Kommentar in der Vesper zum Evangelium
Mittwoch der 1. Wo. im Jahreskreis |
MK 1,29-39
VESPER | MITTWOCH | 12.01.22
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
In jener Zeit 29ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas.
30Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie,
31und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr, und sie sorgte für sie.
32Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus.
33Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt,
34und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war.
35In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.
36Simon und seine Begleiter eilten ihm nach,
37und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich.
38Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.
39Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.
KOMMENTAR (Sr. Katharina FMJ)
Alles steht auf Neuanfang... könnte man denken – doch… sind wir wirklich noch offen für Neues, Frisches? Neues, das in Altes, Gewohntes und lang Tradiertes einbricht?
Für viele ist es die Pandemie, die nun wie altbekannt wieder neu aufflackert.
Für den ein oder anderen sind es vielleicht alte Konflikte, die wieder und wieder einen reset-Knopf betätigen und so neu aufbrechen.
Für wieder andere mag es völliges Neuland und unbekannte Perspektiven sein, auf die sie setzen.
Wir reihen uns ein in eine Geschichte und blicken nach vorn.
Ja, wir stehen am Beginn eines neuen Jahres ... Wendezeit … Weihnachten ist zu Ende die Krippe fort und... Was kommt jetzt...?
Im Blick auf das gerade verkündete Evangelium steht auch Jesus am Anfang seines Wirkens in Kafarnaum in Galiläa. Er hat bereits vier Menschen herausgerufen aus ihrem alten Leben – hinein in völliges Neuland.
Die Menschen staunen, sind fasziniert und spüren die Wirk- und Lebenskraft, die von Jesus ausgeht. Da ist etwas an ihm, an seinen Worten, seinem Blick, was neu ist.
Was sagen uns diese vielen Momentaufnahmen über ihn?
Gesellig ist er, orientalische Gastfreundschaft – Andreas und Simon sind seit einiger Zeit mit ihm unterwegs, und ihr Zuhause ist ein Steinwurf von der Synagoge entfernt.
Mit Jesus kann man reden… die Jünger teilen mit ihm die Sorge um die kranke Schwiegermutter.
Und Jesus nimmt es sich zu Herzen. Was dann im Haus des Simon und Andreas geschieht: Wendezeit: Schöpferische Lebenskraft.
Da wo man mit Jesus in Berührung kommt, wo ER Hand anlegt, bricht Neues auf.
Und das hat sich noch am selben Abend in unzähligen Blicken, Begegnungen und Berührungen vieler Kranker wiederholt.
So viele Menschen sehnten sich mit ihrem Leid, ihrer Situation, ihrer Angst, ihren inneren und äußeren Baustellen nach einer Wendezeit. Und in Jesus kam diese Sehnsucht zum Leben.
„Alle suchen Dich.“
Für mich ist dieser Moment immer wieder faszinierend – und auch wenn wir so wenig davon wissen, frage ich mich dennoch: Was mag in Jesus vorgegangen sein, als er morgens zurückgezogen, allein, in der Einsamkeit betete?
Vielleicht ist ihm wieder und wieder der Vers aus dem Propheten Jesaja durchs Herz gegangen, als er all diese Gesichter, Blicke, Begegnungen und Wendezeiten, an denen er beteiligt war revue passieren lies:
„Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Armen gute Nachricht zu bringen. Den Gefangenen soll ich zurufen, dass sie frei sind, und den Blinden, dass sie sehen werden. Den Unterdrückten soll ich die Freiheit bringen. Ich soll verkünden: JETZT beginnt das Jahr, in dem der Herr Gnade schenkt.“
Jesus ist gedrängt von dieser Dynamik, die ihm die Liebe des Vaters ins Herz gelegt hat. Diese Gute Nachricht zu verkünden ist Jesus gekommen. Diese Wendezeit: das Alte, Gebrochene, ja Fragmentarische von seiner schöpferischen Kraft berühren zu lassen. Das ist die Einladung auch an uns, in diesem für viele so fragil beginnenden Jahr. Jesus drängt es hin zum Fragmentarischen, zu dem, was aus sich nicht ganz heil ist, was zerbrochen ist, das liegt quasi in der Natur seines Daseins. Dafür ist er gekommen… Suchen wir ihn? Sehnen wir uns nach Wendezeit? Alles steht auf Neuanfang.