2. FASTENSONNTAG

"Er wurde vor ihnen verwandelt. " | Mk 9,2

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Markus (9, 2-10)

In jener Zeit 2nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verwandelt; 3seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. 4Da erschien ihnen Elja und mit ihm Mose und sie redeten mit Jesus. 5Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elja. 6Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. 7Da kam eine Wolke und überschattete sie und es erscholl eine Stimme aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. 8Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemanden mehr bei sich außer Jesus. 9Während sie den Berg hinabstiegen, gebot er ihnen, niemandem zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. 10Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.

Predigt (Br. Fabien-Marie FMJ)

Haben Sie auch manchmal morgens Schwierigkeiten aufzustehen?

Der Wecker klingelt schon, man meint ich bin gerade eingeschlafen und schon ist es Zeit, aufzustehen. Gott sei Dank, gibt es am Wecker diese Snooze-Funktion. Auf Deutsch gesagt: der Schlummer-Modus. D.h. den Wecker nach 2, 3, 5 Minuten erneut klingeln zu lassen. So kann man auch auf sanfte Weise erwachen und aufstehen.

Warum dieser Vergleich am Anfang der Predigt? Weil die Fastenzeit eine Zeit ist, um wach zu werden. Wach für die Realität. Wach für dieses Heute, das uns geschenkt ist, in dem die Stimme Gottes erklingt und auch wach für das Jenseits, das es heute schon zu sehen gibt.

Die Sonntage in der Fastenzeit widerholen sich jedes Jahr so wie diese Snooze-Funktion des Weckers. Sie mahnen uns: steh auf, wach auf für das Leben in Fülle, für die Realität der Auferstehung.

Der 2. Sonntag in der Fastenzeit, sei es im Lesejahr A, B oder C, spricht immer wieder von dieser Verklärung Jesu. Eine Einladung, aufzuwachen. Wie Paulus im Epheserbrief schreibt: „Steh auf du Schläfer, steh von den Toten auf und Christus wird dein Licht sein.“ (Eph 5,14)

Aufstehen und auferstehen. Die Jünger Jesu fragten sich: „Was ist denn das, Auferstehung.“ Sie fragten sich einander, was das sei, von den Toten auferstehen. - Ja, was ist das: Auferstehung? Jesus spricht nicht viel davon. Er erklärt uns nicht wirklich, was das ist, die Auferstehung. Er betont aber, dass es eine Auferstehung gibt. Dass die Auferstehung eine Wirklichkeit ist; gegen die Sadduzäer, die behaupten, es gibt weder Engel noch eine Auferstehung. Das steht, sagt Jesus, in der Schrift: „Gott ist ein Gott der Lebenden, nicht der Toten.“ Keiner hat die Auferstehung Jesu gesehen, aber den Auferstanden gesehen und gehört. Den verherrlichten Leib Jesu, sogar angefasst. Um besser zu verstehen, was Auferstehung ist, muss man Paulus hören: Er schreibt im 1. Korintherbrief: „Seht ich enthülle euch ein Geheimnis. Wir werden nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt sein. Plötzlich beim Posaunenschall. Ja die Posaune wird erschallen. Die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferweckt, wir aber werden verwandelt werden.“ (1 Kor 15,51f)

Verwandelt werden, das ist interessant, weil die Verklärung Jesu genau eine Verwandlung ist. Die Jünger Jesu haben ihn verwandelt, verklärt gesehen. Gucken wir ein bisschen näher diese Episode der Verklärung an. Ich habe da eine Indizienkette des Jenseits, des Wirken Gottes, der das Leben in Fülle ist beobachtet. Es gibt da vier Elemente. Es wird uns gesagt, dass die Kleider Jesu strahlend weiß wurden, so weiß wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Wenn das auf der Erde nicht möglich ist, dann kommt es vom Himmel. Da erschienen ihnen Elia und Moses und redeten mit Jesus. Elia und Mose waren zu dieser Zeit schon 1000 Jahre verstorben. Woher kommen die denn. Mose, der einmal Gott gefragt hatte: „Lass mich doch mein Angesicht schauen“ und als Antwort bekam er: „Keiner kann mein Angesicht schauen, ohne zu sterben.“ Und jetzt beobachtet er mit Elia das Gesicht Jesu, das verklärt ist. Das Gesicht eines Mannes im dem Licht Gottes. Tote sind zu hören und zu sehen. Woher kommen sie, wenn nicht vom Himmel?

