2. SONNTAG IM JAHRESKREIS

"Was sucht ihr? " | Joh 1,36

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (1, 35-42)

In jener Zeit 35stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. 36Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! 37Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. 38Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, sagte er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister —, wo wohnst du? 39Er sagte zu ihnen: Kommt und seht! Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. 40Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. 41Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden – das heißt übersetzt: Christus – der Gesalbte. 42Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen, das bedeutet: Petrus, Fels.

Predigt (Br. Fabien-Marie FMJ)

Joggen Sie gern? Manchmal laufe ich am Rhein entlang, und ich bin bei weitem nicht der einzige. Es gibt viele Läufer, aber jeder für sich, jeder allein. Und besonders heutzutage. Es hat nichts zu tun, mit einem Staffellauf. Kennen Sie diese Läufe, wo man seinem Mitläufer einen Staffelstab gibt und er läuft weiter?

Die Texte dieses Sonntags stellen uns vier Begegnungen, ja vier Staffelübergaben vor: Heute geschieht diese Übergabe zwischen Eli und Samuel, Johannes dem Täufer und Andreas, Andreas und Simon, Paulus und den Einwohnern von Korinth.

Betrachten wir diese vier Begegnungen näher:

Eli, der Priester Eli: Er ist ein Mann, ein Priester, der leicht zu beeinflussen ist, ein bisschen lahm, ohne große innere Entschlossenheit. Aber als der junge Samuel zum dritten Mal zu ihm kommt, als ob Eli ihn gerufen hätte, versteht Eli, dass Gott das Kind ruft gerufen hat. Obwohl seine eigene Beziehung zu Gott zerbrechlich ist, hilft Eli Samuel dabei, eine Gotteserfahrung zu machen. Denn Samuel kannte den Herrn noch nicht und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden. Der alte Eli hilft diesem Kind in eine Freundschaft mit Gott einzutreten, sein Wort zu hören und zu bewahren. Welch ein Segen war Eli für Samuel.

Schwestern und Brüder, gab es auch Elis in ihrem Leben, die ihnen die Begegnung mit Gott eröffnet haben?

Die zweite Szene ist die des Evangeliums. Johannes und seine beiden Jünger:

Was macht Johannes? Er zeigt auf Jesus. Johannes versucht nicht Andreas und seine Begleiter zu überzeugen. Er zeigt ihnen nur Jesus und sagt: Seht das Lamm Gottes. Das Wort und das Leben des Johannes weisen auf einen anderen hin. Einfach, aber sehr klar. Durch Johannes findet die Erwartung, die Andreas in sich trug eine Antwort, die ein Gesicht hat: das von Jesus. Johannes war ein außergewöhnlicher Segen für Andreas. In wenigen Worten aber mit der Wahrheit eines Lebens, das in den Hintergrund tritt, damit Jesus sichtbar werden kann.

Schwester und Brüder gab es in ihrer Lebensgeschichte Menschen wie Johannes, die ihnen Jesus gezeugt haben und dann in den Hintergrund getreten sind?

Die dritte Szene lesen wir in der Fortsetzung dieses Evangeliums: Andreas folgt Jesus.

Er sah, wo er wohnte und er bliebt bei ihm und spontan geht er zu seinem Bruder Simon und sagt ihm: Wir haben den Messias gefunden! Er nimmt Simon zu Jesus mit: einfach durch seine Freude, durch seine Begeisterung. Welch ein Segen war auch Andreas für Simon. Simon wurde zu Jesus geführt und spürte sofort den Blick Jesu. Nie zuvor war Simon so angeschaut worden, angeschaut und verwandelt durch Jesus. So sehr verwandelt, dass er seinen neuen Namen annimmt, ohne etwas zu sagen. Du sollst Kephas heißen, das bedeutet Petrus, Fels. Mit mir wird dein Leben beständig, scheint Jesus zu sagen.

Schwestern und Brüder, gab es auf ihrem Weg Menschen, wie Andreas, die sie zu Jesus geführt haben?

