4. ADVENTSSONNTAG C







Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? | Lk 1,43

+ Aus dem Evangelium nach Lukas (1,39-45)

39In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. 40Sie ging in das Haus des Zacharías und begrüßte Elisabet. 41Und es geschah: Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt 42und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. 43Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? 44Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. 45Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.

Predigt (Br. Fabien-Marie FMJ)

Diese sehr bekannte Szene aus dem Lukasevangelium

erzählt uns von der Begegnung

zwischen Maria und Elisabeth.

Es gibt eigentlich mehrere Begegnungen.

Ich sehe hier 3 Begegnungen.

Die erste, zwischen Marie und Elisabeth

Maria, die noch ganz unter dem Eindruck

ihrer außergewöhnlichen Begegnungen mit dem Engel steht,

bricht auf, um ihre Cousine Elisabeth zu besuchen.

Sie wird ungefähr 120 Kilometer durchlaufen

um von Nazareth nach Ain Karim zu gelangen.

Anscheinend allein,

und nicht nur deshalb in aller Eile.

Elisabeth braucht ja Hilfe und Unterstützung.

Ihre betagte Cousine „ist jetzt schon im sechsten Monat“.

Zwei werdende Mütter begegnen sich also.

Zwei Frauen, die eine geheimnisvolle Schwangerschaft erleben.

Wenige Worte werden gewechselt:

aber welche Worte!

Maria begrüßt ihre Cousine

auf die übliche Art und Weise:

das bedeutet: „der Friede ruhe auf euch“.

Nicht nur auf dich

sondern auf euch

Maria weiss durch den Engel, das Elisabeth schwanger ist,

und sieht jetzt mit eigenen Augen das es in der Tat so ist.

Shalom alekhem,

„der Friede ruhe auf euch“.

Elisabeth ist ja nicht alleine…

sie trägt einen Sohn in ihrem Leib.

Doch Elisabeth gibt nicht die gewöhnliche Antwort:

Alekhem shalom.

Ihren Sohn hat gehört und offenbart seine Freude:

er hüpfte in ihrem Leib! lesen wir.

Dieser Freudensprung läßt in Herzen Elisabeth

den Geist aufbrechen,

den Heiligen Geist,

der schon im Herzen Johannes wohnt.

Der Engel hatte ja Zacharias, dem Mann Elisabeth, dem Vater Johannes offenbart:

„schon im Mutterleib wird das Kind vom Heiligen Geist erfüllt sein“ (Lk 1,15).

Elisabeth also jetzt auch erfüllt vom Heiligen Geist

antwortet auf den Gruß Mariens

mit Worten der Erkenntnis,

also mit Worte die ihr vom Geist eingegeben werden.

Sie nimmt in der Tat wie ein Echo

die Botschaft des Engels der Ankündigung wieder auf.

Diesen Worten die nur nur Maria gehört hatte:

Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir, sagte der Engel

Gesegnet bist du unter den Frauen, wiederholt Elisabeth.

Und sie bezeichnet im Voraus Jesus als den Herrn, wenn sie sagt:

Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

Dann preist sie den Glauben Marias,

den Glauben derer,

die die Ankunft des Messias erwarteten

und freut sich mit ihr,

die Erfüllung diese Verheißung in ihrem Leib zu sehen.

All das hat gerade der Heilige Geist in ihr bewirkt.

Und das hatte sehr wahrscheinlich Maria ganz besonders

in ihrem außergewöhnlichen Geschick gestärkt.


Zweite Begegnung: zwischen Johannes und Jesus.

Wenn Elisabeth in ihrem Großen Alter Mutter wird,

trägt sie in ihrem Schoss ein sehr frühreifes Kind.

Kaum 6 Monate alt, noch nicht zur Welt,

und schon beginnt er seine Sendung als Vorläufer Jesu zu üben.

Schon kündigt er den an,

der erst einige Tage alt ist.

Ohne Worte, - selbstverständlich! -

Aber mit ganzem Leib und ganzer Seele.

Und Johannes genießt diese Vorfreude der Begegnung mit Jesus.

Eine Freude, die eines Tages vollkommen sein wird:

„der Freund des Bräutigams aber,

der dabeisteht und ihn hört,

freut sich über die Stimme des Bräutigams“

wird er später sagen (Joh 3, 29).

Diese Szene des Evangeliums

ist also tatsächlich mehr als eine einfache Begegnung zwischen zwei Frauen.

Nicht allein Maria besucht Elisabeth.

Jesus kommt Johannes dem Täufer entgegen.

Das Wort, das Wort Gottes das Fleisch geworden ist,

kommt Johannes,

kommt die Stimme die ihn ankündigen soll entgegen.

Dritte Begegnung: Gott selbst besucht sein Volk

Ja, in Wirklichkeit besucht Gott selbst sein Volk

durch das Wirken seines Geistes

in den Herzen von Maria, Elisabeth, Jesus und Johannes dem Täufer.

Der Urheber dieser Begegnung ist der Schöpfergeist,

der uns alle am Tage unserer Taufe besucht hat.

Und die Spure seines Kommens ist die Freude.

Fast jedes Mal, dass Lukas vom Heiligen Geist berichtet,

sei es im Evangelium oder in der Apostelgeschichte,

erwähnt er auch die Freude.

Heilige Geist und Freude sind untrennbar.

Die Freude ist ja eine Gabe des Heiligen Geistes.

Und wir, Schwestern und Brüder,

wir die das Kommen, den Besuch,

die Begegnung mit Jesus erwarten,

wie können wir schon jetzt uns von Gott besuchen lassen?

Genau in diesem Moment, wo wir zusammen sind

besucht auch uns der Herr.

Ja, der Heilige Geist besucht uns jetzt und sogar auf mehrere Weise.

Zuerst, durch unsere Zusammenkunft als Kirche.

Dann durch die gemeinsame Lesung und Betrachtung dieses Berichtes.

Der Heilige Geist überlagert sozusagen die Worte die wir lesen.

Er ist das Mark der Worten der Schrift,

ja das Rückenmark der Schrift.

Er verleiht so diesen Worten Kraft und Licht.

Und so, durch das was wir hören, spricht er selbst,

vollendet er selbst sein wohlwollendes und heilbringendes Wirken in uns.

Und das Zeichen, dass wir ihn gehört haben, ist die Freude,

die Freude, die in uns wächst.

Der Vater, das Wort und der Geist besuchen uns also, hier und jetzt.

Jedes Mal das wir uns auf dem Weg machen,

um Gott durch die Heilige Schrift zu begegnen, kommt er auch zu uns.

Er besucht uns und umsorgt uns,

wie damals Maria bei Elisabeth.

Er kommt uns entgegen und wartet,

dass wir ein paar Schritten zu ihm machen.

Mögen wir diese Gabe des Wortes Gottes,

wie ein Schatz in uns tragen.

Ja, genau wie Elisabeth und Maria,

ihre Söhne in sich tragen.

Ja, genau wie Maria,

die das Wort des ewigen Gottes in sich getragen hat.

Dann erleben wir schon die Weihnachtsfreude,

wie Johannes in seinem Evangelium schreibt:

Das Wort kam in die Welt,

[es] kam in sein Eigentum,

die seinen nahmen es auf

allen, die [es] aufnahmen, gab [es] Macht, Kinder Gottes zu werden,

Und das Wort ist Fleisch geworden

und hat unter uns gewohnt,

und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,

die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater,

voll Gnade und Wahrheit (Joh 1, 9-14)

Amen.