Kommentar | Samstag der 34. Wo im JK | Offb 22,1-7

MITTAGSGEBET | Samstag | 28.11.20

Lesung aus dem Buch der Offenbarung (22,1-7)

1Der Engel des Herrn zeigte mir einen Strom, das Wasser des Lebens, klar wie Kristall; er geht vom Thron Gottes und des Lammes aus.

2Zwischen der Straße der Stadt und dem Strom, hüben und drüben, stehen Bäume des Lebens. Zwölfmal tragen sie Früchte, jeden Monat einmal; und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.

3Es wird nichts mehr geben, was der Fluch Gottes trifft. Der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt stehen, und seine Knechte werden ihm dienen.

4Sie werden sein Angesicht schauen, und sein Name ist auf ihre Stirn geschrieben.

5Es wird keine Nacht mehr geben, und sie brauchen weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne. Denn der Herr, ihr Gott, wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen in alle Ewigkeit.

6Und der Engel sagte zu mir: Diese Worte sind zuverlässig und wahr. Gott, der Herr über den Geist der Propheten, hat seinen Engel gesandt, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.

7Siehe, ich komme bald. Selig, wer an den prophetischen Worten dieses Buches festhält.

KOMMENTAR (Sr. Sarah-Marie FMJ)

Wir feiern in gewisser Weise heute einen Jahreswechsel,

denn mit dem Advent beginnt ein neues liturgisches Jahr.

Da ist es nicht verwunderlich, dass die Worte der heutigen Lesung aus dem letzten Buch der Bibel stammen,

sozusagen als Schlusspunkt dieser Zeit.

Doch genau diese Worte sind es nun, wenn man genauer hinsieht,

die uns wieder ganz an den Anfang der Geschichte Gottes mit den Menschen mitzunehmen scheinen:

vom Baum des Lebens ist da die Rede und davon,

dass wir Gottes Angesicht schauen werden.

Genau das haben wir doch schon gehört,

als wir die Bibel vorn aufschlugen, im Buch Genesis,

und wir wissen auch, wie es dann, nach diesem Paradies, weiterging,

und was aus der freundschaftlichen Nähe mit Gott wurde.

Wird also alles wieder von vorn anfangen? Ein ewiger Kreislauf?

Doch nein, da steht auch der kleine Satz:

„es wird nichts mehr geben, was der Fluch Gottes trifft.“ Nichts mehr.

Das, was wir erwarten,

worauf wir als Christen unsere ganze Hoffnung setzen dürfen

– denn diese Worte sind zuverlässig und wahr, heißt es –

ist eine neue Schöpfung, es ist die Aussicht

auf ein wahres ewiges Leben in Gottes Gegenwart,

in seinem Licht und seiner Liebe,

wo es nichts Dunkles mehr geben wird und das Leben in Fülle herrscht, das wie ein Strom von Gott her kommt.

Und wir dürfen sein Angesicht schauen,

wir dürfen mit ihm umgehen wie mit einem Freund.

Ja, es sind prophetische Worte, wir wissen nicht,

wann sie in Erfüllung gehen werden,

und vielleicht scheint uns das alles auch ganz weit weg zu sein.

Doch das Wichtige an ihnen ist, dass sie Leben in sich tragen.

Denn wer mit Gewissheit auf etwas Gutes hoffen kann,

hat in sich eine Kraft, alles zu tragen,

was den eigenen Weg schwer sein lässt,

ob von außen auferlegt oder von innen her.

Stehen wir also fest in dieser unserer Hoffnung!

Und dann ist da noch der Satz,

der uns direkt mitnimmt in den nun beginnenden Advent:

„Siehe, ich komme bald!“

Wir müssen auf eine gewisse Weise gar nicht so lange warten,

denn an Weihnachten werden wir die Geburt unseres Gottes feiern,

weil er einer von uns werden wollte,

weil der Sohn Gottes Mensch werden wollte,

damit wir durch ihn ganz neu erfahren,

was das heißt, Kind Gottes zu sein und unseren Gott Vater zu nennen.

Gut, dass er uns heute schon sagt: ich komme bald!

So können wir den Advent nutzen,

um alles, unser Herz eingeschlossen, auf sein Kommen vorzubereiten,

wie man das für lieben Besuch so tut,

in der Vorfreude auf die gemeinsame Zeit.

Und dieser Besuch kündigt sich auch nicht an,

um in letzter Minute wieder abzusagen oder absagen zu müssen,

denn für sein „ich komme bald“ gilt ebenso:

diese Worte sind zuverlässig und wahr.

Nichts wird ihn hindern zu kommen, heißen wir ihn

mit offenem Herzen willkommen.