Die Jünger waren vor Furcht ganz benommen. Furcht hat nichts mit Angst zu tun. Furcht empfindet, wer eine Gotteserfahrung macht. Die Jünger Jesu haben im Kopf dieses Wort Gottes: „Keiner kann ohne zu sterben mein Angesicht sehen. Und sie verstehen, wenn sie jetzt das Gesicht Jesu so sehen, dass es wirklich Gott ist, der handelt. Letztens gibt es diese Wolke und die Stimme des Vaters. Wolken sind theoretisch ja im Himmel und diese Stimme, die niemand gehört hatte, erklingt heute für die Jünger Jesu. Eine Einladung, Jesus selbst zu hören.

Die Kleider, Elia und Mose, die Furcht, die Stimme des Vaters und die Wolke, das alles spricht vom Jenseits, ja von diesem Leben über das Leben hinaus. Die Verklärung Jesu, diese Verwandlung ist also ein Einblick, ein Präludium, könnte man sagen, oder noch anders, eine Erstlingsfrucht, ein Vorgeschmack der Auferstehung, des Lebens in Fülle. Die Jünger fragten sich, was ist denn das, Auferstehung? Sie hatten aber eine Erfahrung der Auferstehung gemacht. Aber… sie hatten es nicht begriffen. Und man kann es gut verstehen.

Die Verklärung, die Verwandlung Jesu ist ein Einblick in die Auferstehung Jesu, aber auch in unsere Auferstehung. Was ist, liebe Schwestern und Brüder, das Ziel der Fastenzeit. Ja, das Osterfest. Und die Sonntage in der Fastenzeit haben die Funktion, diese Snooze-Funktion, uns wach zu machen. Wach für die Sehnsucht nach Leben in Fülle, für die Sehnsucht, sich für dieses Leben und für das Leben in Fülle neu wachzurütteln. Was ist das Ziel unseres Lebens? Nicht der Tod, sondern das Leben in Fülle. Das Leben in Fülle, das schon begonnen hat. Aber wie wach sind wir im Alltag. Das Ziel unseres Lebens ist sozusagen unser eigenes Osterfest.

Wir könnten jeden Tag das Aufstehen als Einübung für die Auferstehung praktizieren. Wenn der Wecker klingelt könnten wir Paulus hören, der im Korintherbrief von der Posaune spricht: „Wach auf du Schläfer und steh von den Toten auf und Christus wird dein Licht sein.“ Dieses Wort des Paulus ist eigentlich aus einem Hymnus des frühen Christentums übernommen. Wir könnten es vielleicht in unserem Wecker oder Smartphone speichern, so dass wir es jeden Morgen einmal oder mehrmals hören. Das hängt davon ab, ob wir die Snooze-Funktion benutzen oder nicht. Sich dieses Wort immer wiederholen: „Wach auf du Schläfer und steh von den Toten auf und Christus wird dein Licht sein.“ Ich weiß nicht wie Sie das machen morgens, um wach zu werden. Bei mir klingelt der Wecker einmal und dann ein zweites Mal. Dann mache ich die Nachtischlampe an. Dann sag ich mir, O Herr, was für ein helles Licht heute Morgen schon. Also eigentlich wie das Gesicht Jesu, das uns erleuchtet. Dann klingelt der Wecker ein drittes Mal, dann endlich stehe ich auf.

Aufstehen als Übung für die Auferstehung. Ich möchte Ihnen das heute einfach mit auf den Weg geben. Dass wir diese Sehnsucht nach Leben, nach Auferstehung in unserem konkreten Leben auch inkarnieren. Eine Hilfe zum Aufstehen aber auch eine Hilfe auf dem Weg des Glaubens an die Auferstehung Jesu und auch unsere eigene Auferstehung. Und dies einzuüben bis zum Tag an dem sich das Wort der Offenbarung des Johannes endlich erfüllen wird. Dieser Tag der Begegnung mit Gott, der Verklärung, ja der Tag unserer Auferstehung, unser eigenes Osterfest. An diesem Tag, sagt uns das Buch der Offenbarung, „wird es keine Nacht mehr geben. Wir werden weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne brauchen, denn der Herr unser Gott wird über uns leuchten.“ (Offb 22,5) Und wir werden leben, ja leben in Ewigkeit.



Wer die PRAKTISCHE ÜBUNG: AUFSTEHEN ALS EINÜBUNG FÜR DIE AUFERSTEHUNG ausprobieren mag...

Morgens mit dem gesungenen Vers aus dem Epheserbrief "Erwache Schlafender wach auf, stehe von den Toten auf, sieh, dein Licht wird Christus sein." aufstehen und mit dieser Botschaft in den Tag gehen.

Wir Schwestern und Brüder singen zwei verschiedene Gesänge mit diesem Kehrvers. - Einer mehr österlich mit Halleluja und eine weiterer aus der Liturgie der Fastenzeit.