Kommentar | Samstag der 6. Osterwoche | Apg 18,23-28

MITTAGSGEBET | SAMSTAG | 23.05.20

Lesung aus der Apostelgeschichte (18,23-28)

23Nachdem Paulus einige Zeit in Antiochia in Syrien geblieben war, zog er weiter, durchwanderte zuerst das galatische Land, dann Phrygien, und stärkte alle Jünger. 24Ein Jude namens Apollos kam nach Ephesus. Er stammte aus Alexandria, war redekundig und in der Schrift bewandert. 25Er war unterwiesen im Weg des Herrn. Er sprach mit glühendem Geist und trug die Lehre von Jesus genau vor; doch kannte er nur die Taufe des Johannes. 26Er begann, offen in der Synagoge zu sprechen. Priszilla und Aquila hörten ihn, nahmen ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer dar. 27Als er nach Achaia gehen wollte, ermunterten ihn die Brüder dazu und schrieben den Jüngern, sie möchten ihn freundlich aufnehmen. Nach seiner Ankunft wurde er den Gläubigen durch die Gnade eine große Hilfe. 28Denn mit Nachdruck widerlegte er die Juden, indem er öffentlich aus der Schrift nachwies, dass Jesus der Messias sei.

Kommentar zur Lesung

Es ist gut für uns, immer wieder zur Apostelgeschichte zurückzukommen. Auf den ersten Blick können diese Berichte aus der frühen Kirche uns unspektakulär, fast trivial erscheinen. Umso mehr, da die Apostelgeschichte uns jedes Jahr durch die ganze Osterzeit begleitet. Kein anderes Buch des Neuen Testaments, bis auf die Evangelien, wird 7 Wochen lang am Stück gelesen. Es ist gut für uns, weil die Fragen, die Schwierigkeiten, die Stolpersteine für uns heute gar nicht so anders sind.

Apollos, ein super Wanderprediger, taucht in Ephesus auf. Er spricht gut, kennt sich mit der Bibel sehr gut aus und ist sehr eifrig, die frohe Botschaft von Jesus weiterzugeben. Aber seine Lehre stimmt nicht zu hundert Prozent, er kennt nur die Taufe des Johannes, eine Taufe der Umkehr, die die Erfahrung von Pfingsten nicht kennt, vom Kommen des Heiligen Geistes, der die Kirche ins Leben ruft. Etwas Wesentliches fehlt Apollos noch. Priszilla und Aquila, ein frommes Ehepaar, Begleiter des Apostels Paulus, sitzen in der ersten Bankreihe und hören zu. Sie merken sofort, dass etwas bei dem neuen Prediger nicht stimmt. Was machen sie?

Sie erkennen bestimmt ein bekanntes Muster. Gelehrte und Lehrende, Meister und Schüler, Kleriker und Laie. Ich komme zurück zu meiner Frage: Was machen Priszilla und Aquila? Sie nahmen Apollos zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer dar. Und jetzt gehen alle auf die Barrikaden. Unmöglich, es endet immer nur im Krach, sagen die einen, es ist viel komplizierter als man meint, sagen andere, wir machen schon unser Bestes, sagen wieder andere und jeder kehrt in sein Lager zurück. Und dennoch glauben wir alle, dass alle Getauften den Geist bekommen haben.

Schwestern und Brüder, in der heutigen Lesung geht es um Geist und Geist. Den heiligen, der Herr ist und lebendig macht, und einen menschlichen Geist, die Weisheit und die Intelligenz, die uns gottfähig macht. Es gibt eine Mehrdeutigkeit in der Lesung und im Leben, die umso notwendiger zu beachten ist, weil sie unauffällig ist.

Der Heilige Geist ist uns allen geschenkt worden. Aber manchmal ist unser innerer Empfänger nicht ganz richtig eingestellt. Der menschliche Geist, die Sensibilität, die Fähigkeit zur Begegnung und zum Zuhören, zu Offenheit und zu Dialog sind eingeschränkt, verletzt oder zerstört. Das führt zu dem, wie es Paulus in seinem späteren Brief an die Gemeinde in Korinth beschreibt: wenn einer sagt: ich halte zu Paulus- ich zu Apollos- ich zu Kephas. Ist denn Christus zerteilt? Wenn ihr das sagt, seid ihr da nicht Menschen?

Ist denn die Frage, was Priszilla und Aquila gemacht haben, oder eher, wie sie es gemacht haben? Befreit von aller Engherzigkeit, die uns zu Anhängern eines Menschen, einer Bewegung, einer Ansicht macht, sind sie Christus nachgefolgt und durch den treuen Umgang mit dem Heiligen Geist ist ihr menschlicher Geist gereinigt, gestärkt und geläutert worden. Mit diesem liebenden Feingefühl, das in Freiheit aufbaut und Leben spendet, sind sie Apollos entgegengegangen, um mit ihm die Gabe zu teilen, die sie bekommen haben, und die, die sie schon in ihm erkannt haben. In diesem gegenseitigen Dienst der Wahrheit, von Priszilla und Aquila und von Apollos, wurde die frühe Kirche gestärkt, und das ermutigt uns noch heute, diesen Weg in die Begegnung zu gehen, denn diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen und so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt. (2 Kor 4,7)