Kommentar am Samstag der 29. Woche im Jahreskreis |

Röm 8,1-11

MITTAGSGEBET | SAMSTAG | 23.10.21

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer 6,12-18

Schwestern und Brüder!

1Jetzt gibt es keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind.

2Denn das Gesetz des Geistes und des Lebens in Christus Jesus hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes.

3Weil das Gesetz, ohnmächtig durch das Fleisch, nichts vermochte, sandte Gott seinen Sohn in der Gestalt des Fleisches, das unter der Macht der Sünde steht, zur Sühne für die Sünde, um an seinem Fleisch die Sünde zu verurteilen;

4dies tat er, damit die Forderung des Gesetzes durch uns erfüllt werde, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist leben.

5Denn alle, die vom Fleisch bestimmt sind, trachten nach dem, was dem Fleisch entspricht, alle, die vom Geist bestimmt sind, nach dem, was dem Geist entspricht.

6Das Trachten des Fleisches führt zum Tod, das Trachten des Geistes aber zu Leben und Frieden.

7Denn das Trachten des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott; es unterwirft sich nicht dem Gesetz Gottes und kann es auch nicht.

8Wer vom Fleisch bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen.

9Ihr aber seid nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt. Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm.

10Wenn Christus in euch ist, dann ist zwar der Leib tot aufgrund der Sünde, der Geist aber ist Leben aufgrund der Gerechtigkeit.

11Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt.

KOMMENTAR (Sr. Katharina FMJ)

Wir kennen Sie… die Stolpersteine… auf den Straßen unserer Stadt aber auch in vielen anderen Städten stolpert man immer wieder über diese kleinen Messingtafeln eingesetzt in die Pflastersteine der Gassen. Sie erinnern an Menschen, sie zeigen einen Namen, stehen für ein Leben, für Beziehungen und eine Geschichte, meist Juden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurden.

Da aber, wo die Stolpersteine und nun meine ich nicht die, die uns an Menschen erinnern, die unsägliches Leid, entwürdigenden Umgang und zum Himmel schreiendes Unrecht erlebt haben; Ich meine die Stolpersteine, über die wir so tagtäglich in unserem eigenen Innenleben stolpern, die uns zeigen, dass es Anteile in uns gibt, die von dem Geist des Lebens, von Lebendigkeit und Friede, Geduld und Langmut im Miteinander oder mit mir selbst noch nicht so sehr berührt sind, DA genau DA dürfen wir stolpern. Vielleicht kann man sich grad noch halten, und bekommt seine Füße wieder sortiert.

Aber… was sagt Paulus mit seiner steilen Gesetzestheologie des Fleisches und des Geistes dazu, die eigentlich nichts Anderes sagen will, als dass wir seit und mit und in Jesus Christus das freie Leben in Fülle geschenkt bekommen haben.

Wer nach dem Fleische lebt, kann Gott nicht gefallen. Was meint Paulus damit? Das Fleisch tut nicht nur Dinge, die moralisch böse sind, sondern es ist auch in der Lage, Dinge auszuführen, die moralisch gut sind. Aber in all diesen Dingen ist das eigene Ich in der einen oder anderen Form der Beweggrund. Und früher oder später stolpern wir so über uns selbst.

Die Stolpersteine, die uns hindern frei und belebt die Wege des Lebens zu gehen, liegen in uns, und wir können uns fragen, was ist es, dass uns stolpern lässt?

Der Lebenswandel im Geist hingegen führt zu Leben und Frieden. Der Heilige Geist ist Lehrer des Lebens, ja er selbst ist die Quelle des Lebens, die in uns zu ewigem Leben verströmt. Dieses ewige Leben ist schon in uns – durch den Geist.

Wenn Gottes Geist in euch wohnt… stehen wir in einem neuen Zustand.

Das ist das wunderbare Geschenk der Taufe, dass wir Kinder Gottes sind, dass der Geist Gottes in uns Wohnung genommen hat, und dieser Mieter zieht nie wieder aus uns aus – auch wenn er so manches Mal mit vielen anderen fiesen Mietern in uns im Streit liegen mag… und die Stimme der fiesen Mieter lauter ist.

Mit dem Heiligen Geist, dem Geist Christi, der in uns wohnt, können wir auch Christus selbst in uns und in den Menschen um uns herum erkennen.

Vielleicht wäre dieses Lied, was ich vor vielen Jahren schon als Kind gesungen habe auch ein gutes Lied als Begleitung der nun beginnenden Weltsynode… „Wes Geistes Kind sind wir… sind unsere Gedanken, unsre Pläne… es wird sich zeigen, ob wir im Namen Jesu beisammen sind.

Wes Geistes Kind sind wir, sind unsre Gespräche, unsre Worte? Es wird sich zeigen, ob wir im Worte Jesu zu Hause sind.

Wes Geistes Kind sind wir, sind unsere Aktionen unsre Taten? Es wird sich zeigen, ob wir im Namen Jesu Gemeinde sind.

Wes Geistes Kind sind wir, sind unsre Programme, unsre Ziele? Es wird sich zeigen, ob wir vom Kreuze Jesu gezeichnet sind.

"Wenn der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus von den Toten auferweckt hat, dann wird er, auch euch lebendig machen, durch seinen Geist, der in euch wohnt." (Röm 8,11)