Kommentar | Samstag der 32. Wo im JK | 3 Joh 5-8

MITTAGSGEBET | Samstag | 14.11.20

Lesung aus dem dritten Johannesbrief (5-8)

5LieberGaius! Du handelst treu in allem, was du an den Brüdern, sogar an fremden Brüdern tust.

6Sie haben vor der Gemeinde für deine Liebe Zeugnis abgelegt. Du wirst gut daran tun, wenn du sie für ihre Reise so ausrüstest, wie es Gottes würdig ist.

7Denn für seinen Namen sind sie ausgezogen und haben von den Heiden nichts angenommen.

8Darum sind wir verpflichtet, solche Männer aufzunehmen, damit auch wir zu Mitarbeitern für die Wahrheit werden.

Kommentar (Sr. Katharina FMJ)

Wahrheit – Was ist Wahrheit? – Ja, WAS ist für Dich wahr? Stimmig? Richtig?

„Ich habe keine größere Freude, als zu hören, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln.“ (3 Joh 4)

Gaius ist lebt in der Wahrheit. Davon reden diese Verse.

Die Kirche steckte im 1. Jahrhundert noch in ihren Kinderschuhen…

hatte wohl noch eher Projektcharakter, als eine in Mauern und Strukturen gemeißelte Institution. Und da gab es diese Wanderer in der Wahrheit –

die für das Evangelium auf die Straßen gingen,

die „für seinen Namen ausgezogen.“ (vgl. 3 Joh 7)

Dazu zählen diese Brüder und Fremden, die Gaius treu aufgenommen hat.

Johannes ermutigt ihn, dies weiterhin zu tun.

Denn so wird man zum Mitarbeiter für die Wahrheit.

Will auch ich mitarbeiten an dieser Wahrheit?

Heute in einer Zeit, wo Wahrheit so relativiert, so subjektiv konnotiert

und oft von Misstrauen untergraben wird,

dass es so unzählig viele selbst geschusterte Wahrheitsmonopole gibt: Wahrheit ist das, was ich als wahr erfahre? Ja was ist dann Wahrheit?

Und gibt es die Wahrheit dann überhaupt?

Wenn wir uns als Christen davon mitreißen und prägen lassen,

dann wandeln wir nicht mehr in der Wahrheit, die so reich und kostbar ist.

Für uns hat die Wahrheit in Jesus Christus ein Gesicht bekommen. Es geht da um eine ganz andere, tiefere Wahrheit, der wir als Christen folgen.

Wahrheit wird plötzlich unheimlich konkret und in der Tat erfahrbar!

Wahr oder falsch entscheidet sich dann nicht nach gut dünken,

nach persönlichem Ermessen oder nach dem, was mich auf einen höheren Posten katapultiert und mein Ego glänzen lässt.

Wahrhaftig – in der Wahrheit wandelnd –

geschieht in direktem Blickkontakt.

Gebunden an die Liebe und an sein Wort. Konkret und immer neu.


Ein Theologe sagte einmal:

„Nicht ich habe die Wahrheit, sondern die Wahrheit fasst mich.

Und diese Wahrheit hat nicht Recht, sondern lieb.

Und das ist recht und das verändert.“ (Klaus Vollmer)

Eine Wahrheit, die bewegt,

die in Bewegung setzt und die das Gute in uns weckt.

Was heißt das für mich als Christ im Alltag, der oft so schnell und wortgewaltig und meinungsvoll auf uns einredet?

Wie kann ich mitten darin in der Wahrheit leben?

Lassen wir uns von dieser Wahrheit bewegen!

Brechen wir auf auf diese Wanderschaft in der Wahrheit.

Wir werden sehen, es gibt so viele Pilger auf diesem Weg,

es gibt so viele Suchende, die Ihren Kompass noch nicht auf diese Wahrheit genordet haben. Sprechen wir sie an, lassen wir uns von ihnen ansprechen und gehen wir ein Stück des Weges mit ihnen und teilen wir die Wahrheit, die wir beide in uns tragen, denn sie kommt nicht aus uns, sie ist Geschenk und das macht unheimlich reich und froh!