Kommentar zum Buch Ezechiel 37,21-28

MITTAGSGEBET | SAMSTAG DER 5. FASTENWOCHE | 04.04.20

Lesung aus dem Buch Ezechiel (37,21-28)

21So spricht Gott, der Herr: Ich hole die Israeliten aus den Völkern heraus, zu denen sie gehen mussten; ich sammle sie von allen Seiten und bringe sie in ihr Land.

22Ich mache sie in meinem Land, auf den Bergen Israels, zu einem einzigen Volk. Sie sollen alle einen einzigen König haben. Sie werden nicht länger zwei Völker sein und sich nie mehr in zwei Reiche teilen.

23Sie werden sich nicht mehr unrein machen durch ihre Götzen und Gräuel und durch all ihre Untaten. Ich befreie sie von aller Sünde, die sie in ihrer Untreue begangen haben, und ich mache sie rein. Dann werden sie mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.

24Mein Knecht David wird ihr König sein, und sie werden alle einen einzigen Hirten haben. Sie werden nach meinen Rechtsvorschriften leben und auf meine Gesetze achten und sie erfüllen.

25Sie werden in dem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe und in dem ihre Väter gewohnt haben. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder werden für immer darin wohnen, und mein Knecht David wird für alle Zeit ihr Fürst sein.

26Ich schließe mit ihnen einen Friedensbund; es soll ein ewiger Bund sein. Ich werde sie zahlreich machen. Ich werde mitten unter ihnen für immer mein Heiligtum errichten,

27und bei ihnen wird meine Wohnung sein. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.

28Wenn mein Heiligtum für alle Zeit in ihrer Mitte ist, dann werden die Völker erkennen, dass ich der Herr bin, der Israel heiligt.

Kommentar zur Lesung

Es gibt Zeiten, da ist man empfänglicher für starke Worte. Da hofft man auf eine klare Ansage: „Dies ist der Weg! Hier geht’s lang!“ Ja, vielleicht mehr noch: Zeiten, in denen man sich nach einer wunderbaren Verheißung sehnt, die uns mitnimmt – hinein in das, was unser Herz vielleicht leise erahnt und wir doch nur schwer in Worte fassen können: ein Leben in Fülle, in echtem Frieden und wirklicher Sicherheit, eine bleibende, frohmachende, unverletzliche, unzerstörbare Gemeinschaft …

In seinen langen Jahren im babylonischen Exil ist es dem Volk Israel damals auch nicht anders ergangen.

Damals wie heute ist es nicht interessant, solche langen Durst-strecken, solche Zeiten der großen Verunsicherung, des Kleinmuts und der Angst, der Distanz von vielem, was uns lieb ist, schön-zureden.

Das setzt einfach zu! Das braucht und verbraucht viel innere Energie. Das kratzt plötzlich an unserem so selbstverständlichen Selbstverständnis ...

Damals wie heute.

Aber damals wie heute gibt es tatsächlich so etwas wie eine „Gnade des Nullpunkts“ und kommt das befreiende, hoffnungsvolle Wort nicht aus uns selbst, sondern wird uns von oben geschenkt und wird über uns wie ein Segen ausgesprochen und legt sich wie ein heilender Balsam auf unsere verwundete Sehnsucht:

ICH, spricht Gott, ICH hole euch aus den Völkern heraus,

ICH sammle euch und bringe euch in euer Land,

ICH befreie euch und mache euch rein,

ICH schließe mit euch einen Friedensbund,

ICH werde unter euch mein Heiligtum errichten und

ICH werde euer Gott sein ...

Schwestern und Brüder, wenn Gott spricht, passiert immer etwas.

Wenn Gott spricht, verwandeln sich seine Worte immer zu Zeichen liebender Nähe und zu wunderbaren Taten des Heils an den Menschen.

Es mag sein, dass für uns die Zeit, die wir jetzt durchleben, nicht gerade zu den Sternstunden unseres Glaubens gehört.

Ja, es mag auch sein, dass wir den Höhepunkt dessen, was wir glauben, in diesem Jahr nicht in voller Zeichenhaftigkeit und sakramentaler Fülle und in großer Gemeinde feiern können. Aber das hindert Gott nicht daran, über uns die Verheißung seines Lebens auszusprechen. Und es hindert unseren Herrn Jesus Christus auch nicht daran, morgen, am Palmsonntag in das Jerusalem einzuziehen, das wir selber sind:

Wir persönlich als Getaufte, und wir alle gemeinsam in der Gemeinschaft der Glaubenden, die tiefer reicht als alle Zeichen.

Unsere Gegenwart, so wie sie ist, ist heiliger Boden (vgl. Ex 3,5).

Hier wartet Gott auf uns, hier will er uns begegnen.

Und wo wir in diesen nächsten Tagen auch sein werden - beengt zu Hause oder für eine Weile allein an der frischen Luft –

„der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist da; bei dir will ich das Pascha feiern!“ (Mt 26, 18).