Die vierte Szene finden wir in der 2. Lesung. Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth. Er schreibt an Frauen und Männer die das Evangelium schon angenommen haben und die Jesus kennengelernt haben. Was schreibt ihnen Paulus? Er stellt Ihnen Fragen. Wisst ihr, dass euer Leib für den Herrn und der Herr für den Leib da ist? Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Hl. Geistes ist. Wisst ihr, dass Gott uns alle auferwecken wird durch seine Macht?

Paulus hilft den Korinthern mit diesen Fragen, sich den Wundern ihres Glaubens, ihrer Taufe, der Gaben Gottes und ihrer unendlichen Würde in den Augen Gottes bewusster zu werden. Welch ein Segen für die Korinther. Paulus enthüllt ihnen die ganze Tiefe des Glaubens, die sie noch nicht kannten.

Schwestern und Brüder, gab es in ihrem Leben Paulusse, die ihnen die außergewöhnliche Würde der Kinder Gottes enthüllt haben.

Fassen wir das alles nochmal zusammen:

Eli, ein schwacher Mann, aber Werkzeug Gottes.

Johannes der Täufer, ein großer Gottesfreund, der sich zurücknehmen kann.

Andreas, ein junger Zeuge Jesu durch seine Begeisterung

Paulus, ein radikaler Jude, der nach seiner Bekehrung, Diener des Geheimnisses Christi wird.

Durch sie hat Samuel eine Gotteserfahrung gemacht, ist Andreas Jesus begegnet, wurde Petrus von Jesus verwandelt, haben die Korinther den tiefen Reichtum ihrer Taufe entdeckt.

Ich sollte es bekennen: heute war nur von Männern die Rede. Aber, wir wissen es, das Neue Testament ist auch voll von Frauen, die auch die Staffel dieses Lauf des Glaubens weitergegeben haben. Denken wir nur an die Samariterin, die ihr ganzes Dorf zu Jesus geführt hat. Oder an Maria Magdalena, die allererste Verkünderin der Auferstehung Jesu.

Schwestern und Brüder, Gott freut sich über diese Gnadenereignisse, diese Begegnungen, wo Frauen und Männer laufen, um die Staffel des Glaubens weiterzugeben, damit andere Menschen Gott begegnen, tiefer kennenlernen. Gott möchte, dass die Wahrheit seiner Liebe unter uns verbreitet wird, damit wir uns gegenseitig zu Kindern Gottes machen, uns zum Leben mit Gott, in die Freundschaft mit Gott führen. Und das ist nicht den Heiligen vorbehalten. Eli war keiner, die Frau aus Samarien auch nicht. Das ist auch nicht den alten Menschen vorbehalten. Andreas war ein junger Fischer. Das ist auch nicht den Priestern vorbehalten. Johannes der Täufer der dieses Amt von seinem Väter hätte übernehmen können, hat darauf verzichtet. - Das ist die Sendung aller Getaufen! Einer soll den anderen zu Gott führen. Indem wir einfach froh unseren Glauben leben.

Und das ist Kirche! Kirche ist communio – gemeinsames Unterwegssein. Gegenseitige Unterstützung, ja Staffelläufe. Kirche, das sind Eli und Samuel, Johannes der Täufer und Andreas, Andreas und Simon Petrus, Paulus und die Korinther und auch die samaritische Frau und Maria Magdalena und wir alle.

Eines Tages haben auch wir den Staffelstab von einem anderen Menschen bekommen. Wir sollen den Stab weitergeben. Wir sind alle dazu berufen gleichzeitig Jünger aber auch Apostel zu werden. Jünger heißt: Jesus folgen – Apostel heißt: Jesus verkünden. Dazu ist uns die Kraft, die Dynamik des Hl. Geistes geschenkt worden, damit das Evangelium bis an die Grenzen der Erde gelangt, bis an die Grenzen der heutigen Welt, der heutigen Situation gelangt. Kirche das sind die Menschen, die das Abenteuer des Glaubens leben und diesen Glauben von Generation zu Generation weitertragen, damit diese Kette nie abreißt. So viele Menschen, ja sogar alle Menschen brauchen das Zeugnis eines frohen, offenen Glaubens. Also los! Der Staffellauf des Evangeliums hat schon längst begonnen. Es ist nie zu spät um am Rennen teilzunehmen. Also rennen wir mit!