3. ADVENTSSONNTAG B

Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! | Mk 1,3

+ Aus dem Evangelium nach Johannes (Joh 1, 6-8.19-28)

6Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.

7Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.

8Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.

19Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?,

20bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias.

21Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein.

22Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst?

23Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.

24Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer.

25Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet?

26Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt

27und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.

28Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.

Predigt (Fra' Georg Lengerke)

„Freut Euch! – „Gaudete!“ beginnen die Gottesdienste am Dritten Adventssonntag. „Sehr witzig“ sagen die Menschen, denen wegen der Pandemie oder der Einschränkungen gerade herzlich wenig nach Freude zumute ist.

Aber „Lockdown“ ist nicht nur eine Erfahrung der Pandemie. Wir haben einen „harten Lockdown“ und einen „Lockdown light“ erlebt. Aber auch vorher, auch ohne Pandemie, lebten die meisten von uns in einer Art Lockdown – gemessen an der Freiheit und Gottesnähe, Liebes- und Gemeinschaftsfähigkeit, zu der wir ursprünglich berufen und begabt sind.

Die Alten sprechen von einer „gefallenen Welt“. In ihr ist unser Leben ständig bedroht. Es ist von Gebrochenheit und Vergänglichkeit und der Angst davor geprägt und zugleich von Gesetzen und Regeln eingehegt, damit es nicht zu Mord und Totschlag kommt.

Gott wird ein Mensch während die Welt im Lockdown ist. Mehr noch: Er wird Mensch, weil die Welt im Lockdown ist – und es auf die eine oder andere Weise schon seit Urzeiten war.

Viele Weihnachtsfreuden werden dieses Jahr ausfallen. Das ist traurig und ärgerlich. Aber die Weihnachtsfreude, dass Gott in unsere Lockdowns kommt – auch da wo wir nicht zueinander kommen, die will neu entdeckt werden.

Weihnachten ist nicht die Suggestion einer heilen Welt, sondern Einbruch des Heilands in eine unheile Welt. Weihnachten ist der Grund, warum Menschen noch in Kerkern und Hungerbunkern Lieder gesungen haben. Weil es auch noch im Grauen eine Freude darüber gibt, dass es Gott nicht graut, unter uns Menschen zu sein.

Ich denke mir die Zeile aus „Macht hoch die Tür“ dieser Tage so:

„Komm, o mein Heiland Jesu Christ,

meins Lockdowns Tür dir offen ist…“