4. SONNTAG DER OSTERZEIT

SONNTAG DES GUTEN HIRTEN

ICH BIN DIE TÜR. | Joh 10,9

+ Aus dem Evangelium nach Johannes (10,1-10)

In jener Zeit sprach Jesus: 1Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. 2Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. 3Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. 4Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. 5Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen. 6Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. 7Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. 8Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. 9Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. 10Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

Predigt (Br. Jean-Tristan)

Ich bin die Tür zu den Schafen.

Wie sieht diese Tür aus, Herr? Sieht sie aus wie unsere irdischen Türen? Zum Beispiel wie die Türen unserer Kirchen, die wir nach sieben Wochen für unsere Gläubigen gerade geöffnet haben? Denn während dieser langen Wochen, wo wir bei verschlossenen Türen gebetet haben, haben wir viel Zeit gehabt, um über die Bedeutung und die Zweideutigkeit einer Tür zu meditieren.

Eine geschlossene Tür, kann als Zeichen einer Ausgrenzung wahrgenommen werden. Besonders von denjenigen, die draußen stehen und nicht hineindürfen. Viele Gläubige haben diese Zeit so erlebt. Wir waren drin. Sie waren draußen. Sie wären gern drinnen gewesen. Das durften sie nicht. Heute dürfen wir sehr vorsichtig unsere Türe öffnen. In Deutschland sind wir privilegiert. Woanders werden die Gläubigen noch vor geschlossenen Türen warten müssen. Wahrscheinlich noch lange Wochen. Eine geschlossene Tür kann auch als Zeichen eines Eingeschlossen-Seins wahrgenommen werden. Zumindest für diejenigen, die drin sind und die nicht raus dürfen. Denken wir an die Spanier, die eine sehr strenge Ausgangssperre durchleben müssen. Sie dürfen nicht raus, um frische Luft zu schnappen. Aber eine geschlossene Tür ist auch eine Sicherheit. Besonders wenn Diebe und Räuber draußen herumlaufen, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten, wie Jesus im heutigen Evangelium sagt. Dann ist es gut, eine Tür zu haben, die man verriegeln kann.

Nun ist eine offene Tür auch zweideutig. Sie ist Symbol der Freiheit. Das stimmt. Man darf rein. Endlich! Man darf raus. Endlich! Eine offene Tür ist auch Symbol der Erneuerung. Frische Luft kann rein und erneuert die verbrauchte Luft. Man atmet auf. Endlich! Aber in einer offenen Tür steckt auch eine Gefahr. Wir haben unser Hauptportal geöffnet. Aber das Erzbistum hat uns gewarnt. „Achtung, lasst die Tür weit offen, damit keiner die Türklinke berührt“ Oder? Stellt bitte am Eingang Desinfektionsmittel zur Verfügung, damit die Gläubigen sich die Hände desinfizieren können“. Eine offene Tür kann auch Angst erwecken. Zwar kann die frische Luft rein. Aber auch der Dieb, der Räuber, das Virus. Alle, die kommen, damit die Schafe nicht das Leben haben, sondern den Tod.

Ich bin die Tür zu den Schafen. Welche Tür bist du, Herr? Heute sagst du uns: Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden, er wird ein und ausgehen und Weide finden.

Deine Tür, Herr, kennt keine Zweideutigkeit. Für die Diebe und Räuber bleibt sie geschlossen. Für deine Schafe dagegen bleibt sie immer offen. Du sagst uns; diese können immer wieder rein- und rausgehen. Das heißt, mit dir sind wir frei. Das heißt, dass wir nichts zu fürchten haben, wenn wir durch dich hineingehen. Du hast kein Desinfektionsmittel vor deine Tür gestellt. Du verlangst nicht von uns, dass wir steril sind, um eintreten zu dürfen. Du sagst: Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden. Wenn wir durch dich hindurchgehen, dann werden wir gewaschen, gereinigt, gerettet.

Ich bin die Tür zu den Schafen. Ich habe probiert, mir diese Tür vorzustellen. Und ich habe eine Tür gesehen. Sie war ganz einfach. Aber ihre beiden Türpfosten und ihr Türsturz waren mit Blut bestrichen. Wie die Türe der Israeliten in Ägypten in der Paschanacht (Vgl Ex 12, 7) Dieses Blut ist dein Blut. Durch deine Wunden sind wir geheilt. Diese Tür ist deine durchbohrte Seite. Sie ist das Mal der Nägel an deinen Händen. Nein, wir brauchen kein Desinfektionsmittel, um eintreten zu dürfen. Dein Blut hat uns gereinigt. Ein für alle Mal. Du hast unsere Sünde mit deinem eigenen Leib auf das Holz des Kreuzes, auf das Holz der Tür, getragen. Damit wir tot sind für die Sünden und leben für die Gerechtigkeit.

Unsere Welt war abgekapselt, ihre Türen waren verriegelt. Durch deinen Tod und deine Auferstehung, hat du die Türe weit geöffnet. Fortan, so Paulus, gibt es nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus. Vgl Gal 3, 28. Der Himmel war geschlossen, so die Propheten. Durch deinen Tod und deine Auferstehung hast du eine Tür zum Himmel geöffnet. Ja Herr, du bist die Tür. Die einzige Tür. Durch sie möchten wir hineingehen.Denn wir wissen, dass, wenn wir durch dich hineingehen, wir gerettet werden. Wir wissen, dass wir das Leben haben werden. In Fülle.

Amen Halleluja!