Kommentar | Sa. der 4. Wo. im Jahreskreis | Hebr. 13,15...20
MITTAGSGEBET | Samstag | 06.02.21
Lesung aus dem Hebräerbrief (12,18...24)
Schwestern und Brüder!
15Durch Jesus lasst uns Gott allezeit das Opfer des Lobes darbringen, nämlich die Frucht der Lippen, die seinen Namen preisen.
16Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen; denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen.
17Gehorcht euren Vorstehern, und ordnet euch ihnen unter, denn sie wachen über euch und müssen Rechenschaft darüber ablegen; sie sollen das mit Freude tun können, nicht mit Seufzen, denn das wäre zu eurem Schaden.
20Der Gott des Friedens aber, der Jesus, unseren Herrn, den erhabenen Hirten seiner Schafe, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut eines ewigen Bundes,
21er mache euch tüchtig in allem Guten, damit ihr seinen Willen tut. Er bewirke in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, dem die Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen.
KOMMENTAR (Sr. Katharina FMJ)
Einige Tage nun hat uns täglich die Lesung des Hebräerbriefes begleitet. Ja, zugegeben, es braucht ein bisschen Übersetzungsgabe ins Hier und Heute – aber die Mühe lohnt sich. Es ist ein faszinierender und kraftvoller Text – hochaktuell. Bei allen brennenden Fragen, scheinbar ausweglosen Debatten, bodenlos wirkenden moralischen Vergehen in der immer wiederkehrenden Geschichte von Missbrauch in Kirche… Quo vadis? Jesus stellte den Jüngern einst die Frage, als sie voller Unverständnis und vor unerträglichen Realitäten standen: Wollt auch ihr weggehen?
Der Hebräerbrief führt uns in die Herzmitte Gottes. Der Verfasser ist ein Prediger mit brennender Liebe zu Gott, der sich als Hirte um eine Gemeinschaft in der Krise Sorgen macht. Mit seinen sprachlichen Bildern, die viel mit der Anbetung Gottes zu tun haben und der Art, wie wir zu ihm Zutritt erhalten, kommt er immer wieder auf die Tatsache zurück, dass Jesus in alledem den Angelpunkt bildet.
Ist Jesus unser Angelpunkt, wo wir uns festmachen? Und von daher immer wieder um Klarheit und Wahrheit, um wie kann es gehen ringen?
Der Hebräerbrief beleuchtet die Bedeutung Jesu auf besondere Weise, die uns vielleicht eher fremd ist: Jesus der große Hohepriester. Es ist ein einzigartiges Bild im Neuen Testament und spricht Menschen mit jüdischem Hintergrund an. Aber übersetzt spricht dieser hellsichtige Vergleich auch heute in unsere Zeit und Situation, wo so sehr um das Amtspriestertum, Hierarchie und Macht, Sendung und Teilhabe aller Getauften, Mann und Frau gerungen wird:
Das Priestertum Jesu ist die Fleisch gewordene Sehnsucht Gottes. Alle sollen ihn kennen und voller Zuversicht freien Zugang zu seiner Gegenwart und seinem Leben haben.
In der jüdischen Tradition waren die Priester verantwortlich für ein ausgefeiltes rituelles System, das den Zugang zu einem heiligen Gott und die Verbindung mit ihm sicherstellen sollte. Opfer spielten eine zentrale Rolle.
Nun lesen wir im Hebräerbrief, dass Gott einen neuen Bund gestiftet hat und damit die Bedeutung von Oper und Priestertum revolutioniert hat. Durch Jesus rücken Gott und die Menschheit zusammen. Der „Schatten“ des Alten macht der neuen Wirklichkeit Platz. Die einzigen Opfer, die jetzt noch Sinn machen, sind Lob und Großzügigkeit im Miteinander. Gott beginnt etwas Neues. Jesus steht in keiner Weise zwischen Gott und Mensch. Er tritt auch nicht einfach nur für uns ein, sondern eröffnet jedem Menschen, die Möglichkeit sich voller Zuversicht dem Allerheiligsten zu nähern.
In Jesus bietet Gott uns sein Leben an – Quo vadis? Wollt auch ihr weggehen? Ich bleibe – denn mit Jesus können wir täglich die Schatten des Alten zurücklassen und der neuen – nicht billigen – aber aufrichtigen Wirklichkeit Platz machen, wenn ich es will.