Kommentar am Samstag der 6. Osterwoche |

Apostelgeschichte 18,23-28

MITTAGSGEBET | SAMSTAG | 15.05.21

Lesung aus der Apostelgeschichte (18,23-28)

23Nachdem Paulus einige Zeit in Antiochia in Syrien geblieben war, zog er weiter, durchwanderte zuerst das galatische Land, dann Phrygien, und stärkte alle Jünger.

24Ein Jude namens Apollos kam nach Ephesus. Er stammte aus Alexandria, war redekundig und in der Schrift bewandert.

25Er war unterwiesen im Weg des Herrn. Er sprach mit glühendem Geist und trug die Lehre von Jesus genau vor; doch kannte er nur die Taufe des Johannes.

26Er begann, offen in der Synagoge zu sprechen. Priszilla und Aquila hörten ihn, nahmen ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes noch genauer dar.

27Als er nach Achaia gehen wollte, ermunterten ihn die Brüder dazu und schrieben den Jüngern, sie möchten ihn freundlich aufnehmen. Nach seiner Ankunft wurde er den Gläubigen durch die Gnade eine große Hilfe.

28Denn mit Nachdruck widerlegte er die Juden, indem er öffentlich aus der Schrift nachwies, dass Jesus der Messias sei.

Kommentar | Sr. Katharina FMJ

Paulus ist auf seiner dritten Missionsreise auf dem Weg nach Ephesus. Paulus, dieser ruhelose Missionar steht heute gar nicht im Mittelpunkt. Aber ein Wort… neongelb unterstrichen… sticht heraus und spricht für unsere Lesung!

Ein Wort über Paulus, eine Eigenschaft neben vielen,

die den Funken des Geistes in sich trägt: andere stärken!

Was macht Kirche aus und was erlebe ich gerade als gut und schön in Kirche? Gerade in unserer Zeit ist es nicht immer leicht, darauf konkret eine Antwort zu finden.

Aber ist es nicht das? Sich immer wieder gegenseitig und miteinander zu stärken? Stark werden in der "Erzählgemeinschaft". Das Leben teilen und Gottes Liebe und heilvolle Gegenwart darin entdecken. Füreinander hoffen und glauben, lachen und sich in schweren Momenten gegenseitig stärken und tragen.

Christina Brudereck beschreibt diese Kirchenerfahrung so:

„Ich hoffe in der Präsenz derer, die dich lieben.“ (vgl. Ps 52,11)

Ich kann nicht alleine hoffen.

Ich muss nicht alleine hoffen.

Ich will auch nicht alleine hoffen.

Ich hoffe mit anderen gemeinsam.

Mit anderen gemeinsam hoffe ich.

Leichter. Mutiger. Beharrlicher.

Ich fühle mich allein.

Manches Mal fühle ich mich sogar in Gemeinschaft allein.

Aber ich bin nicht allein darin, mich allein zu fühlen.

Und lass mich daran erinnern, dass wir niemals ohne G-tt sind.

Vielleicht ist das ja der schönste Sinn von Kirche:

Immer wieder diese Erinnerung zu feiern.“

Ja wir sind eine Erzählgemeinschaft… wir lesen diese uralten heiligen Texte der Bibel, der Geschichten Gottes mit den Menschen. Wir hören vom Leben Jesu und seiner freisetzenden Botschaft und werden so selbst in diese Erzählgemeinschaft hineingenommen So werden wir zu denen, die andere stärken, die andere mit diesem frohmachenden Glauben entzünden, und sie tiefer hineinführen in den Glauben, der trägt.

Genau das hat dann nämlich auch dieser Apollos erlebt. Dieser Gelehrte aus Alexandria gehörte wohl zu einer Gruppe, die Anhänger des Johannes des Täufers waren. Und dann war er in diese Erzählgemeinschaft geraten, die Neues und mehr erfahren hatten, mehr von diesem Jesus. So wurde auch er von diesem lebendigmachenden Weg des Glaubens, von dieser Kraft der Auferstehung Jesu mitgerissen.

Doch nur gemeinsam wachsen wir in diesem konkret gelebten Glauben, dass Jesus Christus der Messias ist. Dass in all unserem Erzählen und Teilen ER es ist, der uns zuerst von der Liebe des Vaters erzählt hat und uns eingeführt hat, diese Erinnerung an seine Liebe zu feiern.

Vergessen wir nie: „Erinnerung ist Arbeiten an der Zukunft!“ (Aleida Assmann)

Zitat aus: Christina Brudereck, TROTZKRAFT, 2Flügel 2021