Kommentar | Samstag der 5. Osterwoche | Apg 16,1-10

MITTAGSGEBET | SAMSTAG | 16.05.20

Lesung aus der Apostelgeschichte (16,1-10)

In jenen Tagen 1kam Paulus auch nach Derbe und nach Lystra. Dort war ein Jünger namens Timotheus, der Sohn einer gläubig gewordenen Jüdin und eines Griechen. 2Er war Paulus von den Brüdern in Lystra und Ikonion empfohlen worden. 3Paulus wollte ihn als Begleiter mitnehmen und ließ ihn mit Rücksicht auf die Juden, die in jenen Gegenden wohnten, beschneiden; denn alle wussten, dass sein Vater ein Grieche war. 4Als sie nun durch die Städte zogen, überbrachten sie ihnen die von den Aposteln und den Ältesten in Jerusalem gefassten Beschlüsse und trugen ihnen auf, sich daran zu halten. 5So wurden die Gemeinden im Glauben gestärkt und wuchsen von Tag zu Tag. 6Weil ihnen aber vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort in der Provinz Asien zu verkünden, reisten sie durch Phrygien und das galatische Land. 7Sie zogen an Mysien entlang und versuchten, Bithynien zu erreichen; doch auch das erlaubte ihnen der Geist Jesu nicht. 8So durchwanderten sie Mysien und kamen nach Troas hinab. 9Dort hatte Paulus in der Nacht eine Vision. Ein Mazedonier stand da und bat ihn: Komm herüber nach Mazedonien, und hilf uns! 10Auf diese Vision hin wollten wir sofort nach Mazedonien abfahren; denn wir waren überzeugt, dass uns Gott dazu berufen hatte, dort das Evangelium zu verkünden.

Kommentar zur Lesung

Es herrscht Aufbruchstimmung – so könnte man es mit Blick auf die heutige Lesung über Paulus sagen, den es sowieso nie danach drängte, seine Füße still zu halten, denn er wusste, dass es seine Berufung war, das Evangelium in die Welt zu tragen. Es herrscht Aufbruchstimmung, auch bei uns, nach gut 2 Monaten, in denen unser Handlungsradius eingeschränkt sein musste. Aufbruchstimmung allein aber genügt nicht, wenn man keine Idee davon hat, wohin die Reise gehen soll und was man dazu braucht. Paulus offensichtlich Begleitung, und an Zielen und Ideen fehlt es ihm auch nicht. So machen sie sich auf den Weg, um, ja, um vor der ersten geschlossenen Grenze zu stehen.

Im Text heißt es so lapidar: „weil es ihm vom Heiligen Geist verwehrt wurde.“ Und das gleich zwei Mal in diesen wenigen Versen. Kein Grenzposten, keine Kontrolle, keine äußere Verordnung, sondern die innere Gewissheit: da geht es nicht lang, das ist jetzt nicht dran. Dieser Weg bis nach Troas ist offensichtlich vor allem eines: ein beständiges Suchen nach dem, was jetzt ansteht, wolang es gehen kann, aber auch, was eben so nicht geht. Bestimmt war es auch ein Ausprobieren und Verwerfen, doch eben kein zielloses Herumirren. Paulus ist stets der Grundausrichtung treu geblieben. Es braucht diese Lebensperspektive für den zu gehenden Weg, auch wenn sie sich dann vielleicht noch einmal ganz neu und anders zeigen mag. Wenn sie dies tut wie für Paulus in Troas, dann als Ruf zur Weite, zu einem Mehr im Leben. Es juckt uns in den Fingern, endlich wieder anzufangen, und neue Wege dazu tun sich langsam auch wieder auf. In den vergangenen Wochen ist uns, vielleicht auch schmerzlich klarer geworden, was unser Leben wirklich braucht, um lebenswert zu sein. Was wir also jetzt brauchen, um es zu gestalten, um den Weg wieder aufzunehmen oder um eine ganz andere Richtung einzuschlagen. Als Christen dürfen wir es im vollen Vertrauen tun, dass wir selbst es wohl sind, die planen, machen und tun, und doch zugleich ein anderer mitgeht und auch mittut, einer, der den Weg sicher kennt und auf dessen Stimme wir ohne Angst hören dürfen. Mag der Weg auch durch Täler oder gar über Gebirge führen; wenn der Geist es ist, der uns führt, wird der Weg nicht nur gangbar sein, sondern gewiss zu einem volleren, erfüllterem Leben beitragen. Den Geist mit ins Boot zu holen, braucht aber auch die beständige Bereitschaft, auf das zu hören, was uns angetragen wird, von innen und von außen, um am besten gemeinsam wie Paulus und seine Begleiter und mit Ruhe zu prüfen, was jetzt richtig und gut ist. Das braucht natürlich seine Zeit, aber dann darf die Aufbruchstimmung ihre ganze Kraft entfalten, ihre Kreativität und ihren Mut zum Neuen, ihre Treue zum neu aufgenommenen Weg, in der Vorfreude auf das je eigene Ziel, von dem wir wissen: dahin soll es jetzt für mich gehen, dazu bin ich jetzt gerufen und berufen.