Kommentar am Samstag der 14. Woche im Jahreskreis |
Gen 49,29...50,26a
MITTAGSGEBET | SAMSTAG | 10.07.21
Lesung aus dem Buch Genesis 49,28...50,26
In jenen Tagen 29trug Jakob seinen Söhnen auf und sagte: Ich werde mit meinen Vorfahren vereint. Begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle auf dem Grundstück des Hetiters Efron, 30in der Höhle auf dem Grundstück von Machpela bei Mamre in Kanaan. Das Grundstück hatte Abraham vom Hetiter Efron als eigene Grabstätte gekauft.
31Dort hat man Abraham und seine Frau Sara begraben; dort hat man Isaak und seine Frau Rebekka begraben; dort habe ich Lea begraben,
32auf dem Grundstück, das samt der Höhle darauf von den Hetitern in unseren Besitz übergegangen ist.
33Jakob beendete den Auftrag an seine Söhne und zog seine Füße auf das Bett zurück. Dann verschied er und wurde mit seinen Vorfahren vereint.
15Als Josefs Brüder sahen, dass ihr Vater tot war, sagten sie: Wenn sich Josef nur nicht feindselig gegen uns stellt und uns alles Böse vergilt, das wir ihm getan haben.
16Deshalb ließen sie Josef wissen: Dein Vater hat uns, bevor er starb, aufgetragen:
17So sagt zu Josef: Vergib doch deinen Brüdern ihre Untat und Sünde, denn Schlimmes haben sie dir angetan. Nun also vergib doch die Untat der Knechte des Gottes deines Vaters! Als man ihm diese Worte überbrachte, musste Josef weinen.
18Seine Brüder gingen dann auch selbst hin, fielen vor ihm nieder und sagten: Hier sind wir als deine Sklaven.
19Josef aber antwortete ihnen: Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes Stelle?
20Ihr habt Böses gegen mich im Sinne gehabt, Gott aber hatte dabei Gutes im Sinn, um zu erreichen, was heute geschieht: viel Volk am Leben zu erhalten.
21Nun also fürchtet euch nicht! Ich will für euch und eure Kinder sorgen. So tröstete er sie und redete ihnen freundlich zu.
22Josef blieb in Ägypten, er und das Haus seines Vaters. Josef wurde hundertzehn Jahre alt.
23Er sah noch Efraims Söhne und Enkel. Auch die Söhne Machirs, des Sohnes Manasses, kamen auf Josefs Knien zur Welt.
24Dann sprach Josef zu seinen Brüdern: Ich muss sterben. Gott wird sich euer annehmen, er wird euch aus diesem Land heraus und in jenes Land hinaufführen, das er Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eid zugesichert hat.
25Josef ließ die Söhne Israels schwören: Wenn Gott sich euer annimmt, dann nehmt meine Gebeine von hier mit hinauf!
26Josef starb im Alter von hundertzehn Jahren.
Kommentar (Sr. Edith FMJ)
Ein Zyklus geht zu Ende. Der letzte der Patriarchen, Josef, Sohn Jakobs, Isaaks und Abrahams, wird mit seinen Vätern vereint, wie es im Buch Genesis immer heißt, wenn ein Erdenleben zu Ende geht.
Wer heute jemanden einen Patriarchen nennt, mag zwar mit Respekt, aber doch mit einem etwas unangenehmen Beigeschmack auf sein Gegenüber schauen. Für die Bibel geht es jedoch um etwas ganz anderes. Es geht um eine wahre Vaterschaft.
Väter im Glauben waren diese Patriarchen allemal. Gerade das ist das Erstaunliche und Wunderbare an ihrer Geschichte. Dass Gott auf ungewöhnliche Weise in ihr gewöhnliches Leben einbrechen konnte, es aufbrechen konnte und seinen Ruf zu einer immer größeren Hoffnung in ihr Herz säen konnte.
Und dass sie sich so auf den Weg machten, um festzustehen und überzeugt zu bleiben von Dingen, die sie nicht sahen (Hebr 11,1), zum Beispiel: das wunderbare verheißene Land. Oder die Nachkommenschaft, so zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer. Oder die göttliche Macht, die den einzigen hingegebenen Sohn wieder zum Leben erwecken könnte.
So zogen sie alle wie Fremde durch das dürre Land der Heimatlosigkeit ihrer Herzen, der Unfruchtbarkeit ihrer Frauen, des auf die Probe gestellten Glaubens, der Hungersnot ihrer Kinder.
*
In der Unbeständigkeit unseres eigenen Lebens können auch wir uns an ihrer Seite einüben in den Glauben.
Denn die Bibel verschweigt uns nicht, dass dieser große und wunderbare Ruf Gottes nicht auf Menschen mit Glanz und Glorie trifft,
sondern auf die, deren Herz trotz aller Knoten und Risse warm und aufmerksam geblieben ist. Die gegen alle Hoffnung voller Hoffnung glauben (Röm 4,18) und Wege der Versöhnung wagen. Menschen, die die leidvolle Erfahrung machen mussten, dass andere Böses im Sinn hatten. Die dennoch fest darauf vertrauten, dass mitten in diesen dunkelsten Momenten ihres Lebens Gott aber Gutes im Sinn hatte.
Davon hat uns noch ein Anderer erzählt. Einer, der im Anfang bei Gott war und in die Welt kam (Joh 1,1ff.), in das dürre Land unseres Unglaubens, in die verknotete Herzenshärte unseres Argwohns und manchmal unserer Schuld. Einer, der uns den Ausweg hinein in das verheißene Land gezeigt hat und der selber zu diesem Weg geworden ist. Der, auf ewig lebendig, zum Grund unseres Glaubens wurde und dessen Nachkommen so zahlreich geworden sind wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer.
Schwestern und Brüder,
mit Christus Jesus hatte der Vater für uns Gutes im Sinn. Er hat sich nicht irremachen lassen durch unsere abgründigen Irrwege. Unaufhaltsam fährt er fort, gütig von uns und für uns zu denken. Und wenn es nur das wäre, was wir heute mit hinein in dieses Wochenende nehmen: Gott hat Gutes im Sinn! Spuren davon sind überall zu entdecken.
Gelegenheiten, es ihm ein bisschen gleich zu tun, ebenso.
Und die sind so zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer. Mindestens!