens, 2denn du hast mich vom Tod errettet. Du hast meinen Leib vor dem Grab bewahrt, meinen Fuß dem Griff der Unterwelt entrissen. Du hast mich befreit von der Geißel böser Zungen, von den Lippen treuloser Lügner. Gegen meine Widersacher standest du mir zur Seite, 3in deiner großen Huld hast du mir geholfen aus der Schlinge derer, die auf meinen Fall lauern, aus der Hand jener, die mir nach dem Leben trachten. Aus vielen Nöten hast du mich erlöst, 4aus der Bedrängnis der Flammen, die mich umringten, aus Gluten, die nicht (wirklich) geschürt, 5aus dem Schoß der Flut, nicht (wirklich) von Wasser, (sondern) von schändlichen Lippen und Erfindern von Lüge, 6von den Pfeilen der falschen Zunge. Schon war ich dem Tod nahe und mein Leben den Tiefen der Unterwelt. 7Ich wandte mich nach allen Seiten und fand keinen Helfer, ich spähte nach einem Beistand, doch keiner war da. 8Da dachte ich an das Erbarmen des Herrn, an die Taten seiner Huld, die seit Ewigkeit bestehen. Er hilft allen, die auf ihn vertrauen, und erlöst sie aus jeder Gefahr.

Kommentar (Br. Marc-Abraham)

„Gott, du hast meinen Leib vor dem Grab bewahrt […] von den Pfeilen der falschen Zunge. […]

Da dachte ich an das Erbarmen des Herrn, an die Taten seiner Huld, die seit Ewigkeit bestehen.

Er hilft allen, die auf ihn vertrauen, und erlöst sie aus jeder Gefahr.“

Wir alle kennen die Geschichte der heiligen Ursula.

Die heutige Lesung, die zwar absichtlich für das Fest Ursulas ausgewählt wurde, spiegelt aber nicht wirklich den furchtbaren Märtyrertod wider, den sie erlitten hat.

Wie könnten wir aber diese Worte des Weisen Ben Sirach trotzdem an den Mund der heiligen Ursula anpassen? Die Legende erzählt, dass Ursula schon im Voraus wusste, dass sie das Martyrium erleiden würde.

Hat sie also mit Freude diesen Tod empfunden?

Hatte sie sich so auf Gott verlassen, dass sie ihn fröhlich wie eine Tat der Huld des Herrn gesehen hat?

Mit und für die Liebe Christi sterben… wie es der Psalmist singt:

Unsre Seele ist wie ein Vogel dem Netz des Jägers entkommen;

das Netz ist zerrissen, und wir sind frei.“ (Ps 124 (123)).

Vielleicht ist Ursula lächelnd zu ihrem Schöpfer aufgestiegen…

Immerhin gefällt es mir zu denken, dass sie lächelnd mit unserer Stadt in Ewigkeit vermählt wurde …

Denn uns wurde Ursula durch die Jahrzehnte eine fröhliche Helferin.

Vielleicht lächelte sie, als die Erbauer der Stadtmauern im siebten und zwölften Jahrhundert die gefundenen Gebeine als die von ihren elf tausend Gefährtinnen betrachtet haben …

Vielleicht hat sie gelächelt, als ihre vermutlichen Reliquien zur Verehrung gebracht wurden und in die ganze Welt verteilt worden sind: diese Kopf-Schreine mit ihrem sogenannten „kölschen Lächeln.“

Vielleicht hat sie gelächelt, als der begabte Stefan Lochner sie auf dem Stadtpatronenaltar für die Rathauskapelle mit so viel Schönheit gemalt hat.

Vielleicht lächelt sie, wenn man die elf Tropfen auf dem Stadtwappen für traurige Tränen der Märtyrer hält, was sie für feurige Flammen des Heiligen Geistes und als Zeichen ihrer glühende Liebe zu Gott hält…

Ja, viele Legenden, Märchen, Volksglaube und Kunstwerke umgeben die heiligen Ursula.

Aber sie alle sind ein Zeichen, dass vom Anfang an und durch die Jahrhunderte *hindurch diese Frau unsere Stadt begleitet hat. Eine stille und unauffällige Präsenz einer Schutzpatronin, die ihrer Stadt und ihren Bewohnern in „vielen Nöten […] [geholfen]“ und in „das Lob Gottes unseres Heils“ unterstützt hat.

Ja, es gefällt mir zu denken, dass die heilige Ursula die Einwohner unserer Stadt unter ihren Mantel schützt und dass sie uns allen zeigt, dass diese Stadt der Ort unserer Heiligkeit ist, auch wenn nicht durch einen Märtyrertod!

Wie es unser Lebensbuch es ausdrückt: „Im Laufe der Zeit wird dich die Stadt erproben, sie wird dich reinigen und heiligen. Und wie Gott selbst wirst du sie liebend annehmen. Sie braucht dich ebenso wie du sie brauchst. Der Herr selbst kehrt zurück in die Stadt und will im Herzen [der Stadt] wohnen!“ (§130)

Heilige Ursula, unsere Stadtpatronin, führe uns auf diesem Weg zur Heiligkeit im Herzen deiner und unserer Stadt!