Kommentar | Samstag der 29. Wo im JK | Eph 4,7-16

MITTAGSGEBET | Samstag | 24.10.20

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser

Schwestern und Brüder!

7Jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat.

8Deshalb heißt es: Er stieg hinauf zur Höhe und erbeutete Gefangene, er gab den Menschen Geschenke.

9Wenn er aber hinaufstieg, was bedeutet dies anderes, als dass er auch zur Erde herabstieg?

10Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen bis zum höchsten Himmel, um das All zu beherrschen.

11Und er gab den einen das Apostelamt, andere setzte er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer,

12um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi.

13So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.

14Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen, dem Betrug der Menschen ausgeliefert, der Verschlagenheit, die in die Irre führt.

15Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten und in allem wachsen, bis wir ihn erreicht haben. Er, Christus, ist das Haupt.

16Durch ihn wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt in jedem einzelnen Gelenk. Jedes trägt mit der Kraft, die ihm zugemessen ist. So wächst der Leib und wird in Liebe aufgebaut.


Kommentar (Sr. Katharina FMJ)

Paulus beschreibt hier in großen Worten und hohen Gedankengängen das Lauffeuer des Evangeliums.

Was hat Jesus in die Welt gebracht?

Wie hat Jesus Gemeinschaft und vor allem die Glaubensgemeinschaft geprägt? Ist das nur SEINE Geschichte und die Geschichte von ein paar Verrückten, die mit ihm unterwegs waren? Nein, seit gut 2000 Jahren geht dieses Lauffeuer durch die Weltgeschichte und noch immer ist es dieselbe Frage:

WIE wird Gottes Geschichte in Jesus Christus, das was er in IHM für uns gewirkt hat zu unserer Lebensgeschichte?

Gott hat ja nie aufgehört, seine Geschichte, seine Leidenschaft für die heilvolle Lebendigkeit des Menschen voranzutreiben.

Das steht wie ein Vorzeichen vor dieser Geschichte die zu einem Happy End führt, weil es Gottes Geschichte mit dem Menschen ist. Wenn wir ins HIER und HEUTE unserer persönlichen Lebensgeschichte schauen, verbunden mit der Lebensgeschichte der Kirche HIER und HEUTE… ja ziehen da nicht gerade viele Fäden an mir und an uns. Fäden die zwischen zwei Polen gespannt sind und so manches Mal zu zerreißen drohen?

Alles hat damit angefangen, dass uns diese Liebesbeziehung zu Gott dem Vater eingestiftet wurde, dass uns dieses unfassbare Geschenk, das absolute Vorzeichen vor jedem Leben in der Taufe geschenkt wurde – diese Gnade, die uns keiner je nehmen kann.

Dieses Geschenk verbindet uns alle und dieses Geschenk sollten wir nie vergessen.

Es ist der eine Pol und der andere ist das hohe Ideal, die Sehnsucht, die volle Einheit: Gemeinschaft im Glauben, Kirche, im Bildwort: ein Leib, ein Glaube, eine Wahrheit. Der Weg dahin ist in diesem wunderbaren Satz klar formuliert: „Wir wollen von der Liebe geleitet, die Wahrheit bezeugen und in allem auf ihn hin wachsen.“ (Eph 4,15)

Was immer uns auch konkret begegnet bei dieser Bergbesteigung, was uns zwischen den Polen aus der Spannung bringen mag – unser Kletterseil ist mit dem Karabinerhaken eingerastet – Christus hält alles zusammen und NUR ER. „Getrennt von IHM können wir nichts vollbringen.“ (vgl. Joh 15,5)

Wir wachsen immer durch Wachstumsschmerzen hindurch, auf dass Christus uns im Bau des Leibes zusammenfügt und festigt.

ER ist es, der wachsen lässt. – nicht das Spiel der Wellen. (vgl. Eph 4,14)

Aber uns – jeder und jedem von uns – mutet Christus sich zu – im Glauben zu wachsen, formbar und beweglich zu bleiben für die Spur seiner Finger. „Das Erschaffen kommt der Güte Gottes zu. Erschaffen werden aber ist das Wesen der menschlichen Natur.“ (Irenäus von Lyon)

Es sind nicht die engen, machtgestrickten, scheinsicheren, in Schranken gewiesene, partikularchristlichen Stahlträger die die Kirche, den Leib Christi aufbauen. Das Bauwerk des Leibes Christi wird durch die Statik SEINER Kraft aufgebaut. Jede und jeder hat die Gnade von IHM empfangen, also trauen wir IHM, trauen wir uns und muten wir uns so gegenseitig zu um Gemeinschaft, um Kirche HEUTE für Morgen mitzubauen. Amen!